Doch Kunstfälscher ist nicht gleich Kunstfälscher. Einerseits gibt es echte künstlerische Talente, die so gut zeichnen und malen können wie die berühmten Meister, denn ansonsten könnten sie nicht täuschend echt ihre Gemälde nachmachen.
Als besonders beachtenswertes Talent gilt es, wenn Kunstfälscher es schaffen, Bilder ganz neu zu erfinden und sie so aussehen zu lassen, als seien sie in einer bestimmten Schaffensphase eines Künstlers entstanden und nun erstmalig entdeckt worden. Dies gelang etwa dem holländischen Maler Meegeren mit einem angeblichen Vermeer van Delft oder dem ehemaligen deutschen Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi bei einem von ihm erfunden Bild von Max Ernst.
Wieviel Talent brauchen Kunstfälscher?
Andere Kunstfälscher begnügen sich damit, Werke nur eins zu eins nachzuzeichnen, was natürlich angesichts der Popularität der Künstler keinesfalls zu unterschätzen ist, da bei dieser Variante ebenfalls Merkmale wie Pinselstrich, Farbauswahl, Firnis oder Craquelée stimmen müssen.
Wir stellen elf berühmte Kunstfälscher vor, deren Leben sich wie ein Krimi liest.
- Han van Meegeren
- Wolfgang und Helene Beltracchi
- Tony Tetro
- Familie Greenhalgh
- Tom Keating
- Elmyr de Hory
- John Myatt
- Konrad Kujau
- Brüder Posin
- Abraham Wolfgang Küfner
- Michelangelo
Han van Meegeren (1889-1947)
Der niederländische Maler Han van Meegeren machte nicht durch seinen eigenen Namen als Künstler auf sich aufmerksam, sondern mit erfundenen Bildern des Alten Meisters Jan Vermeer van Delft. Berühmtheit erlangte er insbesondere durch seine nahezu perfekte Fälschung „Christus und die Jünger in Emmaus“, die der in den 1930er-Jahren angesehene Kunstexperte Abraham Bredius als echt authentifizierte.
Als Vorbild dieses Werks soll ihm das „Emmausmahl“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio aus der Mailänder Pinacoteca di Brera gedient haben. Vermeer-Experten vermuteten damals, dass Jan Vermeer in Italien studiert haben könnte.
Jahrelang feilte Meegeren an der Perfektion seiner Fälschungen, kaufte Leinwände aus dem 17. Jahrhundert und wählte die Farben und Materialien getreu seines berühmten Vorbilds aus.
Nachdem er mit seinen Postkarten, Stillleben und Portraits nicht das große Geld verdiente und von der Kunstszene mehr oder weniger für seinen Kitsch verspottet wurde, erwirtschaftete er mit seinen gefälschten Vermeers Millionen Gulden und führte die damalige Kunstszene an der Nase herum.
Reich durch Fälschung: Angeblicher Vermeer van Delft an Göring verkauft
Gelegen kam ihm dabei der lückenhafte Lebenslauf des Künstlers Vermeer van Delfts, der deswegen auch den Namen „Sphinx van Delft“ trägt. Das Gesamtwerk des Alten Meisters soll nämlich nur 37 Gemälde umfassen.
So gelang es Meegeren auch, seinen größten Coup zu landen, nämlich das gefälschte Veermer-Werk „Christus und die Ehebrecherin“ an Hermann Göring für mehr als eineinhalb Millionen Gulden zu verscherbeln.
Durch die Fälscherei soll er so reich geworden sein, dass er sich 50 Immobilien kaufen konnte. Allerdings landete er durch die Fälschung auch vor Gericht, nicht aber aufgrund der Tatsache, dass das Gemälde als Fälschung aufgeflogen wäre, vielmehr hielt man es für echt und warf ihm Landesverrat wegen eines Deals während der Besatzung der Niederlande durch die Deutschen mit den Nazis vor.
Er selbst war es, der am Ende seine Fälschungen vor Gericht aus Angst vor einer Verurteilung wegen Landesverrats auffliegen ließ.
