Cordelia Edvardson, geboren 1929 in Berlin, war die Tochter der Schriftstellerin Elisabeth Langgässer. Ihr 1986 erschienenes Buch „Gebranntes Kind sucht das Feuer“ liegt nun in einer Neuübersetzung aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein und versehen mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann vor. Es ist nicht, wie oft leichtfertig behauptet wird, ein Abrechnungsbuch mit der Mutter, jedenfalls nicht in erster Linie.
Edvardson war das Kind einer unehelichen Liaison ihrer Mutter mit dem jüdischen Staatsrechtler Hermann Heller. Die Mutter, streng katholisch und eine Verehrerin Hitlers, aber ebenfalls mit jüdischen Wurzeln, erscheint zu Beginn dieses erschütternden Berichts als eine so dominante wie strahlende Figur. Ihre Worte sind kostbar und ihre Verse reine Poesie. Dieses Bild ist allerdings von Beginn an ambivalent. Um ihre Tochter zu schützen, arrangiert Elisabeth Langgässer die Adoption ihrer Tochter, die dadurch einen spanischen Pass erhält. Als die Gestapo Mutter und Tochter unter Druck setzt, unterschreibt Cordelia ein Dokument, in dem sie eine doppelte Staatsbürgerschaft anerkennt. Kurz darauf wird sie nach Auschwitz deportiert.
Die Erinnerungen an die Zeit im Lager, an die Mischung aus Chaos, Grausamkeit und tödlicher Stille, wechseln sich ab mit den Kindheitserinnerungen eines scheuen, stets schamerfüllten jungen Menschen. Edvardson überlebt das Konzentrationslager und wird nach Schweden gebracht. Dort erreicht sie ein Brief der Mutter, die die Erlebnisse der Tochter als Romanstoff verwenden möchte. „Gebranntes Kind sucht das Feuer“ gehört nicht zu den bekanntesten, aber mit Sicherheit zu den bedeutendsten Büchern aus dem Bereich der Erinnerungsliteratur.