All-Time-Klassiker zu Weihnachten

Aus Vogelgezwitscher mach Weihnachtsglocken: Carol of the Bells

Stand
Autor/in
Philine Kleinsorge
Onlinefassung
Dominic Konrad

Glocken und ein guter Chor: Das reicht eigentlich, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Das „Carol of the Bells“ kennt man in Deutschland vor allem durch „Kevin, allein zu Haus“. Dabei ist das Chorstück ursprünglich ein ukrainisches Neujahrslied.

Eine kleine Schwalbe kam. Sie begann zu zwitschern, um den Meister zu rufen:
Komm raus, komm raus, Herr, sieh dir den Schafstall an. Die Schafe liegen dort unten und die Lämmer sind geboren.

So lautet der Text des traditionellen ukrainischen Volksliedes „Schtschedryk“. Der Titel klingt ja schon wie das Zwitschern eines Vogels, ist aber nicht nur Lautmalerei, sondern bedeutet eigentlich „großzügig“.

Aber Vogelgezwitscher im Januar? Neujahr wurde vor der Christianisierung in den slawischen Gebieten erst im Frühjahr gefeiert. Der Text ist schon sehr alt, was man ihm durchaus auch anmerkt.

Shchedryk (Carol Of The Bells) | WDR Rundfunkchor | Simon Halsey

Heute kennt man „Schtschedryk“ zumindest bei uns besser als das Weihnachtslied „Carol of the Bells“. Sofort erkennbar an dem glockenartigen Motiv mit dem Tonumfang einer kleinen Terz. Zumindest denken alle, dass das die Weihnachtsglocken sind, die das Fest einläuten. Ursprünglich sollte das Motiv wohl den Gesang der Schwalbe vertonen.

Zur Berühmtheit in der Chorfassung von Mykola Leontowytsch

Dass das Lied statt an Neujahr zu Weihnachten gesungen wurde, liegt am ukrainischen Komponisten und Chordirigenten Mykola Leontowytsch. Er bearbeitete das Lied für vierstimmigen Chor und verpasste ihm einen weihnachtlichen Text. 1916 reiste Leontowytsch mit dem ukrainischen Nationalchor durch Europa und besuchte dort über zwanzig Länder. Im Konzertprogramm war unter anderem das neu umgeschriebene Lied.

Richtig weit in den Westen schaffte es das Lied erst 1922, als der Nationalchor auf seine Tournee in die USA aufbrach. Tragischerweise sang der Chor in den USA nicht mehr unter der Leitung Leontowytschs. Der war kurz vor dem Abflug aus der Ukraine vom sowjetischen Geheimdienst erschossen worden.

Ziemlich grausam und hinterhältig wurde Leontowytsch im Haus seiner Eltern ermordet und die Familie danach noch ausgeraubt. Umso stärker ist das Zeichen des Chores, der sich trotz dieser Umstände auf den Weg in die USA macht, um dort die Chormusik von Leontowytsch zu singen und weiter in die Welt zu tragen.

Populär dank „Kevin, allein zu Haus“

In der Musik hört man nichts von der gewaltvollen Tat. Das Lied wirkt mit seinen kanonähnlichen Elementen fast aufgeregt. Und die Welt singt heute meistens die englische Textversion des amerikanischen Komponisten Peter J. Wilhousky aus dem Jahr 1936.

SR 2 - Lametta fürs Ohr - "Carol of the bells" Chorwurm Show & Sound

Neben unzähligen Bearbeitungen wird die klassische Version für Chor sicher nicht vergessen werden, solange der Weihnachtsfilm „Kevin, allein zu Haus“ ein Klassiker bleibt. Genauso wie die Glocken des Weihnachts-Carols jedes Jahr wieder läuten dürfen und uns gerade in dieser Zeit vielleicht an unsere Verbindung zur Ukraine erinnern.

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Philine Kleinsorge
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Dominic Konrad