Ausstellung

Beeindruckende Retrospektive: Fondation Beyeler lädt zur Reise durch das Werk von Henri Matisse ein

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Autor/in
Kathrin Hondl

Henri Matisse' Malerei war seinerzeit revolutionär. Gegenstände verflossen in luftigen Pinselstrichen – ein Schock für die Kritiker. Die beeindruckende Retrospektive in der Fondation Beyeler lädt nun zu einer faszinierenden Reise durch das Œuvre des großen Meisters der Moderne.

Bilder voller Glückseligkeit

Es ist eine Reise zur Leichtigkeit, zu Licht und Farbe, vielleicht sogar ganz einfach zum Glück. Als ihm bewusst geworden sei, dass er jeden Tag dieses Licht wiedersehen würde, sagte Henri Matisse über Südfrankreich – „konnte ich mein Glück nicht fassen“.

Und dieses Glück ist seinen Bildern anzusehen. Dem wunderbaren „offenen Fenster in Collioure“ etwa – ein Blick aus dem Fenster auf Meer und Hafen.

Sein Malstil war ein Affront

Aber in der Malerei von Matisse löst sich alles auf. Fischerboote sind nur noch luftige Pinselstriche. Die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen verfließen zu einem einzigen Farbraum in rosa, grün, blau.

Ein Schock für die Kritiker damals. 1905 beim Salon in Paris: Das sei doch Malerei von „fauves“, von wilden Tieren.

„Ein revolutionäres Bild“, findet Kurator Raphael Bouvier. Denn man sähe, wie Matisse die Farbgebung vom Motiv befreie. „Das war natürlich mit einem gewissen Skandal verbunden.“

Schönheit, Genuss, Überfluss

Es ist l’Art pour l’Art, wie sie dem Dichter Charles Baudelaire vorschwebte. Kunst, Poesie, um der Poesie Willen.

„Einladung zur Reise“ – die Ausstellung ist nach einem Gedicht von Baudelaire benannt, das wie die Hintergrundmusik zur Malerei von Matisse erscheint: „Da ist nur Schönheit und Genuss, Ordnung, Ruhe, Überfluss“ heißt es bei Baudelaire. Von „seltenen Blüten“ ist die Rede und der „Pracht des Orients“.

Inspiriert von islamischer Kunst

Reisen nach Nordafrika seien für ihn eine Erleuchtung gewesen, sagte Matisse. Die Entdeckung der islamischen Kultur und Kunst seien für Matisse sehr wichtig gewesen.

„Die Rückbesinnung auf die Fläche, die Farbigkeit, die Farbintensität, die Bedeutung des Ornamentes, das sind alles ganz wichtige Themen bei Matisse“, so Bouvier.

Die dekorative Wucht des Orients

Der Maler entwickelt eine Vorliebe für „orientalisch“ gemusterte Stoffe, Vorhänge und Teppiche. Aus ihnen komponiert er überbordende Interieurs, in denen er monumental wirkende Frauenfiguren platziert.

„Figure decorative sur fond ornemental“ heißt ein berühmtes Bild aus dem Jahr 1925. Eine nackte Frauenfigur sitzt da inmitten von Formen und Objekten von fast schon verwirrender dekorativer Wucht und Farbigkeit.

Blaue Frauenakte heute allgegenwärtig

Mit über 70 Werken bietet die Fondation Beyeler einen einzigartigen Überblick über die Kunst von Henri Matisse – eine „Einladung zur Reise“ mit Bildern, von denen viele selbst weit gereist sind. Manche, wie das monumentale Gemälde der „Badenden mit Schildkröte“ aus dem St Louis Art Museum waren schon seit Jahrzehnten nicht in Europa zu sehen.

Die Reise durchs Matisse-Universum endet mit dem Spätwerk, als sich der Künstler einmal mehr als visionärer Revolutionär erwies: Mit den berühmten Scherenschnitten erfand Matisse im hohen Alter noch einmal eine neue Bildsprache.

Visionärer Vorgriff auf die Pop-Art

Seine Serie blauer Frauenakte machte Karriere als dekoratives Kunstposter in Wohnungen und Arztpraxen.  

„Diese Scheren-Schnitte sind die ikonischsten Bilder von Matisse und haben wirklich auch ein Stück weit bereits die Pop-Art vorweggenommen“, sagt Bouvier. „Da passiert ganz viel, was auch für spätere Künstler sehr wichtig sein wird.“

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