In „Berta Isla“ ist es tatsächlich ein ganz reales Doppelleben, das der Protagonist Tomás führt. Aufgewachsen in den 1950er- und 1960er-Jahren in Madrid als Sohn eines britischen Vaters und einer spanischen Mutter, kommt Tomás zum Studieren nach Oxford. Er ist gewandt und brillant und verfügt vor allem über ein ungewöhnliches Talent für Sprachen und Imitationen.
Genau das sind die Fähigkeiten, die der britische Geheimdienst auch an seinen Agenten schätzt, doch ein Anwerbeversuch scheitert an Tomás’ Weigerung, weswegen eine Intrige inszeniert wird, um ihn unter Druck zu setzen. „Berta Isla“ ist in weiten Teilen aus der perspektive von Tomás’ Ehefrau erzählt, die er nach seiner Rückkehr aus England heiratet und die dem Roman auch den Titel gibt. In seiner charakteristisch-mäandernden, durchkomponierten Sprache erkundet Marías die Leerstellen eines Lebens, die Rätselhaftigkeiten, Unergründlichkeiten.
Tomás’ Existenz ist weit entfernt von jeglichem 007-Glamour. Nervosität und Schwermut wechseln sich ab. Berta spürt, dass es im Leben ihres Mannes ein großes Geheimnis gibt. Sie deckt ihn und weiß zugleich nicht, wobei. Tomás muss schweigen, Berta findet Worte für ihn. Lügen macht einsam. Zugleich läuft die spanische Geschichte wie nebenher mit. So wird „Berta Isla“ zu einem Buch mit einem riesigen Raum voller (Selbst)-Erkenntnisse.
Javier Marías, 1951 als Sohn eines vom Franco-Regime verfolgten Philosophen geboren, veröffentlichte seinen ersten Roman mit neunzehn Jahren. Seit seinem Bestseller „Mein Herz so weiß“ gilt er weltweit als beachtenswertester Erzähler Spaniens.
Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nelly-Sachs-Preis sowie dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Seine Bücher wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.