Jahrhundertkünstler mit toxischen Tendenzen

Geliebt, genutzt und gebrochen: Pablo Picasso und seine Frauen

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Autor/in
Lydia Huckebrink

Pablo Picasso gilt als Genie, Jahrhundertkünstler und revolutionärer Erfinder des Kubismus. Doch 50 Jahre nach seinem Tod rütteln Feministinnen und Kunsthistorikerinnen an seinem Sockel. Sie fordern eine stärkere Auseinandersetzung mit seinem problematischen Frauenbild.

Pablo Picasso und die Frauen
Pablo Picasso war ein Genie, doch sein Verhältnis zu Frauen war zweifelhaft. Er liebte, benutzte und demütigte sie, entstellte sie in seinen Bildern.
Pablo Picasso und die Frauen
Die erste Frau an seiner Seite war Olgo Khokhlova. 1918 heiratete Picasso die zehn Jahre jüngere russische Balletttänzerin, die auf Drängen ihres Mannes ihre Karriere aufgab. 1925 bekommen sie den Sohn Paul.
Pablo Picasso und die Frauen
In den frühen 20er Jahren füllt Olga viele der Leinwände Picassos. Er porträtiert sie in realistischen, würdevollen Darstellungen als nachdenklichen Menschen.
Diana Widmaier Picasso, granddaugther of Spanish painter and sculptor Pablo Picasso, poses next to a painting of her grandmother Marie-Therese Walter called 'Woman in the Yellow Armchair'
Doch die Beziehung ist geprägt von Demütigungen. Unter den wechselnden Liebschaften Pablo Picassos sticht eine besonders heraus: Marie-Thérèse Walter. Sie wird bald Picassos neue Obsession.
Pablo Picasso und die Frauen
Die zunehmende Verachtung gegenüber seiner Frau drückt Picasso unverhohlen in seinen Gemälden aus. Die schöne Olga, die Picasso noch 1918 zur Verlobung malte …
Pablo Picasso und die Frauen
… verwandelt er zehn Jahre später in eine groteske Deformation. Picasso zerlegt Olga in monströse Formen, die Glieder verzerrt, das Gesicht eine Fratze.
Pablo Picasso und die Frauen
Marie-Thérèse Walter hingegen ist alles, was Olga nicht ist: luftig, hell und voller Erotik. Pablo malt die neue Geliebte in abstrakten Körpern ...
Pablo Picasso und die Frauen
... und später vorzugsweise als naktes und schlafendes Objekt seiner Begierde. Es entstehen zahlreiche erotische Darstellungen von ihr, Figuren mit ausladenden Rundungen und Brüsten.
Pablo Picasso und die Frauen
Marie-Thérèse Walter lernt Picasso 1927 kennen. Er ist Mitte 40, sie gerade 17. Die Beziehung beflügelt seine Kreativität. Er malt sie in unzähligen Porträts.
Pablo Picasso und die Frauen
Zwischen Picasso und seiner Frau Olga wächst die Kluft. Auch wenn Picasso die Liebschaft zunächst geheim hält: Die Bilder sprechen Bände.
Pablo Picasso 'Nude Woman in a Red Armchair'
Erst als Tochter Maya auf die Welt kommt, trennt sich Picasso von Olga. Noch im selben Jahr tritt Dora Maar in sein Leben.
Picasso und seine Frauen
Die surrealistische Fotografin Dora Maar ist eine selbstständige Künstlerin, als sie den 30 Jahre älteren Picasso kennenlernt.
Picasso und seine Frauen
Neun Jahre lang inspirieren sich Picasso und Maar gegenseitig, sowohl künstlerisch wie politisch.
Pablo Picasso: "Femme au beret et a la robe quadrillee" (Frau mit Barett in dem karierten Kleid (Marie-Thérèse Walter)) von 1937
Doch neben Maar gibt es weiterhin Marie-Thérèse Walter – eine belastende Situation für beide Frauen. Picasso soll an deren Eifersucht Freude gehabt haben. In „Frau in Baskenmütze und kariertem Kleid“ hat Picasso beide in einem Porträt vereint.
painting by Picasso entitled "La femme qui pleure", a Guernica study
Auch die vielen Darstellungen von Dora Maar als weinende Frau können auf das turbulente Beziehungsgeflecht deuten. Gleichzeitig ist das berühmte Bild als Reaktion auf die Bombardierung von Guernica entstanden.
Pablo Picasso und Francoise Gilot
1943 tritt Francoise Gilot in Picassos Leben. Auch sie ist eine angesehene Künstlerin. Mit Picasso bekommt sie zwei Kinder. Als einzige Frau hat sie den Mut, den Jahrhundertkünstler 1953 zu verlassen.
picasso und die frauen
Picasso lässt sie die Trennung bezahlen: Er boykottiert Gilots Karriere und sorgt dafür, dass sie in Paris nicht ausstellen konnte – jedoch ohne langfristigen Erfolg.
picasso und die frauen
„Er behauptete mit Vorliebe: „Es gibt nur zwei Kategorien von Frauen – Göttinnen und Fußabstreifer.“ Und immer, wenn er dachte, ich könne mich zu sehr als Göttin fühlen, tat er, was er konnte, um mich zum Fußabstreifer zu erniedrigen“, schreibt Gilot später über die Beziehung.
"Jacqueline mit Blumen" des Malers Pablo Picasso
1954 heißt Picassos neue Göttin Jacqueline Roque. Sie ist 27, er 72. In „Jacqueline mit Blumen“ malt er sie voller Anmut. 13 Jahre nach Picassos Tod nimmt Jacqueline sich das Leben. Auch Marie-Thérèse Walter begeht Suizid.

Porträt zum 50. Todestag Pablo Picasso und sein Frauenbild

Pablo Picasso gilt als Jahrhundertkünstler und Erfinder des Kubismus. Doch 50 Jahre nach seinem Tod rütteln Feministinnen am Sockel des berühmten Spaniers.

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