Hilfe für Kinder

Wo Inklusion in der Kita an Grenzen stößt

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Autor/in
Nicole Mertes
Nicole Mertes arbeitet als Redakteurin im SWR Studio Trier

Manche Kinder brauchen Hilfe dabei, im Alltag zurechtzukommen. Inklusionskräfte unterstützen sie und verstärken das Personal in der Kita. Doch oft fehlt dafür das Geld.

In der Schmetterlingsgruppe in der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier-West ist gerade das Mittagessen vorbei. Die Kinder räumen ihr benutztes Geschirr auf den Küchenwagen, gehen zum Händewaschen und dann spielen sie zusammen. An diesem Tag kommen alle gut miteinander klar. "Heute ist ein guter Tag", sagt eines der Kinder. Doch das ist nicht immer so.

Eines der Kinder in der Kita Walburga Marx Haus hat eine seelische Beeinträchtigung und wird von einer Inklusionskraft unterstützt.
In der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier-West haben die Gruppen Tiernamen. 12 Kinder sind in der Schmetterlingsgruppe. Eines der Kinder braucht zusätzliche Unterstützung.

Wo Inklusion im Alltag an Grenzen stößt

Eines der Kinder hat eine seelische Beeinträchtigung. In einer Krise kommt es vor, dass es schreit, andere schlägt, einfach gar nicht in der Gruppe zurechtkommt. Wenn nur eine Erzieherin oder ein Erzieher für die Gruppe mit 12 Kindern verantwortlich ist, könnte so ein Kind nicht mehr angemessen betreut werden, sagt Kitaleiterin Tina Steuer. Deshalb hat das Kind eine Inklusionskraft bekommen, die in der Kita immer dabei ist.

Tina Steuer leitet die Kita Walburga Marx Haus in Trier und setzt sich für Inklusion ein. Für echte Inklusion brauchen wir mehr Geld und mehr Personal, sagt sie.
Tina Steuer leitet die Kita Walburga Marx Haus in Trier.

Wie ein Kind eine Inklusionskraft bekommen kann

Die Inklusionskraft ist im Kita-Alltag eine besondere Bezugsperson für das Kind. Sie ist da, unterstützt es besonders in Krisensituationen. Die Kita hilft betroffenen Eltern dabei, so einen Antrag für ihr Kind zu stellen.

Zu lange Wartezeiten für Untersuchung

Bis ein Kind für diese obligatorische Untersuchung in einem Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ oder in einer Facharztpraxis einen Termin bekommt, dauert es oft ein Jahr. Vom Zeitpunkt, an dem festgestellt wird, dass ein Kind besondere Hilfe braucht, bis zur Bewilligung des Antrags können bis zu zwei Jahre vergehen, sagt Kitaleiterin Tina Steuer.

Die Eltern sind manchmal verzweifelt.

Während der langen Wartezeit auf eine Inklusionskraft versucht die Kita, das Kind trotzdem gut zu betreuen. Doch wenn die Krisensituationen zu häufig und zu schwer werden, in der Kita Personal fehlt, dann kann das Kind nicht durchgehend den ganzen Tag über betreut werden.

Es kann dann teils nur für ein paar Stunden in die Kita und muss die übrige Zeit zuhause versorgt werden. "Die Eltern sind oft verzweifelt", sagt Kitaleiterin Steuer. "Sie leiden mit, denn sie wissen ja, was für ihr Kind gut wäre." Ihr sei Inklusion in der Kita sehr wichtig, sagt Steuer. Doch derzeit gäbe es weder genug Geld noch ausreichend Personal, um das wirklich durchgehend zu leisten.

Alle Kinder sollen in der Kita gut betreut werden. Für echte Inklusion wäre mehr Personal notwendig. Inklusionskräfte sind eine Hilfe.
Die Kita Walburga-Marx-Haus in Trier will alle Kinder fördern. Sie setzt auch Inklusionskräfte ein.

Wie eine Inklusionskraft in der Kita arbeitet

Simone Fischbach arbeitet in der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier als Inklusionskraft. Für eines der aktuell 90 Kinder im Alter von 14 Monaten bis 6 Jahren wurde eine Inklusionskraft bewilligt.

Fischbach ist in der Kitagruppe des Kindes immer dabei und in seiner Nähe. Sie ist für das Kind da, wenn es einfach mal raus muss, beruhigt es, wenn irgendwie alles zu viel wird. Sie bleibt eher im Hintergrund, wenn mal alles gut läuft.

Man baut eine Beziehung zu dem Kind auf.

Im Kita-Alltag gibt es viele Situationen, in denen Simone Fischbach mit ihrer ausgeglichenen, ruhigen Art auf das Kind einwirkt, was der ganzen Gruppe zugute kommt. Einmal wollte die Kitagruppe zusammen ein Konzert besuchen. Obwohl das Kind, das sie betreut, Musik sehr liebt, sei es anfangs nicht dazu bereit gewesen, mit den anderen in den Bus zu steigen. Es habe dann aber doch geklappt und alles sei gut gelaufen.

Ein Kind, das in der Kita von einer Inklusionskraft unterstützt wird, soll im Sommer in die Schule kommen. Dort muss es dann erst einmal alleine zurechtkommen.
In der Kita Walburga-Marx-Haus in Trier-West bereiten sich die Kinder schon auf die Schulzeit vor. Die "Zahlenkinder" haben ein Poster gemacht.

Ich würde das Kind gerne weiter betreuen.

Wie viele Inklusionskräfte in Kitas, hat Simone Fischbach keine Ausbildung als Erzieherin. Die gelernte Glaserin wollte sich nach der Elternzeit mit ihren beiden Kindern beruflich neu orientieren und fing im September als Inklusionskraft an. Sie bekommt immer nur einen Vertrag für ein halbes Jahr, der nach Bedarf verlängert wird. "Ich würde das Kind gerne weiter betreuen", sagt sie. "Aber das geht nicht, wenn es in die Schule kommt."

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Wie es nach dem Kindergarten weitergeht

Das Kind wird erst einmal ohne eine Inklusionskraft auskommen müssen. Die Kita hat Kontakt zur nächstgelegenen Grundschule. Dort kann es dann vielleicht wieder eine neue Inklusionskraft bekommen. Aber bis dahin wird Zeit vergehen.

In Trier werden in den Schulen nur Inklusionskräfte mit Erzieherausbildung eingesetzt. Aktuell werden nach Angaben der Stadt mehr als 200 Kinder von ihnen unterstützt. Und der Bedarf steigt.

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