Das Parlament in Frankfurt, Barrikadenkämpfe in Wien oder Berlin und die letzte Schlacht in Rastatt. Neben diesen großen Ereignissen veränderte die deutsche Revolution von 1848/49 auch das Leben in kleineren Städten, gerade in Südwestdeutschland. Eine Wanderausstellung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz erkundet diese Geschichte. Jetzt ist sie im Stadthistorischen Museum Mainz zu sehen, ergänzt mit vielen Exponaten zur lokalen Revolutionsgeschichte.
Namen revolutionärer Hochburgen ins öffentliche Bewusstsein holen
Georg Herwegh, Leon Blum oder Heinrich von Gagern. Nach einigen 1848ern ist dann doch die eine oder andere Schule oder Straße in Deutschland benannt, so dass ihre Namen heute noch im kollektiven Gedächtnis vorkommen.
Ein wenig anders sieht es mit Revolutionären in einzelnen Hochburgen aus, in Mainz zum Beispiel: Karl-Theodor von Zabern, Friedrich Müller, Karl Wallau, Bischof Kettler, Franz Zitz – Ute Engelen und das ehrenamtliche Team des Stadthistorischen Museums in Mainz wollen diese Namen wieder ins öffentliche Bewusstsein holen.
Die Revolution lief in Mainz zunächst relativ schnell
Franz Zitz beispielsweise war einer der Rädelsführer in Mainz. Auf seine Initiative hatten Mainzer Bürger die sogenannten März-Forderungen aufgestellt, wie Ute Engelen erklärt:
„Elf Forderungen, die dann Franz Zitz selbst als Abgeordneten für Mainz überreicht wurden und der sie dann seinerseits dem hessischen Landtag präsentierte, und tatsächlich hat der Großherzog überwiegend angenommen. Man könnte sagen, die Revolution lief da erstmal relativ schnell.“
Das galt nicht für ganz Deutschland. In Preußen wurde die Revolution zunächst blutig niedergeschlagen. 1848 war die Nation ein loser Staatenbund mit Militärkooperation.
So kam es, dass in Mainz, eigentlich Teil des liberalen Großherzogtums Hessen, preußische Soldaten stationiert waren, die dem reaktionären preußischen König unterstellt waren. Es kam zu Auseinandersetzungen. Anhand einer großen Karte des heutigen Mainzer Stadtgebiets, lässt sich nachvollziehen wo.
Exponate einer Wanderausstellung und aus dem lokalen Mainzer Kontext
Die Ausstellung ist zusammengesetzt aus zwei Elementen. Einerseits gibt es großformatige Tafeln einer Wanderausstellung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde, die sich allgemein mit der Geschichte der deutschen Revolution, vor allem in Rheinland-Pfalz auseinandersetzt.
Dazu kommen Exponate aus dem lokalen Mainzer Kontext. Porträts der örtlichen Revolutionäre, ein Gewehr, das vielleicht bei Kämpfen 1848 zum Einsatz gekommen sein könnte, und Karikaturen.
Rheinhessen und Pfälzer konnten einen Teil ihrer französischen Freiheiten bewahren
Südwestdeutschland war 1848/49 ein Hotspot der Revolution. Der Großteil der Bevölkerung trug die liberalen Forderungen vom März 1848 mit und in Form des Pfälzisch-Badischen Aufstands hielt sie sich hier am hartnäckigsten.
Das war kein Zufall, erklärt die Historikerin Ute Engelen: „Die Rheinhessen und die Pfälzer haben es versucht und auch relativ erfolgreich geschafft, ihre französischen Freiheiten, wie sie sie nannten, halbwegs zu bewahren. Einige Dinge durfte man dann doch noch tun, zum Beispiel eben Geschworenen-Gerichte abhalten, wie in Mainz, was dann nachher einigen 1848ern doch den Hals gerettet hat.
Denn Franz Zitz und seine Mitstreiter wurden nach der Revolution freigesprochen. Die meisten 1848er aus Mainz gingen danach ins Exil, einige bekleideten hinterher wichtige Ämter in der Stadt: Wilhelm Emmanuel von Ketteler wurde 1850 Mainzer Bischof, Carl Wallau 1877 Oberbürgermeister.
Nach beiden sind heute wichtige Straßen in der Stadt benannt, ein bisschen lokales revolutionäres Erbe hat sich also gehalten. Der Rest ist jetzt im Stadthistorischen Museum zu sehen.