Gärtnern oder durch Wald und Wiesen streifen kann helfen, psychische Erkrankungen vorzubeugen oder sie zu behandeln. Allein schon die Zahl der Bäume vor der Haustür senkt das Risiko für Depressionen.
Biologinnen, Psychiater, Psychotherapeutinnen und Geologen wollen wissenschaftlich belegen, was viele intuitiv wissen: Naturkontakt reduziert Stress und hebt die Stimmung. Außerdem erhöht es unsere Aufmerksamkeit und kann bei Angsterkrankungen, Burn-Out oder anderen stressbedingten Krankheiten helfen.
Bäume vorm Haus reduzieren das Risiko von Depressionen
Aletta Bonn ist eine von rund 25 Forschenden in Europa, die im Rahmen des Projektes "Doctor Forest" untersuchen, wie sich Natur, insbesondere Wald, auf uns Menschen auswirkt. Sie ist Professorin für Ökosystemleistungen und forscht am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig:
Beispiel Großbritannien: Spaziergang auf Rezept
Eine Studie aus Großbritannien hat ebenfalls gezeigt, dass täglich eine halbe Stunde im Grünen spazieren gehen die Lebenszufriedenheit signifikant verbessert.
Ins britische Gesundheitssystem hat Naturkontakt schon Einzug erhalten. Laut Aletta Bonn gäbe es im angelsächsischen Bereich durchaus Möglichkeiten, sich vom Hausarzt eine grüne Tätigkeit verschreiben zu lassen, wie zum Beispiel Gesundheitsspaziergänge oder auch Gesundheitsgärtnern.
Reicht auch der begrünte Balkon?
Die Frage, wie viel Grün grün genug ist, beschäftigt den Psychiater Mazda Adli. Er forscht an der Berliner Charité zu psychischer Gesundheit in der Stadt. Adli hat mit dem Bundesumweltamt 2022 eine Studie durchgeführt, die gezeigt hat, dass die Stressregulation im Gehirn davon abhängt, wieviel Grünfläche um das eigene Zuhause herum existiert: Je mehr grün, desto größer die Stressresilienz der Teilnehmenden.
Eine belgische Studie aus dem Jahr 2020 hat offengelegt, dass Stadtkinder, die regelmäßig in den Park gehen, weniger aggressiv sind und sich intellektuell besser entwickeln.
Städte sind ein Risikofaktor für unsere psychische Gesundheit
Auch der Effekt von Kleinprojekten wie den Baumscheiben in Freiburg sollte nicht unterschätzt werden, meint die US-amerikanische Biologin Kelly Baldwin Heid.
Naturschutz als Selbstfürsorge
Kelly Baldwin Heid widmet den Freiburger Baumscheiben ihre Doktorarbeit zum Thema Öffentliche Gesundheit und Natur. Heid sagt über die 450 Baumpatinnen, die in Freiburg ehrenamtlich Bäume und die darum liegenden Beete betreuen:
Die Biologin macht klar: Naturkonsum ist nicht dasselbe wie Naturpflege.
Naturkontakt ist für den Menschen überlebenswichtig. In diesem Sinne ist Naturschutz eine Form von Selbstfürsorge. Wer gesund bleiben möchte, an Körper und Geist, sollte den Kontakt zur Natur suchen.