Anders als von der High-Tech-Industrie behauptet, habe der immense Verbrauch von Rohstoffen für Kabel, Crypto-Mining oder Batterien erhebliche Folgen für Menschen und Umwelt, sagt Ralf Beil, Direktor des UNESCO-Weltkulturerbes Völklinger Hütte, in SWR Kultur.
Digitalisierung ist nicht „sauber“
Die Konsequenzen der intensivierten Extraktion von Rohstoffen zur Digitalisierung der Welt wird häufig unterschätzt. Diesem Informationsdefizit will die Ausstellungsstätte in dem ehemaligen saarländischen Eisenwerk entgegenwirken: „Wir haben von Madagaskar, der Mongolei, Indien, China bis Norwegen ganz viele Länder versammeln können, die genau diese Problematik bearbeiten“, sagt Ralf Beil, Direktor der Völklinger Hütte.
Die High-Tech-Industrie gebe zwar vor, die Digitalisierung der Welt sei sauber. Doch der Wandel führe nicht in eine „brave new world“, sondern zu einem immensen Verbrauch von Rohstoffen für Kabel, Crypto-Mining-Farmen, Batterien. Und das habe Folgen für die Arbeitenden, für Anrainer, für die Umwelt.
Vasen aus radioaktivem Schlamm
Die Ausstellung dokumentiert aber nicht nur, sondern hat einen künstlerischen Ansatz. Beil verweist als Beispiel auf das Kollektiv „Unknown Fields" aus der Mongolei. Für das Museum in Völklingen hat das Kollektiv drei Vasen aus radioaktivem Schlammresten angefertigt, die beim Abbau von Rohstoffen anfielen.
Deren Geschichte erkläre ein Videofilm in der Schau, sagt Beil: „Mit diesen Denkstücken wird klar, wie die Verhältnisse eigentlich sind.“ Ähnliches gelte auch für Fotos von einer Müllhalde in Ghana, die in der Ausstellung „Man and Mining“ zu sehen sind. Auf dieser Müllhalde landet Elektroschrott aus ganz Europa.
Völklingen als Ort der europäischen Zivilisation
Die Macher sehen ihre Ausstellung auch als eine Art Nabelschau: „Ohne Erz und Kohle gäbe es weder das Eisenwerk noch uns als Nachfolge-Einrichtung“, gibt Ralf Beil über die Geschichte des ehemaligen Stahlwerks und seine heutige Nutzung als Kunst-Ort zu bedenken: „Wir sind ein Ort, der Licht und Schatten der europäischen Zivilisation zeigt. Und aus dieser Basis ergibt sich eine Verpflichtung.“
Ralf Beil ist Kunsthistoriker, Kurator und Kritiker. Er war am Institut Mathildenhöhe in Darmstadt und am Kunstmuseum Wolfsburg tätig. Seit 2020 ist er Direktor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
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