Die schiere Zahl von fast 440.000 Einsprüchen gegen die Planungen für Windkraft hat der Region Neckar-Alb bundesweit Aufmerksamkeit beschert. Nun liegen auch die fast 280.000 ausgedruckt abgegebenen Schreiben digital vor. Daraus geht hervor, dass hinter den Stellungnahmen der Bürgerinitiative "Gegenwind Neckar-Alb" nur 6.660 Menschen stecken. Windkraftbefürworter dürften sich in ihrem Vorwurf bestätigt sehen, dass die Aktion die Planungen behindern sollte.
Einsprüche zur Windkraft überforderten Regionalverband
Im April 2024 waren Vertreter von mehreren Bürgerinitiativen gegen Windkraft mit einem Lastwagen beim Regionalverband vorgefahren. Auf der Ladefläche: Kartons mit etwa 280.000 ausgedruckten Schreiben, die der Zusammenschluss mit dem Namen "Gegenwind Neckar-Alb" zuvor online gesammelt hatte. Hinzu kamen noch weitere rund 160.000 Stellungnahmen auf CD. Die Digitalisierung der analogen Schreiben musste der Regionalverband an einen Dienstleister vergeben. Kostenpunkt: 104.000 Euro.
Jetzt liegen alle Einsprüche digital vor und der Regionalverband kann seine Planungen für Windkraft in der Region Neckar-Alb fortsetzen. Darüber hinaus ist klar, dass hinter den Stellungnahmen nur 6.650 Menschen stecken, davon 5.224 aus den Landkreisen Reutlingen (9 Prozent der Absenderadressen), Tübingen (36 Prozent) und Zollernalb (55 Prozent). Spitzenreiter war nach Angaben des Regionalverbands eine Person aus dem westfälischen Sauerland mit 536 Stellungnahmen - im Schnitt wurden 65 Einsprüche pro Person eingereicht.
Regionalverband plant Flächen für Windkraft
"Wir legen nur die Flächen fest. Umsetzen tun andere", stellt Verbandspräsident Eugen Höschele (CDU) in diesem Zusammenhang nochmal klar. Der Regionalverband hat vom Land die Aufgabe erhalten, bis Ende September mindestens 1,8 Prozent der Regionsfläche für Windkraft auszuweisen. Innerhalb des ersten Halbjahrs soll nun eine überarbeitete Version des Teilregionalplans Windkraft vorgelegt werden. Dann können Bürgerinnen und Bürger erneut Stellung nehmen.
Inwieweit sich die bisher geplanten 40 Flächen für Windkraft noch verkleinern oder ganz verschwinden, hängt davon ab, wie relevant die Einsprüche sind. "Bei uns zählen Argumente und nicht die Anzahl, wie oft sie reinkommen", versichert Verbandsdirektor Dirk Seidemann im Gespräch mit dem SWR. Ein Beispiel für ein stichhaltiges Gegenargument: Wegen des seltenen Mornellregenpfeifers dürfen Flächen bei Rosenfeld-Täbingen im Zollernalbkreis nicht geplant werden.