Während das reguläre Kinoprogramm des DOK.fest noch bis zum 12. Mai läuft, haben Interessierte noch bis zum 20. Mai die Möglichkeit, ein Onlineticket für viele der über hundert Filme in der diesjährigen Auswahl zu kaufen. Und da sind viele lohnenswerte Werke dabei.
„Forest“ von Lidia Duda
Bei der polnischen Produktion herrscht oft eine erdrückende Atmosphäre, die schon fast an einen Horrorfilm grenzt. Im Mittelpunkt steht eine fünfköpfige Familie, die sich mitten im Wald an der Grenze zu Belarus eigentlich ein idyllisches Paradies erhofft hatte.
Aber schon bald wird klar: Im Wald sind sie nicht allein. Dort sind auch immer mehr Geflüchtete unterwegs, die gerade im Winter ums nackte Überleben kämpfen.
Regisseurin Lidia Duda nimmt sich in „Forest“ eines zu Unrecht vergessenen Themas an: Wie Belarus Flüchtlinge als politische Waffe nutzt, um Druck auf die EU auszuüben.
Duda macht es mithilfe ihrer Protagonisten wie unter einem Brennglas ganz groß: Wie die Eltern den Geflüchteten helfen wo sie können und doch immer mehr befürchten, dass ihre Kinder beim Spielen im Wald über eine Leiche stolpern könnten. „Forest“ ist nicht nur Doku, sondern auch Thriller.
Gespräch zum Dok.fest München
„The Silence of 600 Million Results“ von Sophie Lahusen
Unerschrocken und inspiriert von der eigenen Geschichte erzählt der Kurzfilm „The Silence of 600 Million Results“ der deutschen Regisseurin Sophia Lahusen von den ersten Gedanken, Tagen und Lösungsversuchen einer jungen Frau, die gerade festgestellt hat, dass sie ungewollt schwanger ist.
Dabei findet Lahusen eine ganz eigene Form aus Screenshots und Stream-Mitschnitten ohne eigene Protagonistin. So kann die Zuschauerin selbst in diese Rolle schlüpfen. Dabei wird sehr gut deutlich, vor welchem Dilemma junge Frauen stehen, wenn sie wählen müssen, ob sie Alleinerziehende oder Abtreibende werden wollen.
„Our Land, Our Freedom“ von Zippy Kimundu
Das Charisma ist Evelyn Wanjugu Kimathi schon anzusehen, bevor wir als Zuschauer erfahren, wer sie ist. In Kenia ist sie seit Jahrzehnten auf der Suche nach den sterblichen Überresten ihres Vaters, dem Freiheitskämpfer Dedan Kimathi, Anführer der Mau-Mau.
Für die Mau-Mau war der Abzug der Briten aus ihrem Land kein Anlass zur Freude: Die eingesetzten Nachfolger erklärten sie zu „Swattern“, zu „Landlosen“, und wiesen ihnen ein Quasi-Reservat in einer Einöde an. Dort fristen sie bis heute ihr Dasein, noch immer traumatisiert von den Gräueln der ehemaligen Besatzer.
Der Film „Our Land, Our Freedom“ wäre laut Aussage der Regisseurin Zippy Kimundu ohne die Black-Lives-Matter-Bewegung nicht möglich gewesen. Zu satt war man bereits in den USA und Europa von Geschichten über das koloniale Unrecht.
Der Film erzählt über sieben Jahre, wie Evelyn Wanjugu Kimathi dem Ruf der Mau-Mau folgt und mit ihnen sukzessive Land erstreitet und erkauft, gegen den Willen der kenianischen Regierung. Und wie das erlittene Unrecht bis in die dritte Generation, bis heute, vergiftete Früchte trägt.