Der Filmemacher Edgar Reitz sagte mal, dass die Wiederbegegnung mit seiner Heimatlandschaft Hunsrück sein Interesse am Geschichtenerzählen erst so richtig geweckt habe. „Sicher spielte dabei eine Rolle, dass das Geschichtenerzählen im Hunsrück wie auch in verschiedenen anderen deutschen Landen eine gewisse Volkstradition hat“, so Edgar Reitz: „Im Hunsrück nennt man das „Stickelcher verzähle“, also Geschichten erzählen und mein Großvater zum Beispiel mütterlicherseits war ein begabter Erzähler.
„Heimat“ funktioniert wie Atmung
Mit seiner Jahrhundertchronik, dem Filmzyklus „Heimat“ über das Hunsrückdorf Schabbach hat er Film- und Kinogeschichte geschrieben. „Heimat 1“ lief in den 80er Jahren einer Zeit, als der Begriff „Heimat“ noch aus der Zeit des Nationalsozialismus „kontaminiert“ war. Edgar Reitz hat dem Begriff wieder eine andere Bedeutung gegeben. „Wir wollen ja nicht in der Enge des Horizontes in den wir mal geboren werden für alle Zeiten bleiben, vor allem wir modernen Menschen nicht. Aber die Heimat wehrt sich in uns, sie krallt einen, hält einen fest. Da entstehen Bindungskräfte. Von diesen Bindungskräften war ich immer fasziniert. Dieses Gehen und Kommen oder Kommen und Gehen. Das ist für mich diese Atmung des lebendigen Umgangs mit Heimat und da fängt das dann wieder an ein Thema zu werden.“
Oberhausener Manifest als Beginn einer neuen Film-Ära
Der vielfach preisgekrönte Filmemacher hat sich aber auch mit Filmtheorie beschäftigt. Anfang der 60er Jahre verlas er gemeinsam mit anderen das sogenannte Oberhausener Manifest und gründete das „Institut für Filmgestaltung“ an der Uni Ulm und später das „Europäische Institut des Kinofilms (EIKK)“ in Karlsruhe und wurde zum Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. „Was mich zufrieden macht ist, dass der Gedanke der Filmkunst im Sinne des Autorenkinos immer weiter sich verbreitet. Da habe ich mich als Pionier gefühlt. Und ich sehe, dass das inzwischen bei der jungen Generation ganz selbstverständlich angekommen ist.“