Aus dem künstlerischen Schatten ihres Meisters und Liebhabers Auguste Rodin konnte sie nie heraustreten. Dabei schuf Camille Claudel ergreifende Skulpturen, viele mit autobiografischem Hintergrund.
Die französische Bildhauerin und Malerin, 1864 geboren, ist bekannt für ihre eindrucksvollen Figuren aus Bronze und Marmor. Sie modellierte schon als kleines Mädchen mit großem Eifer Ton. Claudel war Schülerin, Modell und unglückliche Geliebte des bereits zu Lebzeiten berühmten Rodin. Trotz ihrer großen Begabung stand sie Zeit ihres Lebens in dessen Schatten.

Chancen in Paris
Die Familie Claudel wohnte in Nogent-sur-Seine, einer Gemeinde im Westen der Champagne. Ein Bildhauer im Ort erkannte Camille Claudels Talent und die Familie zog nach Paris. Dort bekam sie Unterricht und bald den Kontakt zu Auguste Rodin, eine zunächst fruchtbare Begegnung.
Rodin war begeistert von Claudels Gabe, ihrer Jugend und ihrer Schönheit – eine willkommene Abwechslung zu Rodins Lebensgefährtin, der Wäscherin Rose Beuret. Schnell wurde sie in Rodins Arbeiten einbezogen. Sie bearbeitete ganze Marmorblöcke, als einzige Frau unter Männern.

Camille Claudel bringt Bronze zum Tanzen
Camille Claudel wollte nicht nur Füße und Hände von Rodins Skulpturen gestalten, sondern Eigenes schaffen. 1891 entstand die Bronze „Der große Walzer“. Das eng umschlungene Paar drückt Schmerz, Leidenschaft, Liebe und Sehnsucht aus. Rauschhaft sein Tanz, den Camille Claudel in Bronze gegossen hat und damit ihre künstlerische Eigenständigkeit und Bedeutung unter Beweis stellte.

Das Liebespaar zog sich zurück aufs Land
Claudel und Rodin zogen sich immer wieder in das Chateau de Lislette in der Touraine zurück. Dort arbeiteten und lebten sie zusammen. In Paris wollte Rodin wegen seiner Liaison zu seiner deutlich jüngeren Gehilfin keinen Kunstskandal auslösen.
Doch entscheiden konnte Rodin sich nicht und pflegte weiterhin die Beziehung zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Rose Beuret. Er schrieb ihr Briefe aus seinem Liebesnest mit Claudel. Später sollte er Beuret heiraten.

„Das reife Alter“: Die Tragödie in Bronze gegossen
Camille Claudel führte einen aussichtlosen Kampf in der Männerwelt. Sie hatte wenig Geld, Rodin konnte sie nie ganz für sich haben und der große Erfolg blieb aus. Die Künstlerin entwickelte eine Depression und Verfolgungswahn. Sie hatte Angst, dass Rodin sie um ihre Werke brächte. Nach und nach verwahrloste Claudel und zerstörte schließlich einen Teil ihrer Arbeiten.

Filmreif - Das Leben von Camille Claudel
Heute gilt Camille Claudel als eine der bedeutendsten Künstlerinnen überhaupt, doch im Alter von 48 Jahren wurde sie von ihrem Bruder Paul Claudel in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Dort verbrachte sie die letzten 30 Jahre ihres Lebens: gegen ihren Willen, zunehmend verwahrlost, verzweifelt und fast ohne Kontakt zur Außenwelt.
Die Tragik ihres Lebens wurde vielfach aufgearbeitet: in Büchern, in Filmen, darunter Bruno Nuyttens Filmbiografie mit Isabelle Adjani in der Rolle der Künstlerin, sowie jüngst in einem Musiktheaterstück von Jake Heggie. Camille Claudel bewegt bis heute.
