Die Begründung der Jury:
"Bewundernswert ist ihr Sinn für das Konkrete und Atmosphärische. Der 1940 geborenen Ulrike Edschmid geht es in ihrem Schreiben um die Vermeidung falscher Sätze, ohne jede Polemik. Auch ihr neues Buch ist eine heikle, aber geglückte Gratwanderung. Das Verschwinden des Philip S. zeigt, dass ein Riss durch den dramatischen Aufbruch der sechziger Jahre verläuft. Das Buch beschönigt weder die Brutalität der damaligen Polizeieinsätze noch die kalte Gewaltbereitschaft ihres ehemaligen Gefährten.
Die Entfremdung von dem späteren Terroristen Philip S. wird so anschaulich und überzeugend geschildert wie die Liebe zu dem jungen Mann, den sie 1967 in der Filmhochschule in Westberlin kennenlernt. Wie nebenbei entsteht ein poetisches Porträt des damaligen Zeitgeistes. Nie ist die Verbindung von Sinnlichkeit und Bedrohung so eindrücklich geschildert worden wie hier."
Der "Preis der SWR-Bestenliste" wird jedes Jahr von den Jury-Mitgliedern der SWR-Bestenliste verliehen. Sie treffen sich in Baden-Baden und wählen eine Autorin oder einen Autoren, die/der in den letzten zwölf Monaten auf der SWR-Bestenliste vertreten war. Die Literaturliste des SWR wird monatlich von derzeit einunddreißig renommierten KritikerInnen zusammengestellt.