Der Juryvorsitzende für den Deutschen Sachbuchpreis, Stefan Koldehoff begründet im Gespräch mit SWR Kultur die Auszeichnung für „Tausend Aufbrüche“ der Bielefelder Historikerin Christina Morina. Koldehoff lobt: „Morina hat im Grunde eine Demokratiegeschichte Ost und West von unten geschrieben." Auch methodisch sei die Studie eindrucksvoll. Statt auf etablierte Quellen stütze sie sich auf Behörden-Eingaben, Briefe und Papiere demokratischer Initiativen aus der „Wendezeit" Ende der 1980er Jahre.
Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er Jahren Christina Morina erhält für „Tausend Aufbrüche“ den Deutschen Sachbuchpreis 2024
Für ihre „augenöffnende zeitgeschichtliche Analyse“ untersuchte die Historikerin Briefe, Petitionen, Flugblätter von Bürger*innen in Ost und West der 1980er Jahre. Wie wichtig war 1989 für unsere Demokratie?
Impulse für für die Frage, weshalb die AfD in in Ostdeutschland so stark ist
Morina gebe so Impulse für den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs, zum Beispiel für die Frage, weshalb bei den jüngsten Wahlen in Ostdeutschland die AfD dominiert hat. Der dritte Faktor für die Auszeichnung, so Koldehoff, sei Morinas verständlicher und unpolemischer Schreibstil: „Sie bietet Fakten, sie bietet Informationen und welche Schlüsse man daraus zieht, das ist nicht mehr Aufgabe der Historikerin, sondern der Leserinnen und Leser."
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