Ökologie

Studie: Auch Hunde hinterlassen einen deutlichen CO2-Fußabdruck

Stand
Interview
Prof. Dr. Matthias Finkbeiner
Moderator/in
Christine Langer
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Hunde sind in Deutschland neben Katzen die mit weitem Abstand beliebtesten Haustiere. Jetzt haben Berliner Wissenschaftler*innen erstmals eine Ökobilanz für den kompletten Lebensweg eines Hundes erstellt – vom Tierfutter bis zu den Exkrementen.

Etwa 8,2 Tonnen CO2 stößt ein 15 Kilogramm schwerer Hund im Laufe von durchschnittlich 13 Lebensjahren aus. Das entspricht 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona oder der Produktion einer Mittelklasse-Limousine.

Dabei flossen sowohl die Rohstoffe für das Futter und die Ressourcen für dessen Herstellung sowie die Ressourcen für die Verpackung des Futters und seines Transportes in die Berechnungen mit ein.

Hundefutter kommt nur selten aus nachhaltiger Erzeugung. Das spielt bei der CO2-Bilanz von Hunden durchaus auch eine Rolle.
Hundefutter kommt nur selten aus nachhaltiger Erzeugung. Das spielt bei der CO2-Bilanz von Hunden durchaus auch eine Rolle.

Eine Tonne Hundekot pro Hundeleben

Mit einbezogen in die Bilanz wurden beispielsweise auch die Umweltauswirkungen der Exkremente, die Produktion der Plastiktüten für deren Sammlung und die Ressourcen für die Straßenreinigung – also alle Stoff- und Energieströme, die in einem Produkt stecken und auf die Umwelt wirken.

So taucht es beispielsweise auch in der ÖkobIlanz auf, wenn in der Fleischproduktion für das Hundefutter Soja aus Brasilien eingesetzt wurde.
Neu sei bei dieser Berechnung allerding, so Prof. Dr. Matthias Finkbeiner Leiter des Projekts an der TU Berlin, dass dabei auch die Umweltauswirkungen von Urin und Kot mit in die Berechnungen einfließen. Das sei bislang noch von keiner Ökobilanz erfasst worden.

Immerhin scheidet ein Durchschnittshund über seine 13 Lebensjahre rund eine Tonne Kot und knapp 2000 Liter Urin aus – mit signifikanten Folgen für die Umwelt. „Dieses Ausmaß hat uns überrascht“, so Finkbeiner.

Auch Hunde hinterlassen - ebenso wie ihre Besitzer*innen - ihre Spuren in der Umwelt.
Auch Hunde hinterlassen - ebenso wie ihre Besitzer*innen - ihre Spuren in der Umwelt.

Im Kot: Phosphor, Stickstoff, Schwermetalle

Die größte Belastung für die Umwelt ist einerseits die Produktion des Tierfutters, andererseits findet sich im Kot von Hunden oft Phosphor, Stickstoff und Schwermetalle, die die Umwelt am heftigsten belasten.

„Phosphor und Stickstoff haben erheblichen Einfluss auf die Eutrophierung, also die unerwünschte Nährstoffzunahme in den Gewässern, die Schwermetalle auf die Vergiftung des Bodens“, so Finkbeiner.

In ihrer Studie „Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study“ plädieren Kim Maya Yavor, Annekatrin Lehmann und Matthias Finkbeiner , entsprechend dafür, Hundekot zu sammeln und geregelt zu entsorgen. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Schonung der Natur.

Ein Hund mit 15 kg Gewicht scheidet im Laufe eines Hundelebens rund eine Tonne Kot aus. Der sollte zumindest umweltgerecht entsorgt werden.
Ein Hund mit 15 kg Gewicht scheidet im Laufe eines Hundelebens rund eine Tonne Kot aus. Der sollte zumindest umweltgerecht entsorgt werden.

Hundefutter aus der Massentierhaltung

Die Wissenschaftler*innen waren erstaunt , als sie die Ergebnisse der Datenauswertung vor sich sahen.

„Und wenn im Zusammenhang mit Corona zum x-ten Male die industrielle Fleischproduktion am Pranger steht, dann muss auch zur Kenntnis genommen werden, dass genau mit diesem industriell hergestellten Fleisch eines der liebsten Haustiere der Deutschen gefüttert wird. Das Fleisch für die Hundefutterproduktion kommt wohl weder vom Biohof in der Uckermark noch von den bayerischen Almwiesen. Es stammt aus der Massentierhaltung mit den bekannten sozialen und ökologischen Auswirkungen.“

Die zunehmende Dimension der Umweltauswirkungen der Hunde kann auch durch eine weitere Zahl verdeutlicht werden: Die Anzahl der Hunde in Deutschland hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. 2019 lebten rund 10,1 Millionen Hunde in Deutschland, gegenüber fünf Millionen im Jahr 2000. In den letzten fünf Jahren sind im Schnitt sogar jedes Jahr mehr als 650.000 Hunde dazugekommen.

Hunde sind keine Vegetarier. Vor allem die Produktion ihres Futters ist schlecht für die Umweltbilanz.
Hunde sind keine Vegetarier. Vor allem die Produktion ihres Futters ist schlecht für die Umweltbilanz.

Dackel ist besser als Dogge

Ein 15 kg schwerer Hund hat also einen durchschnittlichen CO2-Verbrauch von 630 Kilogramm. Das entspricht 8,2 Tonnen CO2-Ausstoß in 13 Jahren.

„Setzt man diese 630 Kilogramm CO2 ins Verhältnis zu den zwei Tonnen, die jeder Mensch pro Jahr emittieren kann, weil sie laut Weltklimarat für das Klima noch erträglich sind, dann muss sich jeder Hundebesitzer vor Augen führen, dass nahezu ein Drittel seines CO2-Budgets bereits vom Hund verbraucht wird.“

Finkbeiner und seine Kolleginnen haben die Ökobilanz auch für einen

  • 7,5 Kilogramm schweren und acht Jahre alten Hund: drei Tonnen CO2-Ausstoß in acht Jahren
  • sowie für einen 30 Kilogramm schweren und 18 Jahre alten Hund (19 Tonnen CO2-Ausstoß in 18 Jahren)

berechnet.

Ihre Schlussfolgerung: Wie auch beim Auto gilt – ein kleiner Hund ist für das Klima und die Umwelt besser als ein großer. Also wenn schon Hund, dann lieber Dackel als Dogge.

Kleinere Hunde hinterlassen wenige Spuren in der Umwelt.
Kleinere Hunde hinterlassen wenige Spuren in der Umwelt.
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Interview
Prof. Dr. Matthias Finkbeiner
Moderator/in
Christine Langer
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Ralf Kölbel