Immer wieder landen täuschend echte Kunstfälschungen auf dem Markt. Jetzt zeigen das Kurpfälzische Museum und das Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zum ersten Mal beschlagnahmte gefälschten Kunstwerke in einer Ausstellung, darunter die angeblich originalen Gemälde, Zeichnungen und Drucke von namhaften Künstlern und Künstlerinnen wie Lucas Cranach, Rembrandt, Vincent Van Gogh, Paula Modersohn-Becker, Salvador Dalí oder Pablo Picasso. Ergänzend dazu zeigt das Kurpfälzische Museum kostbare Originale und ermöglicht so den Vergleich von Echt und Falsch. Die Schau "Kunst und Fälschung" geht bis zum 30. Juni 2024.
Fälschungen aus der Asservatenkammer
Henry Keazor ist Professor für Kunstgeschichte an der Uni Heidelberg und Kurator der Ausstellung "Kunst und Fälschung" im Kurpfälzischen Museum Heidelberg. Die Ausstellungsobjekte hat Keazor überwiegend aus den Asservatenkammern verschiedener Landeskriminalämter erhalten, vorwiegend aus Berlin, München und Stuttgart.
Porträt im Stil von Rembrandt mit KI und einem 3D-Drucker hergestellt
Eine Leihgabe stammt nicht aus einer Fälscherwerkstatt, sondern aus einem Labor niederländischer Wissenschaftler. Programmierer und KI-Experten der Universität Delft haben 18 Monate lang sämtliche Werke Rembrandts analysiert - und damit quasi Rembrandts „Künstler-DNA“ entschlüsselt. Die Wissenschaftler digitalisierten die Rembrandt-Werke mit hochauflösenden 3D-Scannern. Untersucht wurden beispielsweise die Augenpartien, Geometrie, Komposition und Farbzusammensetzung. Die KI konnte so ein typisches Rembrandt-Auge berechnen. Mit 150 Gigabyte Daten wurde eine KI gefüttert, ein 3D-Drucker hat dann einen "Neuen Rembrandt" in 13 Lagen ausgedruckt, eben den "Next-Rembrandt", genau im Stil des großen Meisters aus den 1630er Jahren. Stil, Pinselstrich – alles so wie Rembrandt.
KI könnte die Arbeit von Fälschern grundlegend verändern
Nach Ansicht von Henry Keazor könnte KI auch die Art und Weise, wie Fälscher arbeiten, grundlegend verändern. Zukünftig könnte ihr Job vor allem darin bestehen, eine KI mit möglichst genauen Anweisungen und Vorgaben zu füttern, sogenannten Prompts.
Aber auch bei der Fahndung nach gefälschter Kunst spielt KI eine immer größere Rolle. Verschiedene Start-ups entwickeln Apps, die Kunstexperten wie Henry Keazor oder Ermittler der Kriminalpolizei bei der Jagd nach Fälschungen unterstützen. KI hat nach Ansicht des Heidelberger Kunsthistorikers aber auch das Potential, einen völlig neuen Kunstmarkt zu schaffen. Zukünftig, so Keazor, könnte sich jeder einen "echten" Rembrandt an die Wand hängen, und das mit einem Wunschmotiv. Kurator Henry Keazor selbst hätte gerne einen Rembrandt mit den Simpsons.
Nahezu alle bekannten Fälscher sind Männer
Mit Ausnahme des "Next-Rembrandt" sind alle anderen Ausstellungsstücke in Heidelberg mit Stift und Pinsel in einer Fälschwerkstatt entstanden. Auffällig ist, dass nahezu alle bekannten Fälscher Männer sind. Nach Ansicht von Henry Keazor drängen sich dabei die Fragen auf, ob "Frauen möglicherweise ehrlicher als Männer sind oder ob sie möglicherweise besser sind als ihre männlichen Kollegen und deswegen noch nicht aufgeflogen sind".
Die Ausstellung Kunst und Fälschung im Kurpfälzischen Museum, ist noch bis zum 30. Juni 2024 zu sehen. Begleitet wird die Ausstellung von einer Vortragsreihe, außerdem zeigt das Heidelberger Programmkino Spielfilme und Dokumentation zum Thema Fälschung.