Gespräch

Jan Mohnhaupt – Von Spinnen und Menschen. Eine verwobene Beziehung

Stand
Das Gespräch führte
Gregor Papsch
Gespräch mit
Jan Mohnhaupt

Bei Spinnen kommt unsere Tierliebe schnell an Grenzen. Jetzt hat der Autor Jan Mohnhaupt mit seinem Buch „Von Spinnen und Menschen – Eine verwobene Beziehung“ eine Hommage an die faszinierenden Tiere geschrieben.

Schlucken Menschen in ihrem Leben im Schnitt wirklich 200 Spinnen im Schlaf? Und ist die Nosferatu-Spinne eigentlich gefährlich für Menschen? Im lesenswert-Gespräch mit Moderator Gregor Papsch nimmt Autor und Spinnenfreund Jan Mohnhaupt zahlreiche Vorbehalten gegenüber Spinnen genau unter die Lupe.

Faszination Spinne

Der Autor selbst habe sich bereits im Kindesalter für die Tiere fasziniert. Eine Vogelspinne als Haustier sei sein sehnlichster Wunsch gewesen. Jahrelang habe er sich mit Spinnen, die im Haus oder Garten lebten, beschäftigt und viel über Vogelspinnen gelesen. Bis sein Wunsch schließlich im Jugendalter in Erfüllung ging:

Als ich sie bekommen habe, war ich noch keine 14 Jahre alt und sie erst wenige Wochen. Sie war ein Überbleibsel auf einer Börse, wo Menschen wie ich Tiere wie sie kaufen können. Kurz vor Toresschluss hielt mir eine Frau eine Plastikdose hin, wie wir sie von der Fleischtheke im Supermarkt oder vom Olivenstand am Wochenmarkt kennen. Anstatt Weinblättern oder Wurstsalat befand sich darin eine dünne Schicht Erde und darauf saß sie: eine junge Vogelspinne der Art Aphonopelma Seemanni. Sie war gerade mal so groß wie der Kopf einer Reißzwecke und strahlte in hellem Blau.

Seine Vogelspinne, die er Alpha taufte, lebte etwa 25 Jahre bei Autor Jan Mohnhaupt. Doch trotz der besonderen Eigenschaften, die Spinnen mitbringen – sie sind beispielsweise kunstvolle Baumeisterinnen, perfekte Jägerinnen und Meisterinnen der Anpassung – hält sich ihr negatives Image hartnäckig.

Das Bild der Spinne in verschiedenen Kulturen

Erstmal ist auch das Erscheinungsbild für viele gewöhnungsbedürftig (…). Gerade in unseren Breiten ist die Spinnenangst doch stark verbreitet. Das ist eigentlich verrückt, weil es hier de facto keine gefährlichen Spinnen gibt und das hängt schon sehr stark mit der Prägung durch das Christentum zusammen. Denn wenn man sich mal die Geschichten aus der christlichen Geschichte und Mythologie anschaut, dann findet man da eigentlich mit die bösartigsten Spinnengeschichten weltweit.

Doch nicht in allen Kulturen haftet der Spinne ein solches Negativbild an:

Zum Beispiel bei den Mapuche in Chile gilt die Spinne als die Urmutter der Webkunst. Sie hat angeblich den Menschen dort, und im Speziellen den Frauen, die dort für das Weben zuständig sind, diese Kunst übermittelt und alle Fertigkeiten beigebracht, was die Stoffe und die Farben angeht. Dort hat die Spinne eine sehr positive Rolle.

In Afrika, insbesondere in Westafrika, würden die Vogelspinnen, die im Boden leben, als besonders weise gelten, weil sie dort in Kontakt mit den Erdgeistern kämen, so Jan Mohnhaupt weiter.

Und dort gibt es auch Menschen, die in den Wald gehen und so eine Art Spinnen-Orakel befragen. Wenn man eine wichtige Frage hat, ob man zum Beispiel eine Krankheit überlebt oder eine Reise antreten soll oder sich für den richtigen Partner oder die richtige Partnerin entschieden hat, dann legt man Blätter rund um die Höhle der Spinne aus und je nachdem, wie die Spinne sie dann bewegt, wird das dann gedeutet.

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