Buch-Tipp

Christoph Eschenbach - Lebensatem Musik

Stand

Von Autor/in Christoph Vratz

„Was ich immer anstrebe mit Orchestern ist, dass jeder auf den anderen hören soll, ob das nun der zweite Geiger am letzten Pult ist, der den dritten Kontrabass hören soll, oder in der Kammermusik mit nur wenigen Beteiligten.“ Sagt Christoph Eschenbach. Er zählt zur Spezies der Doppelbegabungen: Solisten, die auch dirigieren, Dirigenten, die auch als Solist tätig sind. Nun feiert Christoph Eschenbach seinen 85. Geburtstag. Passend zu diesem Festtag ist ein neues Buch erschienen, dass seine bewegte Lebensgeschichte und seinen künstlerischen Werdegang beleuchtet.

Ein tragischer Anfang

Ein schöner Zufall: Das Einhard-Gymnasium in Aachen, an dem Christoph Eschenbach sein Abitur gemacht hat, liegt in der Robert-Schumann-Straße. Und die musikalischen Qualitäten des damaligen Schülers waren früh bekannt:

So konnte man am 12. Dezember 1955 in den Aachener Nachrichten in einer Konzertkritik lesen, dass der Untersekundaner Christoph Eschenbach das Klavierkonzert in A-dur von K. v. Dittersdorf zum glanzvollen Mittelstück des instrumentalen Teils werden ließ“.

Christoph Eschenbach vor dem Orchester
Alles Gute zum Geburtstag Christoph Eschenbach! Am 20.02.2025 wird der Dirigent 85 Jahre alt. Eine Biografie gibt Einblicke in das Leben und den Werdegang von Eschenbach, geschrieben hat sie Margarete Zander. Hier ist Eschenbach bei der Eröffnung des Schleswig-Holstein Musikfestivals 2018 zu sehen.

Der Schüler Christoph ist beliebt: geschätzt für seinen Humor, interessiert vor allem an Literatur und Philosophie. Die Grundzüge seiner Kindheit erzählt Autorin Margarete Zander schon auf den ersten Seiten, kurz und knapp:

Er ist am 20. Februar 1940 in Breslau geboren und verlor früh seine Familie: Seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt, sein Vater fiel 1943 im Krieg. Seine Großmutter, bei der er aufwuchs, starb während der Flucht Anfang 1946, da war er fünf Jahre alt.“

Einer der ersten Förderer von Lang Lang

Eschenbachs Leben ist ebenso reich wie bunt: Klavierstudium in Köln, Dirigier-Studium in Hamburg. Preise als Pianist, mit 32 Debüt als Dirigent. Posten in Zürich, Houston, beim NDR, Philadelphia, Paris, Washington. Dazu Festivalleiter in Schleswig-Holstein und beim Sommerfestival des Chicago Symphony Orchestra. Und immer wieder besitzt er ein waches Auge und Ohr, um junge Talente zu fördern, von Tzimon Barto bis Lang Lang. 

Als Christoph Eschenbach Lang Lang das erste Mal traf, da war der Pianist noch mit seinem Vater unterwegs. Der setzte mit überstarkem Ehrgeiz alles daran, dass sein Sohn möglichst vielen und einflussreichen Musikern vorspielte. Die Repertoireliste hätte kaum länger sein können. Christoph Eschenbach nahm das erst einmal gelassen zur Kenntnis.“

Social-Media-Beitrag auf Instagram von christoph.eschenbach

Gelassenheit – das ist vielleicht eines der Markenzeichen des Christoph Eschenbach, zumindest mit zunehmenden Jahren. Natürlich kommt in diesem neuen Buch auch Lang Lang selbst zu Wort. Er nennt Eschenbach einen „echten Musiker“ (was auch immer das heißen mag), er sei auch sehr speziell, was Farben angeht und den Atem, die Zeit in der Musik.

Beliebt bei den Orchestermitgliedern

Margarete Zander, bekannt als Autorin und Hörfunkjournalistin, erklärt im Vorwort eine gewisse Verblüffung: Sie war in Houston und wollte Orchestermitglieder zu Christoph Eschenbach befragen; normalerweise ist die Resonanz bei solchen Anfragen minimal oder gleich null.

Diesmal aber standen die Mitglieder fast Schlange. Sie alle wollten etwas über ihren Chef erzählen. Viele Begegnungen mit Eschenbach selbst und mit zahlreichen Weggefährten bildeten schließlich die wichtigsten Quellen für den nun vorliegenden Band. 

