Flüchtlingskrise: Moria größtes Flüchtlingslager in Europa
Die griechische Insel Lesbos ist ein Urlaubsziel – der Ort Moria war Zielort für Geflüchtete. Der Name "Moria" steht als Synonym für das größte Flüchtlingslager Europas: Bevor es im September 2020 niederbrannte, lebten dort bis zu 20.000 Menschen unter schlimmsten Bedingungen. Die deutsch-norwegische Trauma-Expertin und Kinderpsychologin Katrin Glatz Brubakk war seit 2015 in Moria als freiwillige Helferin vor Ort und setzt ihre Arbeit jetzt im Ersatzlager Kara Tepe fort.
"Inside Moria": das Elend der Menschen in Moria und Kara Tepe
Bei ihrer Arbeit hat Katrin Glatz Bubakk sich auf Kinder spezialisiert, deren Leid für sie noch einmal eine andere Dimension hat: Ihrer Erfahrung nach haben bei den Kindern Panikattacken, Albträume, Depressionen und Selbstmordversuche zugenommen.
Katrin Glatz Brubakk spricht von der "Diagnose Moria", wenn sie davon erzählt, dass die Kinder, die in Moria lebten – oder jetzt in Kara Tepe – alle unter einem Trauma litten. Entweder aus ihrem Heimatland Afghanistan, Syrien, Sudan, oder dann von der Flucht zum und über das Meer. Was traumatisierte Kinder eigentlich brauchten, sei das Gefühl der Geborgenheit und nicht der permanenten Verunsicherung.
Kinder in die Sex-Sklaverei verkauft
Über das Erlebte hat Katrin Glatz Brubakk das Buch "Inside Moria" geschrieben und damit die Diskussion um die europäische Flüchtlingskrise neu angestoßen.
Forum Flüchtlingsfrage ungelöst – Welche Migrationspolitik braucht Europa?
Michael Risel diskutiert mit
Dr. Anne Koch, Migrationsforscherin, Stiftung Wissenschaft und Politik
PD. Dr. Stefan Luft, Politikwissenschaftler, Universität Bremen
Prof. Dr. Daniel Thym, Leiter des Forschungszentrums Ausländer & Asylrecht, Universität Konstanz
Großes Leid als direkte Konsequenz europäischer Flüchtlingspolitik
Hat die Politik, haben die Verantwortlichen vor Ort eine Lehre aus Moria gezogen – hat sich nach dem Brand des Lagers und dem Umzug in das aktuelle Lager auf Lesbos, Kara Tepe, etwas geändert? "Rein praktisch und organisatorisch" sei die Lage dort besser, sagt Katrin Glatz Brubakk: Wohncontainer gebe es für 3.000 Menschen. Im Herbst, wenn das Lager regelmäßig überfüllt sei, wohnten weitere 3.000 in Zelten.
Aber: Frauen trauten sich Abends nicht alleine durchs Lager wegen der Gefahr, überfallen zu werden. Die Kinder lebten hinter vier Meter hohen Stacheldrahtzäunen mit bewaffneten Wachen – "das ist besser, aber rein psychologisch immer noch eine riesige Belastung". Deshalb versucht sie, eine Stütze für die Kinder zu sein und mit einfachsten Mitteln eine Traumtherapie für Kinder und Eltern anzubieten. Und wie sieht ihr Blick in die Zukunft aus?