Serhij Zhadan kennt die Region des Donezbeckens, er ist dort geboren, dort findet er sein heimisches Publikum als Schriftsteller, Musiker und Kulturorganisator. Vor allem aber gehört er zu den literarischen Kronzeugen der Zerstörungen, die der Konflikt mit Russland dort in der Gesellschaft anrichtet. Das jüngste Beispiel dafür ist sein Roman Internat. Allein die Konstellation der Handlung fasst eines der brennendsten Probleme der Gegenwart ins erzählerische Bild: die Zerstörung des zivilen Lebens durch Kämpfe, die schwer definierbar und deren Akteure schwer greifbar sind, weil sie unterhalb der Schwellen offiziell erklärter Kriege stattfinden. Diese Situation bestimmt den Schauplatz, auf dem sich die Figuren in seinem neuen Roman bewegen. Es gibt nicht viele Erzählwerke, die so nahe an die Schrecken unserer Gegenwart heranführen. Sabine Stöhr und Juri Durkot, die den Roman ins Deutsche übertragen haben, erhielten den "Preis der Leipziger Buchmesse 2018" in der Kategorie Übersetzung.
Zum Autor:
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er debütierte als 17-Jähriger. Sein Werk umfasst zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Für Die Erfindung des Jazz im Donbass wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte den Roman zum "Buch des Jahrzehnts". Zhadan lebt in Charkiw.