Wolfgang (1951) und Helene (1958) Beltracchi
Wolfgang Beltracchi, der gebürtig Wolfgang Fischer hieß, gelang es, die Kunstszene jahrelang hinters Licht zu führen und Millionen mit gefälschten Kunstwerken zu machen. Gemeinsam mit seiner Frau Helene Beltracchi klügelte er akribisch sein lukratives Geschäftsmodell aus.
Zu jedem Bild, darunter Fälschungen von Max Ernst, Heinrich Campendonk, Max Pechstein, August Macke, Fernand Léger, Raoul Dufy oder George Braque, dachte er sich eine Geschichte aus, achtete auf Farbwahl und Pinselführung und sorgte für den passenden Bilderrahmen mit imitierten Aufklebern renommierter Galerien vergangener Zeiten.
Glaubwürdigkeit verliehen ihm sowohl die erfundene Geschichte seiner Frau, die behauptete, die Werke stammten aus dem Nachlass ihrer Großeltern, die sie vor den Nazis gerettet hatten, als auch Kunstexperten, die seine Werke authentifizierten.
Werner Spieß beispielsweise galt als zuverlässigster Kenner des Künstlers Max Ernst auf dem Kunstmarkt, Beltracchi allerdings gelang es, selbst ihn hinters Licht zu führen.
Moderne Farbe Zinkweiß ließ Beltracchi auffliegen
Doch 2010 kostete ihn eine Unachtsamkeit sein freies und luxuriöses Leben in Südfrankreich. Er flog auf, weil er bei dem angeblichen Campendonk-Gemälde „Rotes Bild mit Pferden“ von 1914 eine Tube Zinkweiß benutzte und nicht wie üblich die Farben selbst anmischte.
Das Londoner Kunstanalyse-Unternehmen Art Analysis & Research wies das zu damaliger Zeit noch nicht in Farben existierende Pigment Titandioxid nach. Zuvor wurde das Gemälde 2006 noch als Höhepunkt der Herbst-Auktion von Lempertz zu einem Preis von knapp 2,9 Millionen Euro versteigert.
2011 wurde Beltracchi schließlich vom Kölner Landgericht wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft, seine Frau Helene zu vier Jahren Haft verurteilt.
Nachdem es um Deutschlands bekanntesten Kunstfälscher nach zahlreichen Artikeln, Interviews und Filmen etwas ruhiger geworden ist, scheinen sich einige nun seine Worte vom damaligen Prozess wieder ins Gedächtnis zu rufen. Gerichtlich nachgewiesen werden konnten nämlich nur 14 Fälschungen, Beltracchi behauptete aber, es seien um die 300 gewesen und sie würden auch weiterhin noch in den Museen hängen.
„Mädchen mit Schwan“ in Japan aufgetaucht
Nun tauchte im Juli 2024 im Museum of Art im japanischen Koji tatsächlich eine Fälschung von Beltracchi auf. Weshalb sie allerdings nicht früher bemerkt wurde, lässt Experten rätseln.
Laut dem Kunstmarktexperten und Journalisten Stefan Koldehoff sei das Bild „Mädchen mit Schwan“ des Expressionisten Campendonk damals vor Gericht auf einer Liste mit Fälschungen erwähnt worden. Außerdem habe sich auch einer der imitierten Galerie-Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes befunden, die im Prozess damals als gefälscht entlarvt wurden. Weshalb das Museum in Japan dennoch keine weiteren Nachforschungen anstellte, stellt Experten vor ein Rätsel.
Aufgefallen war die Fälschung erst bei einer Ausleihe an ein anderes Museum. Wie es überhaupt ins Museum gelangen konnte, ließ sich laut Koldehoff mittels Scotland Yard nachvollziehen.
Helene Beltracchi habe es 1995 bei Christie's in Düsseldorf abgeliefert, dort sei es an eine Bank nach Genf versteigert worden und schließlich von einem Kunsthändler aus Nagoja an das japanische Museum verkauft worden
Weitere Fälschung von Beltracchi in einem deutschen Museum?
