Man kann sich darüber streiten, wann der spanische Schauspieler Javier Bardem zum Weltstar wurde. Schon in der Zeit, als er noch bei Pedro Almodóvar spielte oder erst, als er bei den Coen-Brüdern in Hollywood den Serienkiller in „No Country for Old Men“ gab. Unvergesslich in dieser Rolle: Bardems Frisur. Die ist, wie einige finden, jetzt noch schlimmer in der spanischen Komödie „Der perfekte Chef“, der Geschichte eines Firmenbosses, gegen den Mutter Theresa an Mitgefühl nicht einmal in Ansätzen mithalten könnte.
Firmenchef Blanco – in „Der perfekte Chef“ grandios gespielt von Javier Bardem – führt ein soziales Unternehmen. Zumindest behauptet Blanco das. Steckt ein Mitarbeiter in einer Krise, steht ihm Chef Chef Blanco bei wie ein liebevoller, aber auch strenger Vater. Es geht um ein Familienunternehmen, einige hundert Mitarbeiter, an der Spitze der Patriarch.
Geschichte einer Enthüllung
Der Film „Der perfekte Chef“ entwickelt sich nun langsam aber sicher zur Geschichte einer Enthüllung. Am Anfang erscheint Blanco noch als emphatische, charismatische Persönlichkeit. Dass er eine Affäre mit der Praktikantin beginnt, na ja … Als dann aber alles nicht mehr so rund läuft, sein Produktionsleiter verfängt sich vollends in seinen Neurosen, die Praktikantin erweist sich als eine ganz andere, als sie zu sein schien, da zeigen sich bei Blanco ganz andere Seiten.
Zuviel vorausgesetzte Naivität schmälert den Kinogenuss
Leider hat Fernando León de Aranoas Film ein dramaturgisches Problem: Spannend ist diese Geschichte nur dann, wenn wir am Anfang daran glauben, dass Blanco tatsächlich der gütige, fürsorgliche Unternehmer ist, für den er sich ausgibt. Aber können wir dem wirklich so naiv folgen? Ein Blick in den Wirtschaftsteil einer Zeitung macht klar, dass einer wie Blanco kaum so gut sein kann, wie er tut.
Nur ein perfekt konstruiertes „Feel-Bad-Movie“
Alles ist, ohne Frage, großartig gespielt, perfekt getimt, mit bösen Pointen an den richtigen Stellen. Aber man wird das Gefühl nicht los, dass wir aufgefordert sind, uns genussvoll von einem perfekt konstruierten „Feel-Bad-Movie“ unterhalten zu lassen. Und das Gefühl „Habe ich doch sowieso gewusst!“, das sich schnell einstellt, nimmt dieser Kapitalismus-Satire schlussendlich ihre Spitze. Vorhersehbarkeit erweist sich im Kino immer als Falle.
Trailer „Der perfekte Chef“, ab 28.7. im Kino
Serie „The Baby“ – Horror-Komödie über die „Freuden“ der Mutterschaft
Wo dieses Baby auftaucht, lauern Unheil und Tod. In der HBO-Serie „The Baby“ sorgt ein kleines Findelkind für Chaos, vor allem im Leben der 38-jährigen Natasha. Während sie versucht, das ihr buchstäblich zugeflogene mysteriöse Baby wieder los zu werden, arbeitet sie ihre eigene Familiengeschichte auf. Eine tiefschwarze Horrorkomödie um das Mutter-Dasein zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und Selbstausbeutung.