Geboren für die Kunst, gestorben im Irrenhaus

Die Bildhauerin Camille Claudel – Ein Leben zwischen Skulptur und Schmerz

Stand
Autor/in
Natali Kurth
SWR Autorin Natali Kurth

Leben und Werk von Camille Claudel sind gezeichnet von Leidenschaft und Schmerz. Die Liebesbeziehung zu ihrem 24 Jahre älteren Meister Auguste Rodin ließ sie verzweifeln. Claudel zerbrach an dieser Situation und zerstörte ein Großteil ihrer Arbeiten. Ihre letzten 30 Jahre verbrachte sie in einer geschlossenen Anstalt.

Aus dem künstlerischen Schatten ihres Meisters und Liebhabers Auguste Rodin konnte sie nie heraustreten. Dabei schuf Camille Claudel ergreifende Skulpturen, viele mit autobiografischem Hintergrund.

Die französische Bildhauerin und Malerin, 1864 geboren, ist bekannt für ihre eindrucksvollen Figuren aus Bronze und Marmor. Sie modellierte schon als kleines Mädchen mit großem Eifer Ton. Claudel war Schülerin, Modell und unglückliche Geliebte des bereits zu Lebzeiten berühmten Rodin. Trotz ihrer großen Begabung stand sie Zeit ihres Lebens in dessen Schatten.

Camille Claudel
Camille Claudel im Atelier, 1902

Chancen in Paris

Die Familie Claudel wohnte in Nogent-sur-Seine, einer Gemeinde im Westen der Champagne. Ein Bildhauer im Ort erkannte Camille Claudels Talent und die Familie zog nach Paris. Dort bekam sie Unterricht und bald den Kontakt zu Auguste Rodin, eine zunächst fruchtbare Begegnung.

Rodin war begeistert von Claudels Gabe, ihrer Jugend und ihrer Schönheit – eine willkommene Abwechslung zu Rodins Lebensgefährtin, der Wäscherin Rose Beuret. Schnell wurde sie in Rodins Arbeiten einbezogen. Sie bearbeitete ganze Marmorblöcke, als einzige Frau unter Männern.

Camille Claudel
„Porträt de petite Châtelaine“ – Die Büste „Das kleine Schlossfräulein“ entstand im Jahr 1893 und zeigt die Tochter der Schlossherrin. Camille Claudel fertigte sie im Chateau L'Islette an, ihrem Rückzugsort mit Auguste Rodin.

Camille Claudel bringt Bronze zum Tanzen

Camille Claudel wollte nicht nur Füße und Hände von Rodins Skulpturen gestalten, sondern Eigenes schaffen. 1891 entstand die Bronze „Der große Walzer“. Das eng umschlungene Paar drückt Schmerz, Leidenschaft, Liebe und Sehnsucht aus. Rauschhaft sein Tanz, den Camille Claudel in Bronze gegossen hat und damit ihre künstlerische Eigenständigkeit und Bedeutung unter Beweis stellte.

Camille Claudel
Ein Mann beobachtet die Skulptur „Der große Walzer“ der französischen Bildhauerin Camille Claudel.

Das Liebespaar zog sich zurück aufs Land

Claudel und Rodin zogen sich immer wieder in das Chateau de Lislette in der Touraine zurück. Dort arbeiteten und lebten sie zusammen. In Paris wollte Rodin wegen seiner Liaison zu seiner deutlich jüngeren Gehilfin keinen Kunstskandal auslösen.

Doch entscheiden konnte Rodin sich nicht und pflegte weiterhin die Beziehung zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Rose Beuret. Er schrieb ihr Briefe aus seinem Liebesnest mit Claudel. Später sollte er Beuret heiraten.

Camille Claudel
Auguste Rodin und seine langjährige Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Rose Beuret 1925 in ihrem Garten in Meudon.

„Das reife Alter“: Die Tragödie in Bronze gegossen

Camille Claudel führte einen aussichtlosen Kampf in der Männerwelt. Sie hatte wenig Geld, Rodin konnte sie nie ganz für sich haben und der große Erfolg blieb aus. Die Künstlerin entwickelte eine Depression und Verfolgungswahn. Sie hatte Angst, dass Rodin sie um ihre Werke brächte. Nach und nach verwahrloste Claudel und zerstörte schließlich einen Teil ihrer Arbeiten.

Camille Claudel
„Das reife Alter“ aus dem Jahr 1897 steht heute im Musée d´Orsay in Paris. Die Bronzegruppe gilt als eines der Hauptwerke und als Symbol der Trennung Camille Claudels von Auguste Rodin, der seine langjährige Lebensgefährtin nie für sie verließ.

Filmreif - Das Leben von Camille Claudel

Heute gilt Camille Claudel als eine der bedeutendsten Künstlerinnen überhaupt, doch im Alter von 48 Jahren wurde sie von ihrem Bruder Paul Claudel in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Dort verbrachte sie die letzten 30 Jahre ihres Lebens: gegen ihren Willen, zunehmend verwahrlost, verzweifelt und fast ohne Kontakt zur Außenwelt.

Die Tragik ihres Lebens wurde vielfach aufgearbeitet: in Büchern, in Filmen, darunter Bruno Nuyttens Filmbiografie mit Isabelle Adjani in der Rolle der Künstlerin, sowie jüngst in einem Musiktheaterstück von Jake Heggie. Camille Claudel bewegt bis heute.

Camille Claudel
Isabelle Adjani als Camille Claudel im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1988.
Koblenz

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Musikstunde 5 Künstlerinnen – 5 Schicksale (3/5)

Camille Claudel - welch ein Genie, welch eine Tragödie. Camille Claudel feiert keine Triumphe. Sie wird zerstört, zerstört sich selbst und ihr Werk, lebt ihre letzten 30 Jahre in einer geschlossenen Nervenheilanstalt, unfreiwillig, verzweifelt.

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