Biografische Schlaglichter zum 150. Geburtstag

Arnold Schönberg im US-amerikanischen Exil

Stand
Autor/in
Michael Rebhahn

Im Jahr 1933 flieht Arnold Schönberg mit seiner Familie vor den Nazis – und findet, wie viele Exilanten, Zuflucht in den USA. Aber wie fasst der weltberühmte Komponist dort künstlerisch Fuß?

Flucht über Paris in die USA

Berlin, 1933: Arnold Schönberg lehrt als Professor für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste. Im März 1933 verkündet deren Präsident Max von Schillings, dass der „jüdische Einfluss“ an seiner Institution gebrochen werden müsse. 

Schönberg beantragt daraufhin seine Beurlaubung. Und dann geht alles sehr schnell: Am 17. Mai 1933 verlässt Familie Schönberg Berlin und Deutschland, nachdem Gertrud Schönbergs Bruder Rudolf Kolisch zu diesem Schritt geraten hatte. Tochter Nuria war damals gerade ein Jahr alt geworden.

Von Paris aus weiß Schönberg zunächst nicht, wohin er soll. Hanns Eisler will ihn nach Moskau bringen, aber dann kommen Anfragen für Lehrtätigkeiten aus den USA: aus Boston und New 
York. Am 25. Oktober geht Arnold Schönberg mit seiner Familie an Bord des Dampfers Île de France, mit dem er zum ersten und letzten Mal den Atlantik überquert. 

Freundschaft mit George Gershwin

1934 geht nach er Los Angeles. Die Stadt ist ein Anziehungspunkt für geflohene Kulturschaffende: Zu Schönbergs neuen Nachbarn gehören über die Jahre etwa Thomas Mann, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Kurt Weill, Theodor W. Adorno oder Fritz Lang.

Schönberg, der die deutschen-österreichischen Exilanten eher anstrengend findet, freundet sich mit seinem amerikanischen Kollegen George Gershwin an und spielt regelmäßig Tennis mit ihm.

Musikalisch trennen die beiden Welten, aber der Respekt für die Arbeit des jeweils anderen ist uneingeschränkt. 1937 stirbt Gershwin mit nur 38 Jahren und Schönberg hält eine Trauerrede 
im Rundfunk.

Prekäre finanzielle Lage

Als „world famous composer“ wird Schönberg hier angekündigt. In den USA ist man stolz, den weltberühmten Komponisten aus Europa im Land zu wissen.

An seiner Musik wird allerdings nur wenig Interesse gezeigt. Die Aufführungen sind rar, Aufträge gibt es kaum, die finanzielle Lage ist prekär. Es besteht ein gewisses Ungleichgewicht zwischen Anspruch und Realität.

Auch wenn sich seine Karriere in den USA anders entwickelt, als er gehofft hatte, ist Arnold Schönberg kein verbitterter Emigrant. „Ich bin in ein Land gekommen“, schreibt er 1935, „[...] in dem 
es eine Freude ist, zu leben.“

Hoffen auf ein Ende des Krieges

Er stellt sich den neuen Bedingungen pragmatisch: Er unterrichtet, schreibt Lehrbücher, komponiert gelegentlich auch mal ein Stück für Brassband, und 
ersetzt den Umlaut in seinem Nachnamen durch ein 
zweckmäßigeres „oe“. Am 11. April 1941 wird er dann „Citizen of the United States“.

Zugleich aber strebt er keineswegs nach einer vollständigen „Amerikanisierung“. Er bleibt auch weiterhin Europäer im Exil, hofft auf ein Ende des Krieges und auf ein Wiedererstehen der deutschen Kultur.

In Schönbergs Musik der Kriegs- und Nachkriegszeit findet sich die Sorge und der Schmerz, den er bei seinem Blick nach Europa empfindet. 1947, als das ganze Ausmaß des Holocaust sichtbar wird, entsteht ein ebenso ergreifendes wie verstörendes Stück: A Survivor from Warsaw — Ein Überlebender aus Warschau.

Arnold Schoenberg: A Survivor from Warsaw

Tod in Los Angeles

Nach dem Krieg erhält Schönberg zahlreiche Einladungen nach Europa. 1949 ernennt ihn die Stadt Wien zum Ehrenbürger. Aber für Schönberg ist die alte Heimat noch kein gefahrloser Ort.

Am 13. Juli 1951 stirbt Arnold Schönberg im Alter von 76 Jahren in Los Angeles. Dass der Erfinder der Zwölftonmusik, der die 13 als seine Unglückszahl zu bezeichnen pflegte, an einem 13. geboren wurde und an einem 13. — noch dazu an einem Freitag — starb, sei an dieser Stelle zumindest bemerkt.

„Er hat für die Musik des zwanzigsten Jahrhunderts das getan, was Einstein für die Wissenschaft getan hat“, schreibt der Dirigent Dimitri Mitropoulos in einem Nachruf. Und so, wie das ganze Potenzial von Einsteins Ideen sich erst allmählich erschloss, verhält es sich auch mit Schönberg.

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Michael Rebhahn