Unter dem Titel „Die Reise der Bilder“ werden im Lentos-Museum Linz Meisterwerke aus zehn Jahrhunderten Kunstgeschichte, vom Mittelalter bis ins späte 19. Jahrhundert gezeigt. Ihnen gemeinsam ist, dass sie während des Dritten Reichs für das geplante „Führermuseum“ in Linz vorgesehen waren.
„Gute Kunst“ für Museen im Reich
Die Nationalsozialisten hätten nicht nur moderne, so genannte ‚entartete‘ Kunst aus den Museen entfernt, erklärt Kuratorin Birgit Schwarz im Interview, darüber hinaus habe es auch ein „Gegenprogramm“ gegeben: „Hitler hat den Museen auch Kunstwerke geben wollen, ‚gute Kunst‘.“
Während dieses Programm in Deutschland wegen der Kriegsereignisse weitgehend Theorie geblieben ist, haben österreichische Museen tatsächlich solche „Führerspenden“ erhalten, inventarisiert und gezeigt.
„Die Reise der Bilder“ – Bilder und Fotos aus der Ausstellung:
Raubkunst in den Museen – kein abgeschlossenes Kapitel
Diese „Führerspenden“, so Kuratorin Schwarz weiter, hätten hauptsächlich aus Raubkunst bestanden: „Die Ausstellung zeigt tatsächlich geraubte Kunstwerke, die zurückgegeben wurden, und auch Kunstwerke, deren Provenienzen bis heute nicht bis zum Letzten geklärt werden konnten.“ So sei ein Anliegen der Ausstellung, zu zeigen, „dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist“.
Was den Kunstraub der Nazis heraushebt
Ein historisches Unikum sei der NS-Kunstraub nicht, sagt Birgit Schwarz: „Kunstraub hat es gegeben, so lange es Kunst gibt.“ Und doch steche das Vorgehen der Nazis heraus – insbesondere deshalb, weil sich Hitler aufgrund seines Selbstverständnisses als „Künstler“ persönlich so stark engagiert habe.
Schwarz erinnert an den ausdrücklichen „Führervorbehalt“ von 1938, der Hitler persönlich die Entscheidung über jedes einzelne beschlagnahmte Kunstwerk des „Großdeutschen Reiches“ reservierte. „Dass ein Diktator so weit ins Detail geht, das hat es, glaube ich, vorher noch nicht gegeben“.
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Gespräch Fluchtgut oder Raubkunst? Kontroverse um die Restitution eines Gemäldes in der Schweiz
Die Debatte um die Restitution von Kunstwerken, die während der NS-Zeit verloren gingen, bleibt spannend. Das zeigt sich an einer Kontroverse im Kunstmuseum Basel. Stefan Koldehoff vom Deutschlandfunk erläutert bei SWR2, um was es geht.
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Rückgabe von Raubkunst: Dekolonisierung oder reine Symbolpolitik?
„Wir haben uns angewöhnt, dass wir uns holen, was wir brauchen und das auch von anderen Kontinenten. Das geht nicht mehr, das führt unseren Planeten in die Katastrophe“, sagt der Historiker Jürgen Zimmerer.
Er ist Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Uni Hamburg. Für uns ordnet er ein, wie die Kolonialzeit und das Ausbeuten von Regionen im Globalen Süden mit dem Klimawandel zusammenhängen und erklärt, warum es so lange gedauert hat bis zur Rückgabe von Raubkunst aus Afrika.
Einer der bekanntesten Fälle sind die Benin-Bronzen. Frankreich und Deutschland haben sich vorgenommen die Kunstwerke zurück zu geben. Aber wie kamen die wertvollen Bronzen überhaupt nach Europa?
Darüber sprechen wir mit Amina Aziz. Sie hat die Geschichte für den ARD-Kulturpodcasts „Akte: Raubkunst?“ recherchiert und schildert den gewaltvollen Weg einiger Benin Bronzen aus dem heutigen Südwesten Nigerias nach Deutschland. „Britische Soldaten haben Benin City auf brutalste Weise eingenommen, sie haben Dörfer und Städte niedergebrannt und den Palast geplündert. Und sie waren stolz darauf, wie wir von Fotos wissen.“
Noch mehr Informationen zum Thema gibt es im Podcast „Akte: Raubkunst“ von ARD Kultur. Zu hören ist diese Serie, unter anderem, in der ARD Audiothek.
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Host: Max Knieriemen
Redaktion: Max Knieriemen und Kristine Harthauer