Kulturwelt

Metropolitan Museum entfernt Namen der Großspender-Familie Sackler aus seinen Galerien

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Als spätes, aber sehr prominentes Beispiel in einer langen Reihe von Kulturinstitutionen hat nun das Metropolitan Museum of Art in New York auf die Vorwürfe gegen die Großspender-Familie Sackler reagiert. Man habe sich mit der Familie geeinigt, dass die Namen der nach ihnen benannten Galerien geändert werden, teilte das Museum am 9. Dezember 2021 in einer Pressemitteilung mit. Mitglieder der Familie, Inhaber des Pharmaunternehmens Purdue, werden seit längerem für die Opioid-Krise in den USA verantwortlich gemacht.

Das Metropolitan Museum of Art in New York: Altes neoklassisches Gebäude an einer Straße mit vielen Menschen.
Das Metropolitan Museum of Art in New York

Familie Sackler: Großzügige, überall hofierte Spender

Über viele Jahre war der Name Sackler in der weltweiten Kunst- und Kulturszene mit dem Bild von großzügigen Philanthropen und Spenderinnen verbunden: Das Louvre besaß einen Sackler-Flügel, die Serpentine Gallery in London und auch die Tate Gallery, das Guggenheim Museum in New York und das Londoner Victoria und Albert Museum zeigten sich für die erhaltenen Spenden in der Öffentlichkeit erkenntlich.

Mit ihrem Schmerzmittel OxyContin gehören die Sacklers zu den Gewinnern der Opioid-Krise

Dabei schwelte, noch weitgehend ignoriert, ein schwerer Vorwurf: Mitglieder der Familie Sackler, denen das Unternehmen Purdue Pharma gehörte und die Erfinder des Schmerzmittels OxyContin sind, gehören zu den großen Gewinnern der Opioid-Krise in den USA.

Durch das Heroin-ähnliche Medikament wurden viele Menschen in die Abhängigkeit getrieben, viele starben daran, obwohl OxyContin über lange Zeit als harmloses Schmerzmittel aggressiv an Ärztinnen und Patienten vermarktet wurde. Die US-Serie „Dopesick“ mit Michael Keaton erzählt die Geschichte dieses Pharma-Skandals.

Seit 2019 wird in den USA auch gerichtlich gegen acht Mitglieder der Sackler-Familie und das inzwischen insolvente Unternehmen Purdue Pharma vorgegangen.

Gesundheit Süchtig nach Schmerzmitteln – Die Opiat-Krise in den USA

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Nan Goldin: Die Fotografin wird zum Sprachrohr der Proteste

Die Fotografin Nan Goldin wurde selbst im Zuge einer Behandlung mit Opioiden von Schmerzmitteln abhängig. Deshalb begann sie, mit der Initiative PAIN (Prescription Addiction Intervention Now) großangelegte Protestaktionen in Museen und Kulturorten zu organisieren, die von Sackler unterstützt wurden.

Eine Frau mit roten kleinen Locken und Sonnenbrille in dunkelblauerbluse spricht in ein Mikrofon. Hinter ihr steht ein mensch mit einem Plakat, dass die Verurteilung des „Sackler Kartells“ fordert.
Bei einem Protest vor dem Gerichtsgebäude im Staat New York, wo gegen Purdue Pharma verhandelt wird, spricht Fotografin Nan Goldin zu den versammelten Aktivist*innen.

Damit wollte sie auf die Verantwortung der Kulturszene hinweisen, und sie auffordern, Sackler keine Möglichkeit zu geben, sich mit wohltätigen Aktionen im Rampenlicht „reinzuwaschen“, während abertausende Menschen durch die Purdue-Medikamente starben und die Gesellschaft nachhaltig geschädigt wurde. Unterstützt wurde Goldin in ihrem Protest durch andere Künstler*innen wie Hito Steyerl.

Seit 2019 verschwindet Sackler langsam aus den Spenderlisten

Zusammen mit dem größer werdenden öffentlichen Druck durch die Ermittlungen in den USA und das Bewusstsein für die Opioid-Krise, haben sich inzwischen immer mehr Kultur-Institutionen dafür entschieden, ihre Zusammenarbeit mit der Sackler-Familie zu beenden. Das Louvre entfernte bereits 2019 den Namen aus seinen Hallen, andere Museen wie die Tate Gallery — wo die Aufzüge nach den Spendern benannt sind — kündigten zuerst an, keine Sackler-Spendengelder mehr anzunehmen. Auch das Metropolitan Museum of Art hatte sich damals bereits dazu erklärt, auf Spenden der Familie in Zukunft zu verzichten.

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