Inklusion

Boris Palmer fordert mehr Pragmatismus mit "Sonderschulen"

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Autor/in
Markus Pfalzgraf

Bei der Inklusion von Schülern in Baden-Württemberg hakt es: Zu wenig Lehrkräfte, zu wenig Qualifikation, zu wenig Geld im System. Tübingens Oberbürgermeister fordert einen pragmatischen Mittelweg. Kritiker verweisen auf Inklusion als Menschenrecht.

Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung soll an allen Schulen möglich sein - das ist seit Jahren das Ziel der Politik in Baden-Württemberg. Schließlich ist es auch ein Menschenrecht, das durch die UN-Behindertenrechtskonvention gewährleistet werden soll. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

"Überall reicht das Geld nicht", sagte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos). Mehr Geld und mehr Personal werde es nicht geben. Deshalb sprach er sich erneut dafür aus, die Mittel an "Sonderschulen" zu bündeln, die in Baden-Württemberg Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren heißen. Dort werde sehr gute Arbeit gemacht. Für manche Kinder sei die "Sonderschule" besser, für andere die Regelschule.

Palmer hält Inklusion an jeder Schule für ineffizient

Inklusion an jeder Schule hält Palmer für hochgradig ineffizient. In der SWR-Sendung "Zur Sache! Baden-Württemberg" sagte er: "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Ressourcen auch für sehr wichtige Anliegen knapp sind." Deshalb müsse man in Deutschland auch insgesamt bei der Inklusion einen pragmatischen Mittelweg zwischen Anspruch und Wirklichkeit wählen.

Die Landtagsabgeordnete Dorothea Kliche-Behnke (SPD) entgegnete, es gebe hierzulande im internationalen Vergleich keine besonders hohen Maßstäbe oder Ansprüche, denen niemand gerecht werden könne. Es gebe Nachholbedarf, weil Menschen mit Behinderung zu lange ausgegrenzt gewesen seien. "Wir können Menschenrechte wie Inklusion nicht nach Kassenlage einschätzen", sagte Kliche-Behnke im SWR.

Palmers Forderung sei eine Einzelmeinung. Die Fachkräfte müssten besser qualifiziert werden, um mit immer vielfältigeren Schülerinnen und Schülern umzugehen. Man brauche mehr Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen. Und schließlich fehlten Lehrkräfte auch an den sonderpädagogischen Schulen, so Kliche-Behnke.

Sozialpädagogin berichtet von aufwändigen Anträgen

Die Sozialpädagogin Vanessa Urban berichtete aus ihrem Alltag mit Behinderung. Vor allem Anträge für Assistenz oder etwa einen neuen Rollstuhl seien oft aufwändig. In diesem Punkt waren sich Palmer und Kliche-Behnke einig, dass sich das ändern müsse.

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Insgesamt kritisierte Urban mit Blick auf Inklusion, für welche Wirtschaftsbereiche Geld da sei, und wie wenig beispielsweise Reiche besteuert werden würden. Menschen mit Behinderung werde dagegen oft vermittelt, eine Last für die Gesellschaft zu sein. "Das hat mit Sozialstaat nichts zu tun", so Urban.

Nachrichtenmoderatorin Mirjam Kottmann vom Bayerischen Rundfunk berichtete zur Schuldebatte von guten Erfahrungen mit Inklusionsklassen: Kinder mit und ohne Behinderung könnten voneinander lernen.

Die Sendung von "Zur Sache! Baden-Württemberg" vom 20. März zum Nachschauen:

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