Hansi Pagel sitzt schon einige Jahre in der geschlossenen Anstalt, verurteilt wegen häuslicher Gewalt. In den Fokus der Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg gerät er, als die Psychologin und psychiatrische Gutachterin Lisa Schieblon erdrosselt im Kofferraum ihres Wagens gefunden wird. Auch wenn sich die Spannung in Grenzen hält: Unter der Oberfläche verhandelt dieser Tatort gekonnt menschliche Beziehungen.
Ausweg aus der Psychiatrie
Die tote Frau im Kofferraum ist die Psychotherapeutin Lisa Schieblon. Ihr Mann bestätigt, dass sie zuletzt eine Affäre hatte, das Paar lebte aber in einer offenen Beziehung. Bei der Untersuchung ihres Wagens wird die Spurensicherung schnell fündig. Franziska Tobler und Friedemann Berg besuchen den Verdächtigen in der Psychiatrie.
Die Tote war externe Gutachterin und hat dem Verdächtigen Hansi Pagel Hoffnung gemacht, bald aus der geschlossenen Anstalt rauszukommen. Entgegen der vorherrschenden Meinung der Klinikärzte. Pagel, der nicht unbedingt sympathisch aber doch einigermaßen zurechnungsfähig wirkt, bringt ihr Tod aus der Fassung.
Forensische Klinik als geschlossener Kosmos
Die geschlossene Anstalt ist ein bekannter Topos in Filmdramen, aber in diesem Tatort fliegt keiner übers Kuckucksnest. Auch wenn sich die Anstalt als eigener Kosmos darstellt mit einem Zimmernachbarn, der Drachen sieht, einem Leiter, der merkwürdige Substanzen zu sich nimmt und eben einer Gutachterin, die sich mächtig ins Zeug legt.
Die interessante Frage, die diesmal hinter der Mordermittlung liegt: Welche Perspektive haben Menschen in der Psychiatrie? Wo verläuft möglicherweise die Grenze zur Persönlichkeitsstörung? Und wie begleitet man so etwas sinnvoll? Pagels Familie war mit seinen psychischen Problemen offensichtlich überfordert.
Kommissar Berg knabbert an dem Fall
Der Fall beschäftigt Kommissar Berg, der ja meistens den knorrig schweigsamen Teil des Duos gibt, auch aus ganz persönlichen Gründen. In dem Zusammenhang ist es sicher auch kein Zufall, dass Berg ausgerechnet bei diesem Fall einen Dachschaden an seinem elterlichen Hof zu reparieren hat. Das könnte man als allzu saloppes Bild für die Ermittlungen in der Psychiatrie abtun.
Spannung hält sich in Grenzen bei diesem Tatort
Aber ein bisschen tiefer geht dieser Fall dann schon. Er hat seine darstellerischen Stärken eher in den Nebenfiguren, die Spannung hält sich doch ziemlich in Grenzen. Aber unter der Oberfläche verhandelt er menschliche Beziehungen: wie viel Nähe erlauben wir uns, inwieweit können wir Fehler oder auch Hilflosigkeit eingestehen.
Nicht so überraschend, aber zeitlos wahr, dass am Ende die, die am gesündesten aussehen und sich am wenigsten anmerken lassen, doch die gefährlichsten sind.
Trailer Tatort „Letzter Ausflug Schauinsland“, 20.5. 20:15 Uhr im Ersten
Der Tatort zum Hören
ARD Radio Tatort ShiKImicki – Near Future im Alpenstaat
Schweiz 2056. Laura Martinis Kampf gegen den Überwachungsstaat geht weiter. Ein Whistleblower führt sie ins Epizentrum der Macht. In der Metropole Zürich herrscht das Swiss Health Institute (SHI), hochgerüstet mit der neuesten Generation KI. Hilfssheriff Emil hält im Outlog verzweifelt die Stellung.
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Von Dominik Bernet
Mit: Karin Pfammatter, Julian A. Schneider, Marie Löcker u. a.
Regie: Mark Ginzler
Produktion: SRF 2024