Elke Schmitter ist einer jener sehr seltenen Fälle, in denen journalistische Kompetenz und schriftstellerisches Talent einhergehen. Schmitter war Chefredakteurin der taz, danach Leiterin des Kulturressorts beim Spiegel. Ihr Debütroman „Frau Sartoris“, erschienen im Jahr 2000, wurde zum Bestseller. Elke Schmitter schreibt Gedichte, Essays, Kritiken, und ganz gleich, welchem Genre sie sich widmet – stets sind ihre Texte durchdrungen von einer Mischung aus hohem Reflexionsniveau und Lektüren.
Das merkt man auch in diesem Roman. Denn Elke Schmitter weiß, dass die leidenschaftliche Liebe, die Passion, die romantische Verzückung selbstverständlich Autosuggestion ist. Ein Gefühl, das auf dem Anspruch basiert, dieses Gefühl unbedingt haben zu wollen, weil viele andere es auch behaupten zu haben oder gehabt zu haben.
Trotzdem: Da treffen sich Helena und Levin, die beide nicht mehr jung sind und Beziehungen hinter sich und bereits erwachsene Kinder haben. Und die sich trotzdem in vollem Bewusstsein hineinstürzen in eine große Geschichte, die doch nur eine Episode bleibt. Helena kann sie nicht vergessen, also sucht sie nach Trost und nach Rat bei den Liebenden in der Literatur. Sie erforscht Narzissmus und Grausamkeiten, Quälereien und Selbstzerquälungen.
Ein hochemotionales Buch also, über ein Thema, über das vermeintlich schon alles erzählt ist: Wohin mit den eigenen Sehnsüchten und Gefühlen, wenn derjenige, dem sie gelten, plötzlich nicht mehr da ist? Elke Schmitter hat darauf eine schlüssige Antwort gefunden: in ein Buch.