Ikonische Illustrationen zur Kult-Hörspielreihe

Die drei ??? und ihre geheime Cover-Künstlerin

Stand
Autor/in
Mareike Gries
Mareike Gries, Autorin und Moderatorin bei SWR Kultur

Auf den Spuren des Super-Papageis, des Karpatenhundes und des Phantomsees: Unzählige deutsche Jugendliche sind mit den Hörspielen und Büchern der drei Fragezeichen groß geworden. Ihren unverwechselbaren Look verdanken die Geschichten der aus Stuttgart stammenden Illustratorin Aiga Rasch. Eine Ausstellung in Neuwied erinnert nun an die Künstlerin.

Bildwelten von Justus, Peter und Bob

Egal ob auf Kassette oder zum Streamen, in Büchern oder im Film – die Abenteuer der drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews aus Rocky Beach faszinieren ihr Publikum seit Jahrzehnten. 1968 erschienen die ersten Bücher der amerikanischen Reihe in Deutschland, 1979 startete die auf den Büchern basierende Hörspielreihe, deren Hype bis heute andauert.

Großen Anteil am fortwährenden Erfolg hatte Aiga Rasch. Die Künstlerin und Illustratorin ist für die legendären Cover der „Drei ???“ mit dem breiten schwarzen Rand verantwortlich. Nun wird der 1941 in Stuttgart geborenen und 2009 verstorbenen Grafikerin in Neuwied mit „Aiga Rasch und die geheimen Einblicke“ eine Ausstellung gewidmet.

Buchcover von „Drei ??? und der Super-Papagei“
„Die drei ??? und der Super-Papagei“ – Der zweite Band der Buchreihe bildete 1979 die Grundlage für die erste Folge der Hörspiel-Reihe. Die Geschichte um einen sprechenden Vogel und das Rätsel, das ihn umgibt, hat unter den Fans Kultstatus.

Palette statt Puppen

Mitten in den Zweiten Weltkrieg hineingeboren, wuchs das Mädchen mit dem ungewöhnlichen Vornamen – ihre Eltern mussten nachweisen, dass es diesen Namen tatsächlich gibt – recht entbehrungsreich auf. Ihre Mutter, selbst Grafikerin, machte aus der Not eine Tugend und gab dem Kind ihre alten Farbpaletten zum Spielen.

So hat es Aiga Rasch unter anderem dem drei ???-Fan Matthias Bogucki erzählt, der heute den Nachlass der Künstlerin verwaltet und 2021 einen Bildband über sie herausgegeben hat. „Aiga Rasch stammte aus einer Künstlerfamilie“, erklärt Bogucki. „Mit Anfang 20 bekam sie erste Aufträge als Illustratorin, damals noch in dem Verlag, für den auch ihre Mutter gearbeitet hatte.“

Ungewöhnlicher Stil mit Wiedererkennungswert

Dass Aiga Rasch als junge Frau eine Buchreihe illustrieren konnte, die sich in erster Linie an Jungen richtete, war nicht selbstverständlich, sagt Matthias Bogucki. Urspünglich habe der Verlag den Auftrag an einen männlichen Künstler vergeben. Aiga Rasch war sich aber sicher, dass sie ein besseres Händchen für „Die drei ???“ habe. Sie malte ungefragt erste Entwürfe und konnte die Verleger damit überzeugen. Ab der dritten Auflage 1971 zierten ihre Cover die Bücher.

Grüne Schlange vor pinkem Hintergrund, die ihr Maul aufreißt
Oft zeichnete Aiga Rasch verschiedene Entwürfe für den Buchdeckel. Dieses Bild für „Die drei ??? und die singende Schlange“ hat es am Ende nicht aufs Cover geschafft.

Von Anfang an zeichnete Rasch ihre Cover in ihrem unverwechselbaren Stil, der die Detektivreihe bis heute auszeichnet: ein breiter, schwarzer Rahmen, in dessen Mitte fantasie- und farbenfrohe Zeichnungen stehen, die aber immer auch ein wenig unheimlich wirken. Gerade mit dem schwarzen Rahmen ging der Stuttgarter Kosmos-Verlag Ende der 1960er-Jahre ein großes Risiko ein. Eine so düstere Anmutung war seinerzeit auf dem Kinderbuchmarkt unüblich.

Die Leserinnen und Leser aber waren fasziniert von dem gruseligen Design. Bücher und Hörspiele verkauften sich von Anfang an ungewöhnlich gut. Was für eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte die Abenteuer der drei Detektive aus Kalifornien aber einmal werden würde, das konnte zu Beginn wirklich niemand ahnen.

Bild eines Steinzeitmenschen, der ein Funkgerät in Händen hält.
In „Die drei ??? und der Höhlenmensch“ bekommen es die drei Nachwuchsdetektive mit dem Skelett eines Steinzeitmenschen zu tun, dessen Geist offenbar durch die Gegend schleicht.

Design bleibt nach Raschs Tod erhalten

1999 gab Aiga Rasch die Verantwortung als Haupt-Illustratorin für das Erscheinungsbild der Detektivstories ab. Rasch zeichnete ab da nur noch vereinzelt Titelbilder, ihre Nachfolgerin Silvia Christoph orientierte sich allerdings eng an Raschs Arbeiten. Die wiedererkennbare Optik bei Büchern und Hörspielen ist so bis heute erhalten geblieben. Ob ein Cover nun von Rasch oder von Christoph stammt, erkennen die Eingeweihten schnell an den Initialen AR, die Aiga Rasch mehr oder weniger versteckt in ihre Bilder eingearbeitet hat.

Zwei bunte Männchen, die einander die Hand geben
Aiga Rasch war auf keinen Stil festgelegt. Das beweisen unter anderem ihre Entwürfe für das Kinderbuch „Das verwandelte Auto“ , die kurz nach den ersten Bildern für „Die drei ???“ entstanden sind.

Aiga Rasch hat nicht nur „Die drei ???“ geprägt. Über 500 Buchcover hat sie gestaltet, mehr als 5.000 Bilder auf Innenseiten gemalt. Diese Arbeiten machen deutlich, wie vielseitig ihr Schaffen abseits der Pfade von Rocky Beach war. Die Illustrationen zu „Die drei ???“ haben sie allerdings zu einer Heldin von Generationen längst erwachsener Kassettenkinder gemacht, die oft bis heute mit den Stimmen von Justus, Peter und Bob einschlafen.

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