Bei dem größten Kunstfälscherprozess in der deutschen Geschichte ging es um große Auktionshäuser wie Sotheby's und Christie's. Insgesamt sollen 20 bis 50 Millionen mit den Fälschungen erwirtschaftet worden sein.
Ausgelöst durch das gefälschte Campendonk-Gemälde gebe es nun auch einen Verdacht in einem deutschen Museum, so Koldehoff. Wird Beltracchi wirklich Recht behalten? Hängen immer noch gefälschte Werke von ihm im Museum? Auszuschließen ist es nach dem Fund in Japan nicht.
Tony Tetro (1950)
Der Amerikaner Tony Tetro machte sich in den 1970er- und 1980er-Jahren einen Namen als Kunstfälscher. Weder vor Rembrandt van Rijn, noch vor Joan Miró, Marc Chagall oder Salvador Dalí machte er Halt, obwohl er nie eine Kunstschule besuchte.
Seit seiner frühen Kindheit malte und kopierte er bedeutende Maler unterschiedlichster Epochen. Besonders begeistere ihn auch Caravaggio. Der „Washington Post“ sagte er: „I love Caravaggio.“
Die erste Fälschung des gebürtigen New Yorkers war eine Zeichnung einer liegenden nackten Frau von Modigliani, die er für 1.600 US Dollar verkaufte.
Schließlich fälschte Tetro für Kunsthändler, Auktionshäuser, Museen oder Galerien – seiner Aussage nach immer im Wissen der Abnehmer. Jahrelang ging das Modell gut, bis 1988 der Künstler Hiro Yamagata eine Fälschung eines seiner eigenen Werke entdeckte.
Der darauf folgende Prozess kostete ihn sein gesamtes Vermögen, die Strafe fiel jedoch mit einem Jahr Gefängnis und 200 Stunden Sozialdienst eher niedrig aus. Nach seiner Entlassung 1994 bestritt er seinen Unterhalt nur noch durch Kopien namhafter Künstler, die er mit seinem eigenen Namen signierte.
Werke von Tetro im Dumfries House von King Charles aufgetaucht
Vor rund fünf Jahren machte Tetro von sich reden, als im Dumfries House, das König Charles von England für seine gemeinnützige Stiftung Prince's Foundation erworben hatte, Fälschungen von Dalí, Monet und Picasso aufgetaucht waren. Gelegentlich würden Leihgaben von Privatleuten oder öffentlichen Museen angenommen, hieß es seitens der Foundation. King Charles selbst habe mit der Beschaffung der Werke nichts zu tun.
Tetro bekannte sich der Mail on Sunday gegenüber zu den Fälschungen, ließ aber verlauten, dass der Leihgeber James Stunt Bescheid gewusst habe. Mittlerweile sind die Werke wieder bei Stunt.
Shaun Greenhalgh (1960)
Der aus Boston stammende Engländer schaffte es mit Hilfe seines Bruders und seiner Eltern über 17 Jahre lang gefälschte Bilder an Museen, Galerien und Auktionshäuser auf der ganzen Welt zu verkaufen. Ähnlich wie bei Beltracchi dachte er sich phänomenale Geschichten über die Herkunft der Werke aus und erzählte, sie seien gefunden oder geerbt worden. Seiner Meinung nach konnten sie dann noch so viele Fehler enthalten, die Abnehmer schöpften keinerlei Verdacht und nahmen erst gar keine Prüfung vor.
Seine Karriere als Kunstfälscher begann früh. Bereits mit 13 Jahren soll er Töpferwaren auf dem Flohmarkt angeboten und sie als Antiquitäten ausgegeben haben. Neben Gemälden und Zeichnungen, fälschte er auch Porzellan und stellte Plastiken aus Ton, antike Gebrauchsgegenstände und kunstgewerbliche Stücke aus Metall her. Als Werkstatt diente ihm ein Schuppen im Garten.
Fälschte der Engländer auch Leonardo da Vinci?
Familie Greenhalgh flog auf, nachdem sie eine angeblich ägyptische Statue für rund 440.000 Pfund an das Bolton Museum verkauft hatte und dem British Museum assyrische Reliefs derselben Herkunft verkaufen wollte. Experten entdeckten Unstimmigkeiten und informierten Scotland Yard. 2006 wurde Shaun Greenhalgh zu vier Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.
