Das Figurentheater vereint viele Künste: Die „Imaginale“ zeigt in Stuttgart, Mannheim oder Heilbronn die ganze Vielfalt.
Es ist eines der größten Festivals seiner Art in Deutschland: Die „Imaginale“ macht deutlich, was alles ins Genre der animierten Formen gehört.
Seit 2008 präsentiert das Festival in Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Eppingen, Schorndorf und Ludwigsburg Figurentheater im Grenzbereich zu Tanz, Neuem Zirkus und Digitalkunst. Die städteübergreifende Großveranstaltung gehört zu den größten deutschen Figurentheaterfestivals.
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Figurentheater aus aller Welt im Südwesten
Die Beiträge kommen 2025 aus aller Welt: Neben Künstler*innen aus Deutschland sind auch Beiträge aus Belgien, El Salvador, Frankreich, Irland, Israel, Italien, Kanada, Kuba, Lettland, Mexiko, Niederlande, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien und Südafrika mit dabei.
Digitale Medien treffen auf Macbeth
Festivalleiterin Katja Spiess sagt in SWR Kultur, ein besonderes Highlight sei im diesen Jahr ein Stück, dass sich mit der Digitalität unserer Zeit auseinander setzt – aber auf ungewöhnliche Weise: „Untitled Document“. Eine stumme Produktion, in der der Künstler Ari Teperberg ausschließlich über seinen Laptop kommuniziert.

Ausgangspunkt waren Recherchen zur Erfindung des Telefons, Beobachtungen über dessen Entwicklungsgeschichte und Gedanken zum scheinbar unendlichen Verlangen des Menschen, Distanzen verschwinden zu lassen.
Diese Produktion untersuche Digitalität mit Blick auf sein Kommunikationspotential: „Es ist eines der eindrücklichsten Theatererlebnisse, die ich in den letzten Jahren hatte“, so Spiess; sie leitet auch das FITZ! – das Zentrum für Figurentheater in Stuttgart. Hier fand der Auftakt der „Imaginale“ statt.

Das Auftaktstück: „Carte Blanche“ von Michal Svironi. Die Künstlerin sei „ein Gesamtkunstwerk für sich“, meint Festivalleiterin Spiess. Die vielfach ausgezeichnete Israelin ist nicht nur Schauspieler, sie ist auch Puppenspielerin, Clownin, Autorin, Regisseurin und Dramatikerin.
„Carte Blanche“: Das steht nicht nur für die weiße Karte. Es spielt auch auf die weiße Leinwand auf der Bühne an, Svironi erzählt mit vielen Farben, Papier, Musik und Figuren ihre Familiengeschichte. Es geht darum, welche Menschen in ihrem Gedächtnis Spuren hinterlassen haben, erklärt Spiess. Eine sehr buntes und vielfältiges Stück.

Viele artistische Programmpunkte 2025
In diesem Jahr sind auch viele artistische Darbietungen im Programm zu finden. Zirkus und das Theater animierter Formen – die beiden Künste überschneiden sich stark, meint Katja Spiess. Was jetzt zu beobachten sei, sei sozusagen die „wieder erwachte Liebe zwischen den beiden Kunstformen". Auch im zeitgenössischen Zirkus werde viel mit Objekten gearbeitet.
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Im Zentrum: Inszenierung und ästhetischer Ausdruck
Die Themen Jonglage oder Seilakrobatik tauchen auch im Figurentheater auf. Fäden oder die Suche nach dem Schwerpunkt zum Beispiel spielen im Marionettentheater eine entscheidende Rolle.
In beiden Künsten, dem zeitgenössische Figurentheater und dem zeitgenössische Zirkus stehe die Inszenierung und der ästhetische Ausdruck an erster Stelle, so Festivalleiterin Spiess. Es gehe nicht mehr nur um die pure Virtuosität, sondern auch darum, Geschichten zu erzählen.
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Auch Produktionen für Kinder
Der Schwerpunkt des Festivals liegt auf Produktionen, die sich an Erwachsene richten. Aber es gibt auch Stücke, die speziell für Kinder entwickelt wurden.
Diese seien für ein ganz unterschiedliches Zielgruppen gedacht: Für die ganz Kleinen interessant sei das Stück: „Ding" von Karoline Hoffmann und Julika Mayer aus Deutschland. Darin spielt Hoffmann sozusagen mit einer goldenen Rettungsdecke.
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Die Produktion einer Gruppe aus Frankreich richtet sich auch an Kinder und Erwachsene: „Au Jardin des Potiniers - Im Garten der Potiniers“. Das Besondere an dem Stück ist, dass das Publikum Teil der Bühne ist und durch Löcher sozusagen auf die Bühne schaut, erklärt Katja Spiess. In der kreativen Inszenierung geht es um das Verhältnis von Mensch und Natur.
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