Die Biografie: „Ein buntes Tableau“

Margarete Zander erzählt sehr anschaulich und kurzweilig. Sie führt ihre Leserinnen und Leser geschickt durch ein vielfarbiges Künstlerleben. Mal nimmt sie selbst moderierend die Fäden in die Hand, mal lässt sie Eschenbach selbst berichten. Sie druckt Dokumente von und über Eschenbach – ein Gedicht aus Schulzeiten, Reden bei Preisverleihungen, ein Märchen, das Tzimon Barto über Eschenbach verfasst hat –, sie hat sich durch Archive gegraben und etliche Rezensionen ausgewertet, sie hat Aussagen von Künstlerinnen und Künstlern gesammelt – ein buntes Tableau, ein geschickt zusammengetragenes Mosaik.

Wie so oft bei solchen Musiker-Biografien entgeht auch dieses Buch nicht der Gefahr einer zu intensiven Belobigung oder Bewunderung, etwa durch die Interviewpartner. Dennoch: Das Buch ist gründlich gearbeitet und genau, außerdem ist es plastisch in seiner Darstellung – und im besten Sinne unterhaltsam, denn es legt immer wieder auch den Blick frei: auf den Menschen Christoph Eschenbach. 

264 Seiten umfasst der neue Band von Margarete Zander: „Christoph Eschenbach. Lebensatem Musik“, erschienen zu einem Preis von 24 Euro im Berliner Jaron-Verlag.

SWR Web Concerts Eschenbach dirigiert Mahlers Erste

"Orion" von Kaija Saariaho sowie Mahlers Erste beim dritten Abo-Konzert der Saison 2016/17 mit dem SWR Symphonieorchester. Mitschnitt aus der Stuttgarter Liederhalle vom 24.11.2016.

Stuttgart

SWR Web Concerts Eschenbach dirigiert Mahlers Zweite

Christoph Eschenbach dirigiert das SWR Symphonieorchester. Mit Christiane Karg, Gerhild Romberger, dem SWR Vokalensemble und dem Chor des Bayerischen Rundfunks. Livemitschnitt vom 14. Juli 2017 in der Stuttgarter Liederhalle.

SWR Web Concerts Eschenbach dirigiert Schostakowitsch und Berlioz

Werke von Schostakowitsch und Berlioz. Sergey Khachatryan (Violine), SWR Symphonieorchester, Dirigent: Christoph Eschenbach. Livemitschnitt aus der Stuttgarter Liederhalle vom 12.4.2019.

SWR Web Concerts Eschenbach dirigiert Salonen und Schumann

Mit Nicolas Altstaedt (Violoncello). Livemitschnitt aus der Stuttgarter Liederhalle vom 15. November 2019.

Stuttgart

SWR Web Concerts Tzimon Barto & Christoph Eschenbach

Christoph Eschenbach dirigiert ein Konzert des SWR Symphonieorchesters mit Werken von Rihm, Mozart, Strauss und Beethoven. Mit Tzimon Barto (Klavier). Livemitschnitt in der Stuttgarter Liederhalle vom 20. Januar 2017.

Stuttgart

SWR Web Concerts Christopher Park & Christoph Eschenbach

Konzert des SWR Symphonieorchesters mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner. Mit Christopher Park (Klavier). Livemitschnitt in der Stuttgarter Liederhalle vom 3. November 2017.

Christoph Eschenbach zu ... ... Robert Schumann

Robert Schumanns "Rheinische" gilt als lebensbejahendes, optimistisches Werk. Doch Christoph Eschenbach erkennt in dieser Musik immer auch einen Seelenverwandten, dessen Leben nicht nur durch Höhen, sondern auch durch tiefe Täler gekennzeichnet war.

Christoph Eschenbach zu ... ... Tzimon Barto

Man könnte meinen, der Maestro spräche über einen Maler: Wann immer es um Tzimon Barto geht, fallen Begriffe wie "Farbenreichtum" und "Imaginationskraft". Und so gerät auch Christoph Eschenbach über das Klavierspiel seines Künstlerfreundes ins Schwärmen.

Christoph Eschenbach zu ... ... Wolfgang Rihm

Christoph Eschenbach dirigiert Wolfgang Rihms zweites Klavierkonzert – wie schon bei der Uraufführung 2014. Doch die Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Komponisten geht viel weiter zurück.

Stand
Autor/in
Christoph Vratz