Zeitwort

9.8.1951: Das Goethe-Institut wird gegründet

Stand
Autor/in
Clemens Hoffmann

Die Sprachlosigkeit von Deutschland und der Welt nach dem Nationalsozialismus sollte überwunden werden

Der Papst, Schlagesänger Costa Cordalis, Opernsängerin Renée Fleming und viele mehr: Jedes Jahr lernen fast 250-tausend Ausländer*innen Deutsch an einem Goethe-Institut. Der Auftrag klingt scheinbar harmlos: Das Goethe-Institut zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland hat die Aufgabe übernommen, Ausländern*innen die deutsche Sprache beizubringen.

Doch es geht um mehr: die junge Bundesrepublik will die Sprachlosigkeit zwischen Deutschland und der Welt nach dem Terror des Nationalsozialismus überwinden. Aber als das Goethe-Institut am 9. August 1951 gegründet wird, übernimmt es erst mal das Vermögen der so genannten Deutschen Akademie, die unter den Nazis Teil des kulturpolitischen Auslandsapparats war.

In den 60er Jahren werden die ersten Auslandsbüros eröffnet

Nicht nur finanziell, auch beim Personal gibt es erhebliche Kontinuitäten. Weiß die aktuelle Präsidentin, die Ethnologin Carola Lentz: „Es war im Goethe-Institut nicht anders als in allen anderen Institutionen der jungen Bundesrepublik, dass also doch auf Personal zurückgegriffen wurde, werden musste, das bereits im Nationalsozialismus gearbeitet hatte.“

In den Aufbaujahren wird so etwas hingenommen. Nach bescheidenen Anfängen mit Sprachschulen in oberbayerischen Kleinstädten erweitern sich die Aufgaben in den 1960er Jahren. Das Goetheinstitut eröffnet Auslandsbüros, um deutsche Kultur auch jenseits der Grenzen zu präsentieren.

Kultur als Mittel der Unterscheidung im kalten Krieg

Im Kalten Krieg wird Kultur zum Mittel der Unterscheidung. Von der DDR, die ihrerseits mit ihren Herder-Instituten für das andere Deutschland wirbt. n den 1970er Jahren organisieren die Institute Künstlertourneen, Vortragsreisen und Ausstellungen. Und bieten geschützte Räume für Intellektuelle in Diktaturen.

Über die Ausrichtung der Arbeit gibt es immer wieder Kontroversen mit Politiker*innen und den Geldgebern vom Auswärtigen Amt. In den frühen achtziger Jahren sieht sich Goethe-Präsident Klaus von Bismarck zu einer Klarstellung veranlasst: „Wir sind kein staatliches Regierungsinstrument, auch nicht des Auswärtigen Amtes. Wir haben eine Treuhänder-Aufgabe der Repräsentanz einer Gesellschaft.“

Goethe-Institute sind heute ein globales Netzwerk

Nach dem Ende der Sowjetunion eröffnen reihenweise neue Institute im Osten, dafür muss in Westeuropa und den USA schmerzhaft gespart werden. Aktuell ist Goethe mit 157 Büros in 98 Ländern vertreten.

Carola Lentz, Präsidentin des Goethe Instituts
Die Rolle der deutschen Kulturvermittler definiert Präsidentin Carola Lentz heute so: „Vom Kulturexport zum globalen Netzwerk. Wir arbeiten heute viel mehr mit kulturellem Austausch, und zwar nicht nur bilateral zwischen Deutschland und dem jeweiligen Partnerland, sondern oft auch in Vernetzungen untereinander.“

Indirekt wird damit natürlich auch ein Deutschlandbild transportiert. Und die Deutschkurse? 219 Tausend Menschen nahmen 2020 daran teil, zwanzig Prozent weniger als vor der Pandemie. Den Sprachprogrammen hat das Virus einen Digitalisierungsschub beschert. Sie bleiben aber die Kernkompetenz. Auch nach 70 Jahren.

Kultur Das Goethe-Institut auf Sinnsuche

Finanzsorgen, große Konkurrenz durch Sprachkursanbieter und ein angestaubtes Image als Kulturexporteur. Das Goethe-Institut sucht nach einer neuen Bestimmung. Von Antje Diekhans, Lukas Meyer-Blankenburg und Edda Schlager.

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Clemens Hoffmann