Theo hat Trisomie 21. Als klar war, dass er in den Kindergarten in Bondorf (Landkreis Böblingen) gehen soll, klang das für die Mitarbeitenden dort erstmal nach einer Herausforderung, sagt Kindergartenleiterin Astrid Beyer: "Wo klar war, dass er zu uns kam, gab es im Team sehr viele Bedenken. Weil er natürlich in seiner Entwicklung etwas hinterher war."
Der Kindergarten hat ein Modellversuch des Landes in Anspruch genommen, der Inklusion fördern soll. In dem Projekt stehen Fachkräfte bereit, um die Kita-Teams zu beraten. Der Modellversuch wurde in acht ausgewählten Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg erprobt.
Modellversuch Inklusion bald in ganz Baden-Württemberg
Das Kultusministerium will den Modellversuch jetzt auf ganz Baden-Württemberg ausweiten. Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass Eltern von Kindern mit Behinderung frei entscheiden können, in welche Einrichtung ihr Kind gehen soll. Das Projekt soll den Kitas die nötige Unterstützung bieten, sagt Kultusstaatssekretär Volker Schebesta von der CDU.
Ziel: Berührungsängste nehmen
Die Kita-Teams zu stärken, das ist die Aufgabe von Sabine Rux-Gerisch, vom Forum frühkindliche Bildung. Aus ihrer Sicht geht es häufig darum, den Mitarbeitenden Ängste und Sorgen zu nehmen: "Jemand, der eine Brille trägt, hat eigentlich eine Seh-Einschränkung. Aber den würde kein Mensch heute ablehnen."
Es seien oft die Berührungsängste, die dabei im Weg stehen würden, diese inklusiven Einrichtungen auf den Weg zu bringen.
Allein mit guter Beratung sei es dennoch nicht getan, mahnt Ralf Broß vom Städtetag. Die Städte sind als Träger für viele Kitas zuständig: "Was wir natürlich auch brauchen, das ist wegzukommen von der punktuellen und projektorientierten Finanzierung hin zu einer Finanzierung in der Fläche." Er wünsche sich eine Regelung über Pauschalen, möglichst unbürokratisch.
Kritik von der Opposition im Landtag
Die AfD-Fraktion im Landtag sieht das Thema Inklusion grundsätzlich kritisch. Bildungspolitiker Rainer Balzer fürchtet, Kinder ohne Behinderung könnten ins Hintertreffen geraten.
Eine Sorge, die die Landesbehindertenbeauftragte Simone Fischer nicht teilt. Aus ihrer Sicht ist es wichtig, dass Kinder ohne Beeinträchtigung auch von Kindern mit Beeinträchtigungen lernen. Und dann klappe das auch im Lebensalltag immer besser.
Für Theo ist der Modellversuch bereits geglückt, wie Kindergartenleiterin Beyer betont: "Wir sehen den Theo eigentlich gar nicht mehr als Kind mit Trisomie 21, sondern er ist einfach hier, genauso wie alle anderen."