Tübinger Schulen und Eltern haben für heute Nachmitttag zu einem Protest vor dem Rathaus aufgerufen. Sie wollen gegen die geplanten Kürzungen an Schulen demonstrieren. Geht es nach der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) wird es künftig weniger Geld für die Schulsozialarbeit geben. Kräftig gestrichen werden soll auch bei den sogenannten Gruppenpädagogen, eine Besonderheit an den drei Tübinger Gemeinschaftsschulen.
Diese Arbeit ist laut Gesamtelternbeirat der Tübinger Hans-Küng-Gemeinschaftsschule, Joachim Graf, nicht mehr wegzudenken. Durch Corona habe sich der Anteil an Schüler und Schülerinnen mit psychischen Problemen massiv erhöht. Gleichzeitig gebe es mehr Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und begrenzten Sprachkenntnissen. Die Schulsozialarbeit leiste hier wichtige und zentrale Aufgaben, so Graf.
Palmer: Vorschlag sehr schmerzhaft
Die Stadtverwaltung sieht die Not der Schulen. "Was wir jetzt dem Gemeinderat vorschlagen, ist sehr schmerzhaft", sagte Palmer kürzlich dem SWR. Doch die Lücke im Haushalt ist mit knapp 40 Millionen Euro so groß, dass der Gürtel nun in vielen Bereichen enger geschnallt werden muss - auch bei den Kitas und den Schulen. Er betont aber auch, dass Tübingen bislang viele Leistungen freiwillig gezahlt habe. Nun werde das Niveau auf Landesdurchschnitt gesenkt, sollte der Gemeinderat den Plänen zustimmen.
Tübingens Oberbürgermeister will wieder mehr Sonderschulen Kritik an Äußerungen von Boris Palmer zu Geldsparen bei Inklusion
Tübingens Oberbürgermeister findet die derzeitigen Inklusionsbemühungen an Schulen zu teuer. Er will wieder mehr Sonderschulen, um Geld zu sparen. Dafür erntet er Kritik.
Forderung: Nicht weniger, sondern mehr Schulsozialarbeit
Tübingen sei bei der Schulsozialarbeit und den Gruppenpädagogen vorbildlich überdurchschnittlich, bestätigt Carolin Petry, die ehemaligen Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Tübinger Schulen. Deshalb sei es bitter, dass sich die Verwaltung hier überlege, sich dem Landesdurchschnitt anzugleichen. Die Arbeit sei aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken und es bräuchte eher mehr als weniger Stellen.
DGB und ver.di gegen Sparkurs an Schulen
Wo die Stadtverwaltung überall schlussendlich wie viel einspart, hängt vom Gemeinderat ab. Der entscheidet im Januar. Dann muss der Haushalt stehen. Bis dahin sollen die Streichungen auf einen Wert von mindestens 13,3 Millionen Euro kommen. Mit dem Protest, sowie Leserbriefen und Gesprächen mit den einzelnen Fraktionen erhoffen sich die Tübinger Schulen, die Entscheidung zu ihren Gunsten beeinflussen zu können.
Der DGB-Kreisverband und ver.di Ortsverein Tübingen haben sich mit den Schulen solidarisch erklärt. Sie rufen in einem offenen Brief die Gemeinderäte und Gemeinderätinnen auf, den aktuellen Kürzungsplänen der Stadtverwaltung nicht zuzustimmen. Die Kürzungen seien zu massiv - in zu vielen wichtigen Zukunftsbereichen.