Das Wissen

Deutsche Erinnerungskultur – Blinde Flecken der Aufarbeitung

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Autor/in
Eva Marburg

Wie kann es sein, dass heute wieder Juden in Deutschland angegriffen werden und Antisemitismus zunimmt? Das fragen sich viele, die überzeugt sind, dass sich die Gesellschaft mit dem Grauen des Zweiten Weltkriegs und der Verantwortung für den Holocaust intensiv auseinandergesetzt hat.

Dabei hat die Erinnerungskultur sich anfänglich vor allem um die Versöhnung der Deutschen mit sich selbst gekümmert. Erst langsam kam und kommt die Perspektive der Opfer in den Blick. Dazu gehört, auch an die ermordeten Sinti und Roma zu denken.

Fachleute und Vertreterinnen zivilgesellschaftlicher Initiativen sprechen von einer Kontinuität rechter Gewalt in Deutschland und fordern eine andere Erinnerungskultur.

Hinweis: Uns ist leider ein Fehler passiert. Wir haben Claus von Stauffenberg zu "Carl" gemacht. Bei 15:04 muss es daher "Claus" heißen. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust

16.4.1945 Radioansprache von Anita Lasker nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen

16.4.1945 | Am 15. April 1945 wurde die 19-jährige Anita Lasker von britischen Truppen aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Schon einen Tag später berichtete sie im deutschen Programm der BBC, was sie erlebt hatte.

28.1.1979 Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust"

28.1.1979 | Das Wort "Holocaust" zog erst mit der gleichnamigen Serie 1979 in die deutsche Sprache ein – und das war nicht das einzige, was diese US-Serie bewirkte. Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.

Gespräch Gedenkstätten protestieren: Ärger um neue Erinnerungskultur

Noch ist der Entwurf des Kulturstaatsministeriums zur Vision einer neuen Deutschen Erinnerungskultur zwar nicht veröffentlicht, dennoch hat sich Claudia Roth damit aber schon den geballten Protest der Holocaust- und SED-Gedenkstätten eingehandelt. Die befürchten durch eine Vermengung mit anderen Themen, wie der Deutschen Kolonialgeschichte letztlich eine Verharmlosung und gar eine Bagatellisierung ihres Anliegens, sagt Dr. Elke Gryglewski, die Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen in SWR Kultur:
Differenzierung ist wichtig
"Durch diese [...] Aneinanderreihung von Themen, ohne sie in Beziehung zueinander zu setzen und ohne zu differenzieren, das ist ein Problem. Zum Beispiel : was sollen Orte der Erinnerung sein? Es ist ein großer Unterschied, ob ich von einem Tatort, einem Verbrechen vor Ort spreche oder ob ich von einem Ort spreche, wo es beispielsweise darum geht, die Geschichte der Einwanderung zu thematisieren".
Geld ist nicht entscheidend
Natürlich spiele auch das Geld eine Rolle, wenn künftig mehr Gedenkstätten aus einem Topf bezahlt werden. "Aber die Situation ist ja schon in den letzten Jahren so gewesen, dass wir alle als NS -und SED-Gedenkstätten uns bestimmte Mittel teilen . Aber das ist nicht die primäre Begründung, warum wir Einspruch gegen dieses Papier erhoben haben".
MigrantInnen in Erinnerungskultur mit einbinden
Ein neues Erinnerungskonzept sei auch schon wegen der vielen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland wichtig." Auch in den Gedenkstätten hat es lange gedauert, bis wir das wahrhaben wollten. Seit 2000 ist es ein großes Thema, und die Antworten sind vielfältig. Es hat vielfach auch mit einer Haltung zu tun, wahrzunehmen, dass Besucherinnen und Besucher zu uns kommen, die das, was sie bei uns sehen, vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen sehen und dass man darüber ins Gespräch kommt. Es gibt jetzt schon jede Menge Projekte, die genau dem Rechnung tragen"

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Nationalsozialismus Hitler-Attentäter Stauffenberg – Wie die Widerstands-Ikone polarisiert

Am 20. Juli 1944 brachte der Wehrmachtsoffizier Stauffenberg im Führerhauptquartier eine Sprengladung zur Explosion, die Hitler beseitigen sollte. Hitler überlebte den Anschlag und ließ Stauffenberg noch am selben Abend als Landesverräter standrechtlich erschießen. Inzwischen gilt Stauffenberg als Sinnbild des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

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Widerstand im "Dritten Reich" Zivilcourage im Nationalsozialismus

Ein verweigerter Hitler-Gruß, ein übermaltes Propaganda-Plakat – es gab Menschen, die sich im Kleinen den Nazis widersetzten. Was zeichnet ihren Widerstand aus und wie groß war er?

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Extremismus Rechtsterrorismus in Deutschland – Von der Nachkriegszeit bis heute

Am Jahrestag des rechtsextremen Anschlags in Hanau mit neun Opfern fragen viele, ob Staat und Gesellschaft Nazi-Terror lange verharmlost haben. Ein Blick in die Geschichte Deutschlands zeigt: ja.

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Archivradio-Gespräch Adolf Eichmann in Jerusalem – Wie Deutschland den Prozess beeinflussen wollte

Was würde Eichmann aussagen? Die Adenauer-Regierung und der BND wollten den Prozess in Jerusalem beeinflussen. Eichmanns Hinrichtung am 31. Mai 1962 war für sie eine Erleichterung.

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Die Roma in Europa Gemieden, entrechtet und verfolgt

Im Mittelalter wurden sie als dunkelhäutige Migranten zunächst mit Neugier beäugt, doch schon bald benachteiligt, ausgegrenzt, gegängelt. Die Nazis haben sie schließlich verfolgt und ermordet.

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Erinnerungskultur in anderen Ländern

Zeitgeschichte Holocaust in der Ukraine – Ringen um die Erinnerungskultur

Während des Kommunismus wurde die Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine unterdrückt oder verfälscht. Der Kampf gegen die historische Amnesie hat in dem Land gerade erst begonnen.

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Aufarbeitung Ruandas Versöhnungsweg – 30 Jahre nach dem Völkermord

Am 6. April 1994 begann in Ruanda ein Völkermord, der innerhalb von 100 Tagen knapp eine Million Menschen das Leben kostete. 30 Jahre später herrscht Frieden in dem kleinen ostafrikanischen Land, dem Partnerland von Rheinland-Pfalz.

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Erinnerungskultur Taiwans schwierige Geschichte – Von der Diktatur zur Demokratie

Von 1949 bis 1987 herrschte in Taiwan Kriegsrecht. Die in dieser Zeit verübten Gräueltaten aufzuarbeiten ist auf der Insel bis heute umstritten.

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Eva Marburg