Diskussion über vier Bücher

SWR Bestenliste Juni

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Moderator/in
Carsten Otte

Warum das Unheimliche rätselhaft bleiben muss: Shirin Sojitrawalla, Denis Scheck und Jan Wiele diskutieren vier auf der SWR Bestenliste im Juni verzeichneten Werke im Mozartsaal des Schwetzinger Schlosses. Die düsteren Erzählungen von George Saunders, die in herausragender Übersetzung von Frank Heibert unter dem deutschen Titel „Tag der Befreiung“ erschienen sind, haben die Runde gleichermaßen beeindruckt und verstört.

Virtuose Formenvielfalt Die neuen Kurzgeschichten von George Saunders

Was zeichnet die Kurzprosa von George Saunders aus? SWR Literaturkritiker Carsten Otte meint: Die wahnwitzige Formenvielfalt dystopischer Geschichten, die private und gesellschaftliche Krisen erzählen.

Denis Scheck feiert Heinrich Steinfests Kunstroman, Detektivgeschichte und Familiendrama „Sprung ins Leere“, den Jan Wiele für zwar unterhaltsam, aber deutlich zu lang hält. Shirin Sojitrawalla zeigt sich begeistert von Claire Keegans Erzählung „Reichlich spät“, über dessen Kürze sich wiederum Denis Scheck freut. Jan Wiele kritisiert Keegans eindimensionales Erzählkonzept zum Thema „Misogynie“, kann der in Irland spielenden Geschichte aber mit der Perspektive des „touristischen Lesens“ durchaus etwas abgewinnen.

„Gedanken nach einem Mordversuch“ lautet der Untertitel von Salman Rushdies Memoir „Knife“, in dem er über das Attentat auf ihn im August 2022 berichtet. Ein wichtiges und ein intimes Buch, wie die Runde befand – selbst wenn es unter literarischen Gesichtspunkten – wie Scheck und Sojitrawalla meinen – nicht Rushdies bestes Buch sei. Jan Wiele verweist auf die vielen inhaltlichen und formalen Ebenen des Textes, von der freien Assoziation als schriftliche Eigentherapie, über essayistische Passagen bis zu fiktiven Dialogen mit dem Attentäter.

Aus den vier Büchern lesen Isabelle Demey und Dominik Eisele. Durch den Abend führt Carsten Otte.

Über diese Bücher wurde diskutiert

Platz 2 (67 Punkte) Salman Rushdie: Knife. Gedanken nach einem Mordversuch

Unfassbar ist die Freude, mit der Salman Rushdie im Leben steht. Am 12. August 2022 wurde er bei einem Attentat schwer verletzt. In „Knife“ setzt er der rohen Gewalt das entgegen, woran er immer geglaubt hat – die Kraft der Literatur.

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