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„Hin und weg“ – Berliner Humboldt Forum zeigt Ausstellung zum Palast der Republik

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Philine Sauvageot

Im Palast der Republik wurde 1990 die deutsche Einheit beschlossen. Danach musste er wegen zur hoher Asbestbelassung schließen und wurde vor sechzehn Jahren schließlich abgerissen. Jetzt zeigt das an der Stelle des Palastes entstandene Humboldt Forum eine Ausstellung über seinen Vorgängerbau.

Der Architekturkritiker Nikolaus Bernau hat die Ausstellung besucht und sagt im Gespräch mit SWR Kultur am Morgen, sie liefere Material zur Debatte: „Die Ausstellung macht klar, dass die Debatte um den Abriss keine Ost-West-Debatte war. Es war immer eine Debatte, die in unterschiedlichsten politischen und kulturellen Richtungen stattgefunden hat.“

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Wiederaufbau historischer Symbolbauten Architekt Philipp Oswalt: Wann aus Rekonstruktion Geschichtsrevision wird

Ob die Garnisonskirche in Potsdam oder das Berliner Stadtschloss: „Man will eine idealisierte Vergangenheit präsentieren“, meint der Architekturprofessor Philipp Oswalt in SWR2. Der Wiederaufbau historischer Symbolbauten ziele oftmals nicht nur auf Schönheit oder Stadtreparatur, sondern auf eine Änderung unseres Geschichtsverständnisses. Das beschreibt Oswalt in seinem neuen Buch „Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik“.
Reaktionäre Geschichtsbilder
Der Architekt und Publizist Philipp Oswalt sorgte schon rund um die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses für Aufsehen. Er machte öffentlich, dass einige private Spender*innen aus dem rechten Spektrum kamen. Immer wieder seien Rechtsradikale an ähnlichen Bauprojekten beteiligt, als Initiatoren oder Großspender. Hier sickerten, meint Oswalt, reaktionäre Geschichtsbilder in die zeitgenössische Stadtplanung.
Brüche der Geschichte ausgeblendet
Auch bei anderen Rekonstruktionen sollen, meint Oswalt, die Brüche der deutschen Geschichte, etwa der Zivilisationsbruch der NS-Zeit, überschrieben und ausgeblendet werden. „Ich will weg von den Idealisierungen und ein Verständnis für die Widersprüche der Geschichte“, fordert Oswalt. Sein Buch „Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik“ erscheint am 8.12.23 im Berenberg Verlag.

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