Während seiner Haft schrieb Greenhalgh das Buch „A Forger's Tale“ über seine Zeit als Kunstfälscher. Hierin behauptet er, auch einen Leonardo da Vinci geschaffen zu haben, nämlich das Werk „La Bella Principessa“, das sich in einer Privatsammlung in der Schweiz befinde.
Tom Keating (1917-1984)
Der englische Restaurator Tom Keating stammt aus armen Verhältnissen und konnte mit seinen eigenen Werken auf dem Kunstmarkt keinen Gewinn erzielen. Er sympathisierte vor allem mit Künstlern, die zu Lebzeiten keinen Erfolg hatten, aber nach ihrem Tode weltberühmt wurden. Seine Fälschungen habe er nicht des Geldes wegen angefertigt, sondern um der Welt zu zeigen, wie fehlerhaft die Kunstwelt sei.
Vielmehr waren die gefälschten Werke von Degas, Rembrandt, Renoir oder Modigliani so angelegt, dass Experten an kleinen absichtlich von ihm versteckten Details enttarnt werden konnten. Zwar bekam Keating wegen seines schlechten Gesundheitszustands keine Haftsstrafe, als er entdeckt wurde, allerdings widerfuhr ihm genau das, wogegen er ankämpfte. Erst nach seinem Tod wurden seine Werke wertvoll. 1984 wurden bei Christie’s 204 von Keatings Werken erfolgreich versteigert.
Elmyr de Hory (1906-1976)
Der ungarische Maler Elmyr de Hory soll in den 1950er- und 1960er-Jahren mehr als 1.000 Werke bedeutender Künstler wie Henri Matisse, Amedeo Modigliani, Paul Klee und Pablo Picasso angefertigt und auf fünf Kontinenten verkauft haben. Und mit Pablo Picasso soll auch seine Fälscher-Karriere begonnen haben: einer britischen Frau verkaufte er eine Federzeichnung als Original-Picasso.
Seine Werke brachte er an renommierte Museen und Galerien, indem er sich als vertriebener ungarischer Aristokrat ausgab, der die Kunstsammlung seiner Familie verkauft.
Immer wieder versteckte er sich vor der Justiz, wurde aber dennoch verhaftet. Einer Verurteilung entging er allerdings, da er behauptete, dass seine Fälschungen eine „Hommage“ an die großen Künstler seien. Eine gewisse Zeit seines Lebens hat er auf Ibiza verbracht, wo zahlreiche Werke entstanden sind. 1976 soll Hory in Spanien schließlich Suizid begangen haben.
Auch Horys Gemälde stiegen nach seinem Tod im Wert, waren bei Sammlern begehrt. Heute sind sie so wertvoll, dass inzwischen gefälschte Werke von ihm im Umlauf sind.
John Myatt (1945)
Einige der Namen der großen Künstler tauchen immer wieder im Repertoire der Kunstfälscher auf. Auch der Brite John Myatt fälschte beispielsweise Picasso und Chagall, aber auch Giacometti. Und auch er hatte Komplizen wie etwa Beltracchi oder Greenhalgh. Zusammen mit John Drewe soll er in den 1980er- und 1990er-Jahren über 200 Werke angefertigt haben.
Um den Plagiaten eine Herkunftsgeschichte zu verleihen, fälschte Drew Echtheitszertifikate, stahl alte Ausstellungskataloge aus Archiven und Bibliotheken wie der Tate Gallery oder des Victoria and Albert Museums, ergänzte sie um die Werke von Myatt und schmuggelte sie wieder zurück. Teils fälschte er ganze Kataloge.
Größter Betrug in der britischen Kunstgeschichte
Das Geheimrezept von Myatts Fälschungen waren selbstgemischte Farben, Staub, Schmiermittel und Haushaltslösungen, um den Originalen so nah wie möglich zu kommen. Das gelang ihm so gut, dass er selbst die großen Auktionshäuser wie Sotheby's oder Christie's von der Echtheit seiner Werke überzeugte.
