Das Bild zeigt den Software-Namen ChatGPT auf einem Smartphone an. Der Chatbot ChatGPT hat KI für alle nutzbar gemacht.

Künstliche Intelligenz

Gespräche führen mit dem Chatbot ChatGPT: So lernt die KI von uns

Stand
Autor/in
David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR Kultur Impuls.
Onlinefassung
Lena Schmidt
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Von Aufsätzen in Uni und Schule bis hin zum Schreiben von Programmcodes - ChatGPT ist ein fortschrittlicher Chatbot, der menschenähnlich kommuniziert. Was steckt hinter der Software?

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Der Chatbot ChatGPT des kalifornischen KI-Forschungslabors OpenAI erregt seit einiger Zeit viel Aufmerksamkeit. Schulen in New York sperrten sogar den Zugang zur KI in den Schulnetzwerken und verboten den Schülerinnen und Schülern die Nutzung des Bots. Zu weit hatte sich herumgesprochen, dass der Chatbot für Hausaufgaben, Referate und andere Aufgaben eingesetzt werden kann.

Der große Sprung zu früheren Chatbots ist bei ChatGPT, dass man quasi eine normale Unterhaltung mit ihm führen kann und er immer in Sekundenbruchteilen auf den ersten Blick passende Antworten gibt.

So funktioniert ChatGPT

GPT - das steht für "Generative Pre-trained Transformer". Die Software basiert auf maschinellem Lernen, dem Deep Learning. Das Ziel: Es sollen künstliche neuronale Netze entstehen, ähnlich des menschlichen Nervensystems.

ChatGPT ist bereits gut trainiert und hat ein vielschichtiges Netz aufgebaut. Für das Training der Sprach-KI GPT-3 ließen die Forschenden von OpenAI die Sprach-KI auf das Internet los, um diese zu trainieren. An Texten mit insgesamt etwa 500 Milliarden Wörtern lernte sie, wie Sprache funktioniert - zum Beispiel, was die Unterschiede zwischen geschriebener und gesprochener Sprache sind und in welcher Form auf welche Frage geantwortet werden soll.

Das Bild zeigt einen Apple-Computer, auf dem der Sprachassistent SIRI geöffnet ist. Auch bei Sprachassistenten wie Siri, Alexa und Co handelt es sich um Sprach-KI's, vergleichbar mit dem Chatbot ChatGPT, der auf KI basiert.
Auch bei Sprachassistenten wie Siri, Alexa und Co handelt es sich um Sprach-KI's, vergleichbar mit ChatGPT. Auch dieser Chatbot basiert auf KI.

Künstliche Intelligenz kann Diskriminierung lernen

Diesen Ansatz nennt man unüberwachtes Lernen: Die KI ist während des Trainings auf sich allein gestellt. Das Problem: Das Internet ist voll von beispielsweise rassistischer oder sexistischer Sprache. Das führt häufig dazu, dass eine KI ungewolltes Verhalten lernt.

Chatbots wie "Tay" von Microsoft oder "Lee Luda" vom südkoreanischen Start-up Scatter Lab mussten deshalb bereits vom Netz genommen werden. Lernt eine KI von den "falschen" Vorbildern, schreibt das Goethe-Institut auf seiner Webseite, kann sie schnell rassistisch, vulgär und verletzend werden.

Es kommt also immer auch auf den verantwortungsbewussten Umgang der Programmierenden sowie der Userinnen und User mit einer solchen Software an. Sowohl darauf, welche Informationen gefüttert werden, also auch, wie die Antworten des Bots genutzt werden - zum Beispiel zum Schummeln in der Schule.

Anderseits können eingebaute moralische Filter dafür sorgen, dass von ChatGPT erstellte literarische Texte und Drehbücher uninteressant und langweilig wirken, weil interessante Themen wie Sex und Crime von der KI herausgefiltert werden.

Künstliche Intelligenz KI-Sprachmodell ChatGPT schreibt nur langweilige Drehbücher

Beim Schreiben von Drehbüchern von Filmen scheint Chat GPT nicht so gut abzuschneiden. Das liegt wohl auch daran, dass das Sprachmedell zu viele moralische Filter eingebaut hat.

Unüberwachtes versus überwachtes Lernen

ChatGPT ist ein angepasstes Modell von GPT-3, das nicht nur auf unüberwachtem Training basiert. Der Bot wurde mit überwachten und bestärkenden Lernmethoden feintrainiert. Bei einem solchen Training bekommt die KI menschliches Feedback, mit dem bestimmte schädliche Verhaltensmuster abtrainiert oder aber erwünschte Verhaltensmuster erzwungen werden können. Wie andere öffentlich zugängliche Chatbots und Sprach-KIs hat auch ChatGPT Schutzmechanismen, um Vorurteile und Hatespeech zu vermeiden.

Trotzdem konnte auch ChatGPT von den Userinnen und Usern durch entsprechende Fragen auf problematische Antworten trainiert werden. Ein Professor der Universität Berkeley zum Beispiel umging die Filter, indem er ChatGPT bat, ein Programm zu schreiben, das gute Wissenschaftler anhand von Daten zu Gender und Race erkennen soll. Das Resultat: Ein kurzes Programm, dass nur weiße Männer als gute Wissenschaftler definiert. 

Der Chatbot ist nicht allwissend

Neben diskriminierenden Aussagen beantwortet der Chatbot noch viele andere Fragen falsch. Während bei der Sprach-KI GPT-3 noch Mathematik die große Schwachstelle war, ist auch der rechenstarke ChatGPT nicht allwissend.

Auf Twitter veröffentlichte beispielsweise eine Userin die Antwort des Bots auf die Frage, welches Säugetier die größten Eier lege. Es sei der Elefant, so ChatGPT. Die Eier hätten einen Durchmesser von etwa 20 Zentimetern und seien mehr als zwei Kilogramm schwer. Dass Chatbots Fehler machen, ist eine Schwachstelle, die noch sehr schwer zu vermeiden ist.

Welche Potenziale hat der Chatbot?

Seit Mai 2023 ist das neuere Sprachmodell ChatGPT 4 verfügbar, das einige Verbesserungen bringt. ChatGPT ist mittlerweile Teil der Suchmaschine Bing. Bereits 2020 zahlte Microsoft eine Milliarde Dollar an das Unternehmen für die exklusive Lizenzierung der OpenAI-Technologie. 

Nach Informationen des US-Nachrichtenportals "Semafor" war sogar eine mögliche Beteiligung Microsofts an OpenAI im Wert von zehn Milliarden Dollar im Gespräch. Neben der Konkurrenzfähigkeit mit Google soll Microsoft außerdem darüber nachdenken, Funktionen von OpenAI in Programme wie Outlook oder Word zu integrieren.

Künstliche Intelligenzen sind schon jetzt im Alltag vertreten. Chatbots wie ChatGPT werden wohl auch vor der Arbeitswelt keinen Halt machen. "Ich denke, es werden alle möglichen Berufsgruppen betroffen sein, die etwas mit Texten zu tun haben", sagte Jan Girlich vom Chaos Computer Club gegenüber der Tagesschau.

Er denke an die Werbe- aber auch an die Kreativ-Industrie: Autor:innen, Songwriter:innen, Journalist:innen. Das könne gute Auswirkungen haben, wie neuere, schnellere und bessere Texte. Aber es könne auch zu Rationalisierung und Jobverlust führen. Ob Maschinen wirklich kreativ sein können, ist eine weitere große Debatte rund um Künstliche Intelligenz. Ebenso wie die Frage, ob eine KI ein menschenähnliches Bewusstsein entwickeln kann.

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