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Albrecht Selge: Silence

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Albrecht Selge hat bereits in seinen vorangegangenen Büchern sein musikalisches Wissen und Verständnis in Literatur hineingearbeitet. Und auch in diesem Buch geht es immer wieder um Musik – zum Beispiel solche, die sich als Stille ausgibt oder solche, die aus der Stille kommt.

Selbst das Schweigen bezeichne sich durch Töne, sagt Rameaus Neffe in Diderots gleichnamigen Buch, das Goethe übersetzte. Dagegen bei der Stille in der Musik an John Cages 4‘33‘‘ zu denken, diesen mit Zen-Krempel aufgemotzten Kalauer, wo vier Minuten und dreiunddreißig Sekunden lang der Musiker keinen Ton spielt: fast so nervig wie an den tauben Beethoven zu denken. Der späte Beethoven und John Cage, die Klassensprecher der Stille in der Musik.

Und Albrecht Selge: Der Klassenbeste und gebildete Schöpfer feuilletonaffiner Späße in der Literatur, bei dem man auch immer noch etwas lernt. Dass Lärm zum Beispiel krank machen kann. Selges Erzähler ist Ende 40 und verheiratet; dreifacher Vater noch dazu. Er ist kulturaffin und leidet unter den Geräuschen, die die Welt ihm zumutet. Für so etwas gibt es Ohropax oder Kopfhörer. Die helfen aber bei der Midlife-Krise wenig, aber das ist auch ein unfeines Wort.

„Silence“ hat weniger Handlung als Reflexionen, weniger einen Plot als assoziative Aneinanderreihungen von Erlebnissen, Stimmungen. An Worten fehlt es Selges Ich-Erzähler gewiss nicht, aber diesen Widerspruch hat Selge eingepreist: Es lässt sich eben auch über das Schweigen sehr viel sagen.

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