Bürgerbeteiligung stand am Beginn der Denkmalpflege
Die Anfänge der Denkmalpflege sind geschichtsinteressierten Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken. Die ersten Konservatoren arbeiteten im 19. Jahrhundert ehrenamtlich und setzten auf die Unterstützung vieler Bürgerinnen und Bürger, erklärt die baden-württembergische Landeskonservatorin Prof. Dr. Ulrike Plate. Mit der zunehmenden Institutionalisierung habe sich die Denkmalpflege aber immer weiter von dieser ursprünglichen Zusammenarbeit entfernt.
Suche nach gesellschaftsrelevanten Themen
Die Landesdenkmalämter sind sich ihrer gesellschaftspolitischen Aufgabe bewusst, dennoch kämpfen sie seit Jahren gegen den Vorwurf, sie kümmerten sich nur um kunsthistorisch hochrangige Gebäude. Auf der anderen Seite gibt es auch die Kritik, dass die Denkmalpflege Gebäude schützen wolle, die zu jung seien, um als Denkmal zu gelten.
Auch die Themen Migration und Diversität müssten deutlicher in der Denkmalpflege gespiegelt werden, sagt Plate. Dazu habe man bereits Foren veranstaltet, um Bürgerinnen und Bürger zum Austausch einzuladen.
Umstrittene Denkmale: Sind Tierversuchslabore schützenswert?
Manche historischen Gebäude, die die Denkmalpflege als schützenswert einstuft, werden als Wohnhäuser genutzt. Experten haben bei einigen solcher Häuser das Gespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und den Eigentümern gesucht, um zu klären, wie sich deren Bedürfnisse mit den Vorgaben des Denkmalschutzes vereinbaren lassen. Doch oft ist es nicht leicht, Kompromisse zu erzielen.
Beim sogenannten „Mäusebunker“ in Berlin streiten sich Anwohnende und Fachleute darüber, ob der wuchtige Bau aus den 1970er-Jahren tatsächlich denkmalwürdig ist. Grund für den Streit ist unter anderem die ehemalige Nutzung des Gebäudes für Tierversuche.
Bürgerinnen und Bürger helfen Denkmale einzuschätzen
Gerade bei historischen Gebäuden in kleineren Orten, zum Beispiel bei alten Fachwerkhäusern, ist die Denkmalpflege auf die Unterstützung und das Wissen von Bürgerinnen und Bürgern angewiesen.
Menschen, die lange in einem Dorf wohnen, kennen oft Geschichten, die nirgends aufgeschrieben wurden: Wer wohnte hier? Wie hieß der Bäcker, der hier einmal eine Bäckerei hatte? Wann war das Haus abgebrannt? Mit Antworten auf solche Fragen können Expert*innen besser einschätzen, ob ein Objekt wichtig und erhaltenswert ist.
Viele Menschen setzen sich ehrenamtlich für Denkmale ein, indem sie zum Beispiel Spenden sammeln oder vor Ort arbeiten. Diesen Menschen wolle man mehr Gehör und eine Stimme verleihen, um ihre Motivation aufrecht zu erhalten und auch künftig Helferinnen und Helfer zum Mitmachen zu animieren, sagt Plate. Auch Handwerker, die historische Gebäude restaurieren, seien wichtige Partner der Denkmalpflege.
Entscheidungen in die Öffentlichkeit tragen
Auf ihrem Treffen wollen die Fachleute darüber diskutieren, wie sie ihre Entscheidungen künftig in der Öffentlichkeit transparenter machen können. Das sei auch eine wichtige Voraussetzung, um in Streitfällen die unterschiedlichen Parteien zu befrieden. Das Ziel sei, so Prof. Dr. Ulrike Plate, dass die Bürgerinnen und Bürger die Prozesse künftig besser verstehen sollen.