Erst Spezialisten von Scotland Yard gelang es, den größten Betrug der britischen Kunstgeschichte mithilfe von UV-Licht, Röntgenstrahlen und chemischen Analysen aufzudecken.
1999 wurde den beiden der Handel im großen Stil zum Verhängnis. Myatt wurde zu einer Haftstrafe von einem, Drew zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt.
Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen: In einer britischen Satire-Zeitschrift schaltete Myatt eine Anzeige, die lautete „Authentische Fälschungen (19. und 20. Jahrhundert) für 150 Pfund“. Hierauf meldete sich Drew und die ganze Misere begann. Obwohl der mittellose Kunstlehrer Myatt der Anzeige nach zunächst gar keinen wirklichen Betrug begehen wollte. Nach der Freilassung kehrte er zum Ursprungsgedanken zurück und verkaufte gekennzeichnete Nachahmungen.
Konrad Kujau (1938-2000)
Zunächst könnte man meinen, dass Konrad Kujau, nicht ganz in die Reihe der Kunstfälscher passt, da er unrühmliche Bekanntheit durch gefälschte „Hitler-Tagebücher“ erlangte. Im April 1983 hatte der „Stern“ die vermeintlichen „Hitler-Tagebücher“ als Weltsensation veröffentlicht.
Kujau fälschte aber auch zahlreiche Kunstwerke – darunter Gemälde von Salvador Dalí oder Marc Chagall. Nach seiner viereinhalbjährigen Haftstrafe, zu der er vom Landgericht Hamburg 1986 verurteilt wurde, fertigte er unter seinem eigenen Namen Kopien von da Vinci, van Gogh, Monet, Klimt oder Klee an. Mit der Marke Kujau konnte er nun bis zu 15.000 Mark pro Bild verdienen.
Man könnte fast sagen, das Täuschen entwickelte sich bei ihm zu einer richtigen Leidenschaft. Dabei ging er nicht nur sehr gewieft, sondern auch sehr akribisch vor.
Bei den „Hitler-Tagebüchern“ etwa machte er sich einen Flugzeugabsturz zu Nutze. Bei einer Maschine, die bei Börnersdorf in der Sächsischen Schweiz abstürzte, konnten nicht alle Dokumente, die sich an Bord befanden, rekonstruiert werden. So war es für Kujau ein Leichtes, zu behaupten, die „Hitler-Tagebücher" seien hier aufgetaucht.
Petra Kujau fälscht Kujau
Auch bei Kujau, der 2000 an Magenkrebs verstarb, begann nach seinem Tod ein schwunghafter Handel mit Kujaus, also mit seinem Namen gekennzeichneten Fälschungen – aber nicht nur mit echten, sondern auch mit angeblichen Kujaus.
Petra Kujau gab sich als seine Großnichte aus und behauptete, die Bilder von ihrem Großonkel vererbt bekommen zu haben. Bei eBay tauchten aber so viele Bilder auf, dass Ermittler aufmerksam wurden und meinten, dass dies gar nicht sein könne.
Auch sie soll gutes Geld mit Fälschungen verdient haben und sogar Bilder in Auftrag gegeben oder aus Fernost bestellt und unter Konrad Kujaus Namen verscherbelt haben. Petra Kujau räumte lediglich ein, nicht alle Bilder ihres angeblichen Großonkels geprüft zu haben und deshalb keine Echtheitszertifikate hätte ausstellen können. Verdacht habe sie nicht geschöpft, denn ihr Großonkel habe es geliebt, zu täuschen.
Ganz aufgeklärt werden konnte der Fall nicht – nicht mal das Dresdner Landgericht konnte letzendlich Licht ins Farbendunkel bringen.
Brüder Eugen (1947), Michael (1948) und Semjon (1944) Posin
Die Brüder Posin fallen tatsächlich etwas aus dem Rahmen. Sie stehen zu ihren Nachahmungen und machen sich somit auch nicht strafbar. All ihre Werke versehen sie mit ihrem eigenen Namen und wahren auch die Vorgabe des Paragraphen 64 des Urheberrechtsgesetzes, nur Werke zu kopieren, deren Urheber bereits seit 70 Jahren verstorben sind.
