In Bietigheim-Bissingen haben Bands wie PUR und Camouflage oder Rapper wie Bausa, Shindy und RIN ihre ersten Schritte gemacht. Das Stadtmuseum zeigt 60 Jahre regionale Musikgeschichte in der Ausstellung „BiBi Pop“ anhand von Original-Gitarren, Kostümen und Graffitis. Dort haben sich auch PUR-Gitarrist Rudi Buttas und Camouflage-Sänger Marcus Meyn in einer Sofaecke getroffen, um über ihre Anfänge in dem schwäbischen Städtchen zu plaudern
Die Tiefe Verbundenheit der Musiker ist zu spüren
Das Ambiente ist geradezu prädestiniert dafür: 60 Jahre Musikgeschichte in Bietigheim-Bissingen aus Sprayersicht – da darf das Jugendhaus, das Graffiti-Künstlern wie Giorgio Silvano alias „Giogio Eazyund“ wie auch vielen anderen Künstlern den Weg zu einer erfolgreichen Laufbahn geebnet hat, nicht fehlen.
Die Verbundenheit zu der schwäbischen Kleinstadt ist bei den Künstlern deutlich zu spüren, nicht nur im Gespräch, auch musikalisch – fast jeder hat einen Song über Bietigheim rausgebracht.
Rudi Buttas ist seiner Heimatstadt bis heute treu geblieben
Rudi Buttas, Gitarrist von PUR, eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands, ist Bietigheim bis heute treu geblieben. Für die große Bühne verlässt er gerne die kleine Stadt, doch sein Rückzugsort bleibt seine Heimatstadt.
Marcus Meyn ist der Enge der Kleinstadt entflohen
Ganz anders bei Marcus Meyn: Den Sänger der vor allem in den 80er-Jahren international erfolgreichen Synthi-Pop-Band Camouflage zog es nach Berlin. Die Hits der Band: „The Great Commandment“ und „Love is a shield“.
Die „Landeier“ trauten sich nicht nach Stuttgart
Die ersten Schritte haben aber beide Bands in Bietigheim gewagt. Lange hätten sie sich nicht getraut, in Stuttgart aufzutreten, erzählen die Musiker im Gespräch. „In Stuttgart hatte es ganz viele tolle Musiker und wir waren die Landeier“.
Anders als PUR wagte sich Camouflage an eine damals neue, experimentelle Musikform ran – elektronische Musik. Der große Erfolg war noch in weiter Ferne. Unterstützung gab es in den 80er-Jahren nur für die klassischen Rockbands, erzählt Meyn. Dennoch: Bietigheim war kein Haifischbecken. Hier konnte man sich ausprobieren.
DJs legten unbekannte Scheiben aus Kanada in der Disco auf
Aber woher kommt der Erfolg gleich so vieler Musiker? Vielleicht lag's an der örtlichen Disco? Tagsüber Tanzschule, abends Disco.
Marcus Meyn: „Dort gab es DJs, die so weltoffen waren und so gierig nach neuer Musik, die haben aus Kanada und weiß der Geier woher Platten importiert und uns am Samstag präsentiert. Und das hat uns wahnsinnig beeinflusst. Das war so Independent 80er. Für uns war das die Welt.“ Und die wurde auch bald aufmerksam auf Camouflage.
„This is a great song für America“
Marcus Meyn: „Wir haben das damals aufgenommen und da war so ein Typ im Studio, ein Ami, und der hat gesagt 'This is a great song für America' und wir so „ja, is klar“ – wer kann den sowas voraussehen.“
Ganz Bietigheim-Bissingen war eine „Musikwerkstatt“
Den Text zu „Great Commandment“ schrieb Meyn im Physikunterricht. Das Ziel, mit Musik erfolgreich zu werden, hatte er nie. Eher durch Zufall kam er dazu, als seine späteren Band-Kollegen ihm bei einer Modenschau im Ort erzählten, dass sie eine Band gründen wollten. Mit der ersten Platte wollten sie im Jugendhaus auftreten – denn das war auch eine Art Musikwerkstatt und vielleicht der Grund für die Fülle an erfolgreichen Musikern aus Bietigheim.
Marcus Meyn nahm Gitarrenunterricht bei Rudi Buttas
Ein anderer: Jeder kennt jeden – Marcus Meyn beispielsweise wohnte zwei Häuserblöcke weiter als Rudi Buttas, hatte Gitarrenunterricht bei ihm und holte bei PUR damals Feedback zur dritten Platte ein – eine Art große Bietigheim-Familie.
Auch wenn die Jungen, wie Bausa, Shindy und RIN, als Rapper ein ganz anderes Genre bedienen – eint sie die Verbundenheit zu dem schwäbischen Städtchen: