Street-Art-Projekt Stadt.Wand.Kunst

Ohne Farbe geht's ums Wichtige: Street-Art-Künstler Alex Senna in Mannheim

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Melanie Holstein
Melanie Holstein

Im Rahmen des Street-Art-Projekts Stadt.Wand.Kunst arbeitet der Künstler Alex Senna an einem neuen Mural an der Wand einer Mannheimer Schule. Der renommierte brasilianische Künstler ist bekannt für seine nachdenklichen und emotionalen Werke. Seine Kunstwerke sind auf der ganzen Welt verteilt. Sein Markenzeichen: schwarz-weiß, minimalistisch und doch verspielt.

Ein neues Street-Art-Kunstwerk in der Quadratestadt

Wenn Alex Senna am Werk ist, sieht man es nicht nur – man hört es. Musik gehört nämlich für ihn zum Malen dazu. Er brauche laute Musik, sie sei Teil seiner Performance, so der Künstler: „Die Nachbarn und ich hören hier jeden Tag zusammen Musik. Es tut mir auch ein bisschen leid für sie, aber am Ende glaube ich doch, dass es das wert ist.“

Es sind gerade noch Ferien und der Schulhof ist leer. Nur Alex und seine Freundin Thay sind hier. Sie ist extra mitgekommen und unterstützt ihn bei der Arbeit. So langsam erkennt man auch, was an der knapp 20 Meter hohen Fassadenwand entsteht: ein Mädchen auf dem Weg zur Schule. Mit einem Blick, der einen nicht frontal, sondern eher zufällig trifft, aber nicht mehr loslässt.

Alex Senna bereitet sich auf Malen vor, hier mit Freundin Thay
Der Künstler (hier mit Freundin Thay) bereitet sich auf's Malen vor. Seit knapp einer Woche arbeitet er schon an seinem Kunstwerk, dass auf einer Hauswand einer Mannheimer Grundschule entsteht.

„Ich versuche, hier kein Klischee zu zeigen. Sie ist weder super-fröhlich noch super-bunt“, erklärt Alex. „Das ist ein Mädchen mit schweren Gedanken und Gefühlen wie jeder Mensch. Also versuche ich eher, den Blick auf ihre Perspektive und ihre Welt zu legen.“

Zwitscherndes Gewissen und brasilianisches Schuhwerk

Bei Alex Bildern geht es viel um menschliche Beziehungen, Perspektiven, Atmosphäre und vor allem um Emotionen. Aber auch andere Lebewesen finden einen Platz in seinen Bildern. Jeder Charakter, den er zeichnet, trägt einen Vogel bei sich. Er stehe stellvertretend für das Gewissen, so wie Jiminy, die Grille in „Pinocchio“.

Auch das Mädchen an der Schulfassade bekommt noch Gesellschaft. Neben ihr entsteht bald ein Baum und darin wird auch ein Vogel sitzen. Seine Kunstwerke wirken mit den schlichten Farben und Silhouetten minimalistisch und doch verspielt. Überall sind kleine Details versteckt und nichts entsteht zufällig.

Das Mädchen trägt einen Rucksack, einen Rock und Flip-Flops. Ein eher ungewöhnliches Bild in Deutschland. Für Alex zeigt es ein Stück seiner Heimat: „Ich weiß, dass es hier nicht so verbreitet ist. Es ist meine Gelegenheit, etwas aus Brasilien da zu lassen. Ich bin schließlich von dort.“

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Ohne Farbe geht's ums Wichtige

Der Anfang 40-jährige bereitet sich langsam aufs Malen vor und bindet sich erst einmal seine langen schwarzen Haare hoch. Auch seine Kleidung ist schwarz. Die einzige Farbe an ihm sind weiße Farbtupfer. Farbe spielt in seinem Leben und seinen Bildern keine große Rolle. Alex ist seit Geburt an farbenblind.

„Schwarz-weiß zu malen ist nicht nur einfacher für mich. Farbe ist auch eine Frage der Wahrnehmung, eine Illusion, eine Art Make-Up für das Bild“, erklärt der Künstler. „Wenn man das einfach weglässt, dann geht's um das Wichtige, die Botschaft dahinter.“

Und dann steigt er in die Hebebühne, dreht die Musik auf und fährt wieder hoch. Wie jeden Tag, bis zum späten Abend. So lange, bis das Werk fertig ist. Und die Nachbarn drumherum, beobachten ihn aus der Ferne und sind gespannt, wie es am Ende aussieht.

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