Bei den berühmten Meistern wie van Gogh, Chagall, Turner, Franz Marc, Leonardo da Vinci oder Raffael ist dies unproblematisch. Kommen aber Auftraggeber mit neueren Wünschen, müssten sie die Rahmenbedingungen für eine legale Nachahmung erstmal prüfen.
Unter Kennern gelten die drei Russen, die ihre Kunstgalerie in Berlin Neukölln haben, als echte Genies. Ihre Werke haben ihren Preis, finden aber Abnehmer auf der ganzen Welt.
Bei der Fertigung eines Gemäldes ist den Brüdern Posin wichtig, die Entstehungsgeschichte zu kennen, um sich in die Künstler, die ursprünglichen Auftraggeber und das ganze Drumherum hineinversetzen zu können.
Und auch die Zeit, in der der wahre Künstler ein Gemälde gemalt hat, ist bedeutend. Renaissancebilder dauerten länger, ein van Gogh etwa kürzer, da der Maler selbst zügig gearbeitet habe. Ihre Bandbreite verblüfft, aber es gibt auch Grenzen. Die Sprenkel in einem Jackson Polock etwa, seien natürlich nicht nachzumachen – jeder Spritzer falle eben anders aus.
Abraham Wolfgang Küfner (1760-1817)
Und dann gab es noch den fränkischen Kupferstecher und Maler namens Abraham Wolfgang Küfner, der die Geschichte über einen Fälscher prägte, der keiner war. Um Küfner rankt sich seit Jahrhunderten die schillernde Geschichte über das berühmte Selbstbildnis im Pelzrock von Albrecht Dürer, das in der Pinakothek München hängt, ursprünglich allerdings seinen Platz im Nürnberger Rathaus hatte.
Küfner soll 1799 von der Stadt Nürnberg mit der Restauration des knapp 300 Jahre alten Bildes beauftragt worden sein, den Holzrahmen abgesägt und darauf eine von ihm erstellte Kopie angebracht haben. So seien die Echtheitssiegel auf dem Holzrahmen verblieben und die Täuschung perfekt gewesen.
Das Original habe er dann für viel Geld nach München verkauft. Dass an der Geschichte nichts dran war, zeigten technische Untersuchungen: Das Gemälde wurde nie zersägt.
Michelangelo (1475-1564)
Selbst Michelangelo wird nachgesagt, er habe sich mal als Kunstfälscher versucht – ob dies wirklich so war, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Biografen berichten, allerdings mit einigen Unterschieden, aber doch groben Parallelen, dass er im Alter zwischen 15 und 20 Jahren eine antik aussehende Skulptur eines schlafenden Amor geschaffen und einem seinerzeit berühmten Kunstmäzen als angeblich original antike Skulptur verkauft hat.
Um dem antiken Anschein eine höhere Glaubwürdigkeit zu verleihen, sei die Skulptur leicht beschädigt und anschließend vergraben worden.
War Michelangelo ein Kunstfälscher?
Ob Michelangelo allerdings nur die Skulptur geschaffen, oder aber auch vergraben und verkauft hat, ist nach Erkenntnissen der Universität Heidelberg geschichtlich umstritten. Es könne sein, dass die Biografen Michelangelos Ansehen nicht beschmutzen wollten und deshalb den Künstler nicht als Kunstfälscher, sondern lediglich als Erschaffer der Skulptur darstellen.
Der Bischof, Arzt und Geschichtsschreiber Paolo Giovio sah hingegen Michelangelo in das Procedere involviert. Laut Giovio habe er lediglich einen Mittelsmann für den Verkauf an seiner Seite gehabt. Für diese Variante spricht ein Schriftstück des letzten Gehilfen Michelangelos, Tiberio Calcagnis, in dem er behauptete, Michelangelo habe darum gebeten, über diese Angelegenheit nicht mehr zu sprechen.
Die Skulptur selbst kann keinen Aufschluss mehr über das damalige Geschehen geben. Nach 1630, als sie von Italien nach England verschifft werden sollte, verlieren sich ihre Spuren.