Tausende demonstrieren: Kaiserslautern als Schauplatz der Pfälzischen Revolution
Unter diesem Motto trafen sich Anfang Mai 1849 die demokratischen Volksvereine in der Fruchthalle. Das mehrstöckige Gebäude wurde 1843 als Markthalle im Stil eines florentinischen Palasts erbaut. Architekt war der junge Speyerer Zivilbauinspektor August von Voit, der gerade sein Architekturstudium in Florenz abgeschlossen hatte.
Am 2. Mai 1849 kamen in der Fruchthalle und um das Gebäude herum mehr als 10.000 Delegierte aus den politischen Vereinen aller Pfälzer Regionen zusammen, die eine Verfassung forderten. Dazu gesellten sich viele Frauen, die sich auch trauten, mit abzustimmen, wie ein Beamter vor Ort festhielt.
Am 17. Mai 1849 stimmten Delegierte aus der ganzen Pfalz für die Gründung einer pfälzischen Regierung. Diese begann sofort damit, Gesetze zu erlassen, etwa längere Öffnungszeiten am Abend für die Gastronomie. Diese waren vom bayrischen König aus Angst vor Aufständen stark eingeschränkt worden.
Orte der Demokratiegeschichte im Südwesten
Zivile Nutzung bis heute
Schon wenige Wochen später beendete die preußische Armee den Aufstand in der Pfalz. Die provisorische Regierung floh. Die bayrischen Behörden bezogen wieder ihre Positionen. Die Freischarenverbände der Pfälzer Republik flüchteten vor der Übermacht der Preußen über den Rhein zu ihren Verbündeten in die Badische Republik. Die Fruchthalle nutze man für kurze Zeit als Kaserne.
Bis 1910 wurde die Fruchthalle als Markthalle genutzt. Doch durch den flächendeckenden Ausbau der Eisenbahn verlor der Kaiserslauterer Markt seine Grundlage und die Halle wurde geschlossen. Das Haus ist heute ein wichtiger Veranstaltungs- und Konzertsaal in der Stadtmitte von Kaiserslautern und gilt noch immer als architektonisches Schmuckstück.
Das Hambacher Schloss – Wiege der deutschen Demokratie
Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Burgruine am Rand des Haardtgebirges im Pfälzerwald war Schauplatz des Hambacher Festes. Die wachsende politische Unruhe machte sich in Deutschland vor allem im französisch beeinflussten Südwesten bemerkbar.
Nationale, liberale und demokratische Forderungen wurden von der akademischen Jugend und breiteren Kreisen des Kleinbürgertums und der Handwerkerschaft erhoben. Ein beeindruckender Ausdruck dieser wachsenden Volksbewegung war das Hambacher Fest vom 27. bis 30. Mai 1832.
„Hinauf, Patrioten, zum Schloss, zum Schloss!“
20.000 bis 30.000 Menschen aus den deutschen Bundesstaaten, aus Polen, Frankreich und Großbritannien kamen auf dem Hambacher Schloss zusammen. Es war die bis dahin größte politische Massenveranstaltung in Deutschland.
Die Demonstrierenden zogen in Gruppen durch die engen Gassen des Neustadter Stadtteils Hambach zum Schloss hinauf und protestierten dabei für Grundrechte in einem geeinten und demokratischen Nationalstaat. Das Hambacher Fest wurde zum europäischen Freiheitsfest.
Ein Hoch auf Europa
„Hoch! Dreimal hoch leben die vereinigten Freistaaten Deutschlands! Hoch! Dreimal hoch das conföderirte republikanische Europa!“ Mit diesen Worten rief der pfälzische Journalist Johann August Wirth zu einem Nationalfest auf. Der Deutsche Bund reagierte mit verschärften Unterdrückungsmaßnahmen, politische Vereine und Versammlungen wurden verboten.
Dreizehn „Hambacher“ kamen vor Gericht, darunter die Initiatoren Wirth und Philipp Jakob Siebenpfeiffer. Der Prozess endete zwar mit Freisprüchen, Wirth und Siebenpfeiffer wurden dennoch später wegen Beamtenbeleidigung zu Haftstrafen verurteilt und emigrierten nach Frankreich und in die Schweiz.
Auszeichnung als europäisches Kulturerbe und für demokratische Verdienste
Aufgrund seiner wichtigen Rolle für die europäische Entwicklung wurde das Hambacher Schloss 2015 mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Hier wurde erstmals eine schwarz-rot-goldene Fahne gehisst, die heute als Nationalflagge nach wie vor für Freiheit, Einheit und Demokratie steht.