Ralf Rothmann schließt seine Trilogie, die im Zweiten Weltkrieg einsetzte, mit diesem Roman ab und führt seine Figuren in die junge Bundesrepublik. Man kann „Die Nacht unterm Schnee“ lesen, ohne die Vorgängerromane „Im Frühling sterben“ und „Der Gott jenes Sommers“ zu kennen. Doch erst in ihrer Gesamtheit offenbaren sich die subtilen literarischen Querverbindungen, die Rothmann unter den drei Romanen gezogen hat.
Die Erzählerin ist dieses Mal Luisa, Protagonistin in „Der Gott jenes Sommers“. Doch die eigentlichen Hauptfiguren sind Elisabeth Urban und ihr Mann Walter, der in „Im Frühling sterben“ für die SS zwangsrekrutiert und gezwungen wurde, seinen besten Freund Fiete hinzurichten. Inzwischen lebt Walter mit Elisabeth, einer engen Freundin Luisas, in der norddeutschen Provinz und arbeitet als Melker, während Luisa in Kiel eine Ausbildung zur Bibliothekarin macht. Die Lebenswege der beiden Frauen bleiben eng verbunden, zumal Walter Luisas heimliche Liebe ist.
Ralf Rothmann zeichnet mit Walter und Elisabeth ein Porträt seiner eigenen Eltern, und wie diese zieht es auch das Roman-Paar schließlich ins Ruhrgebiet. Dort nimmt Walter als Kumpel eine Arbeit unter Tage an, die ihn körperlich zerrütten wird. Parallel zu dieser Gegenwartserzählung rekonstruiert Rothmann Elisabeths Flucht aus Ostpreußen in Richtung Westen im Winter 1945. Seine Sprache ist realistisch, seine Beschreibungen suchen in ihrer Präzision ihresgleichen. Ein Buch, das Traumata beschreibt, die bis in die Gegenwart hineinreichen.