Wie nachhaltig ist mein Haustier?
Nicht wenige Tierhalter machen sich inzwischen Gedanken darüber, dass ihr Tier einen umweltschädlichen CO2-Pfotenabdruck hinterlässt. 2020 wurde die „Erste Ökobilanz des Haustieres“ veröffentlicht, die zeigt, dass vor allem die Produktion von fleischhaltigem Tierfutter ökologisch problematisch ist.
Allein der Umsatz des Heimtiermarktes wurde in der „Heimtierstudie 2019“ der Universität Göttingen auf über 10 Milliarden Euro geschätzt, die in Deutschland vor allem für Nahrung und Zubehör von Hunden und Katzen ausgegeben werden.
Fertigfutter oder BARF: Was ist gut für mein Tier?
Im stetig wachsenden Heimtier-Futter-Markt kommt man sich sowieso schon schnell verloren vor. Nass oder trocken? Fertigfutter mit welchen Inhaltsstoffen? Doch nun kommen neue Fragen hinzu wie: Kann ein Hund auch vegetarisch ernährt werden?

Oder sollte man den Hund doch besser mit einer Fütterung nach der „Barf“-Methode, „bone and raw food“, also Knochen und rohes Fleisch, Innereien, Fisch, Gemüse versorgen? Letzteres ist ein Futter-Trend, der auf jeden Fall ergänzt werden muss, mit Öl und Mineralien, so der Tiernahrungsexperte Prof. Jürgen Zentek von der FU Berlin.
Fertignahrung versorgt Hund und Katze mit dem Nötigen
Was Fertignahrung betrifft, so ist der Tierarzt Jürgen Zentek überzeugt: Man könne sich durchaus auf die Fertigprodukte der Hersteller verlassen. Sie müssten schon wegen gesetzlicher Bestimmungen dafür sorgen, dass Hund und Katze und alle anderen mit dem Nötigen versorgt werden.
Das bewahre diese jedoch nicht davor, dass sie auch im Übermaß gefüttert werden, die Fälle mit Übergewicht sind hoch. Denn zur normalen Tiernahrung kommt die unermessliche Auswahl an Tier-Leckereien noch hinzu.
Je individueller ein Tier ernährt werden soll, desto komplizierter werde es zudem, so Zentek. Sei es, dass Krankheiten berücksichtigt werden müssen. Oder sei es, dass die Halterinnen und Halter mittlerweile ihre eigene Ernährungsweise, etwa vegetarisch oder vegan, auf ihr Tier übertragen wollen.
Vegane Ernährung für Haustiere?
Im Gegensatz zur Katze, die laut Experte Zentek tierisches Fett benötigt, ist der Hund viel flexibler, was Pflanzenahrung betrifft. Hunde haben sich in der Domestikation relativ schnell in vielen Regionen der Welt auch an pflanzliche Nahrung adaptiert, so Jürgen Zentek. Das bedeutet, dass Hunde pflanzliche Stärke sehr gut verwerten können.

Der Geoökologe Matthias Finkbeiner von der Technischen Universität Berlin veröffentlichte 2020 die „Erste Ökobilanz des Haustieres“, die zeigte: Verantwortlich für den vor allem durch Vierbeiner verursachten ökologischen Schaden ist besonders das fleischhaltige Futter.
Insektenprotein als Alternative zu Fleisch in Tiernahrung
Start-Ups bringen neben den Giganten der Futter-Industrie mittlerweile Alternativen auf den Markt: Insekten-Protein zum Beispiel spielt eine ganz große Rolle. Und auch hier stellt sich laut Tiernahrungsspezialist Zentek die Frage, inwiefern das Futter individualisiert angeboten werden kann mit Rücksicht auf Alter, Gesundheitszustand und Rasse.
SWR 2022