Der neunte Fall für Simon Brenner, aber was heißt da schon „Fall“, denn mittlerweile weiß man, dass die Geschichten um den gescheiterten Polizisten und zum Privatermittler gewandelten Brenner weit mehr sind als Krimis.
Schon seit dem sechsten Brenner ist Wolf Haas sich sicher gewesen, dass sein Antiheld auserzählt ist. In „Brennerova“ hat er ihn sogar schon umgebracht, aber frei nach dem Motto „Wenn Du einmal stirbst, muss man das Maul extra erschlagen“, habe er „den Brenner“, wie die Erzählstimme ihn nur nennt, auch einfach weiterreden lassen, erzählt Haas.
Nun schickt Wolf Haas den Brenner auf eine Müllkippe zur Arbeit, denn das private Ermittlergeschäft geht gerade nicht so gut. Brenner macht das Beste daraus, nämlich eine Übung im systematischen Denken, doch es dauert nicht lang, und es findet sich dort, auf dem Wiener Mistplatz, eine zerstückelte Leiche; die Einzelteile auf unterschiedliche Container verteilt. Und natürlich ist die Krimihandlung wie stets ein Vehikel für gesellschaftliche Themen, die Haas in einer Suada aus feinstem Schmäh, Geplauder und syntaktischer Verwirrung in den Roman hineinbringt.
In diesem Fall geht es um den Menschen als Ersatzteillager, um das Recycling von Organen und natürlich um das Recycling von Müll, das Brenner als ökologisch wertvoll betrachtet. So kann man sich den sozialen Abstieg auch schönreden.
Überhaupt: reden. Darum geht es. Anarchisch, alte Sinnzusammenhänge auflösend, neue erzeugend. Die Dekonstruktion des Krimis als Neukonstruktion einer Welt. „Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Den klassischen Eröffnungssatz gibt es nicht mehr. Ist sozusagen entsorgt. Aber wahr ist er trotzdem. Irgendwas passiert ja immer.