Erstmals Holocaust im Comic thematisiert

Arte-Doku über den Kult-Comic „Maus“ von Art Spiegelman – Immer noch ein Meilenstein

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Philine Sauvageot

Der Comic „Maus – Geschichte eines Überlebenden“ von 1986 ist auch heute noch lesenswert, meint der SWR2-Comicexperte Max Bauer. „Denn er erzählt die Schrecken der Shoah aus der Perspektive der Opfer und nicht der Täter.“ Die Doku „'Maus' oder die Hölle von Auschwitz“ über den Comic ist bis Oktober 2024 in der Arte Mediathek zu sehen.

Verarbeitung intergenerationeller Traumata

Der Zeichner Art Spiegelman beschrieb in „Maus – Geschichte eines Überlebenden“ die Geschichte seines Vaters, eines polnischen Juden, der das Vernichtungslager von Auschwitz überlebte.

Filmstill
In „Maus“ erzählt Art Spiegelman die Geschichte seines Vaters, eines polnischen Juden, der Auschwitz überlebte und anschließend in die USA emigrierte. Mit seiner (auto-)biografisch und historisch angelegten Graphic Novel hat er den Comic revolutioniert und dem Genre den Weg zu einer ganz neuen formellen Freiheit geebnet.

„Der Dokumentarfilm von Pauline Horovitz macht im Grunde das, was der Comic schon gemacht hat: Er untersucht die intergenerationellen Traumata des Holocausts“, so Bauer. Horovitz stammt ebenfalls von osteuropäischen Juden ab, die nach Frankreich ausgewandert sind. Ihr Film zeigt, wie ihr Vater und ihr Sohn den Comic „Maus“ lesen.

Mithilfe von Tiermetaphern über die Grauen des Holocausts erzählt

Spiegelman wollte den Holocaust zeigen, gewissermaßen ohne ihn zu zeigen. Er zeichnete die Juden als Mäuse, die Deutschen als Katzen, die Amerikaner als Hunde usw. Mithilfe dieser Tiermetaphern konnte Spiegelman das Grauen des Holocausts mit einer gewissen Distanz erzählen, erklärt Bauer.

Bild eines älteren Mannes an einem Rednerpult, neben ihm projiziert das Buchcover von 'Maus'. Es zeigt einen Art stilisierten Hitler als Maus in einem Hakenkreuz.
In „Maus“ werden die Juden als Mäuse und die Nazis als Katzen dargestellt. Auf die Frage, ob ein Comic über Auschwitz nicht schlechter Geschmack sei, antwortete Art Spielgelmann: „Auschwitz selbst war schlechter Geschmack“.

Sind Comics über Auschwitz geschmacklos?

Als „Maus” Mitte der 1980er Jahre erschien, erfuhr der Comic im Land der Täter zunächst Ablehnung. Dem Zeichner sei oft die Frage gestellt worden: „Ist ein Comic über Auschwitz nicht geschmacklos?“

Spiegelman antwortete darauf: „Ausschwitz selbst war schlechter Geschmack“. In dieser pointierten Aussage treffe Spiegelman den Nagel auf den Kopf, meint Bauer. In der Frage wiederum stecke die Verdrängung der eigenen Schuld.

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Das Miniatur Wunderland in Hamburg ist die größte Modelleisenbahn-Anlage der Welt. Sabine Howe taucht mit ihrer Doku „Wunderland – vom Kindheitstraum zum Welterfolg“ ein in die detailliert gestalteten Modell-Landschaften.

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