Profundes Wissen, stilistische Finesse
Thomas Hettche hat sein Schreiben immer wieder neu erfunden, so scheint es, denn so unterschiedlich sind die Werke, die er veröffentlicht hat. Erst der Ton ermögliche die jeweilige Geschichte, zaubere sie hervor, hat Thomas Hettche einmal gesagt und das lässt sich an den Büchern des 1964 in Treis am Rande des Vogelsberg geborenen Autors mühelos ablesen: Da ist sein Debüt „Ludwig muss sterben“, in dem der Bruder Ludwigs, der gerade aus der Psychiatrie entlassen wurde, eben dieses Sterben aus der Ferne miterlebt – oder vielmehr miterzählt. Surreale Momente prägten dieses hochgelobte Debüt von 1989 – diesem Stilmittel blieb er treu in seinem zweiten Roman „Nox“, in dem er die Nacht des Berliner Mauerfalls aus der Sicht einer Leiche nacherzählte.
Mit zwei weiteren Romanen schaffte Thomas Hettche es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises: Mit „Woraus wir gemacht sind“ und mit „Die Pfaueninsel“ – einem historischen Roman. Noch so ein Beweis für die Wandelbarkeit des Autors.
Viele Preise hat Thomas Hettche bereits bekommen, zahlreiche Stipendien dazu. Der Joseph Breitbach-Preis erscheint da als eine logische Folge, eine Krönung des Werkes aus Romanen und Essays, die – wie die Jury in ihrer Begründung sagt – einen eigenwilligen poetischen Kosmos bilden, in dem sich ein profundes historisches Wissen mit Erfindungsreichtum und stilistischer Finesse paart.
Die Gewinner des Joseph Breitbach-Preises 2012-2018