Virtualität ist keine Realität
Virtuelle Technik kann eine Menge. Das möchte der Künstler und Kunsttheoretiker Bazon Brock gar nicht bestreiten. Fantastische digitale Welten aus Computerspielen oder Filmen seien und blieben aber eben genau dies: virtuell - und damit nicht real.
Virtuelle Welten seien insofern einfach neue Formen der eigenen Phantasie - und damit "eine real gewordene Virtualität". Wirklichkeit dagegen sei, "was sich meinem Mutwillen, meinem Belieben nicht beugt", so Brock in SWR2.
Die "gefährlichste Ideologie": der Glaube an die virtuelle Machbarkeit
Im Glauben an eine "virtuelle Realität" drohe deshalb das Verhältnis zur Wirklichkeit, die nicht so einfach geformt werden könne, verlorenzugehen. "Wir sollen sogar glauben gemacht werden, dass es keine Realitätsverbindlichkeit mehr gibt und dass wir nach Belieben über unsere Verhältnisse zur Welt verfügen können."
Bazon Brock hält dies für "die gefährlichste Ideologie" der Gegenwart. Geltende Regeln und Bedingungen des Zusammenlebens "sollen als bloßes Belieben, als ein bloß zufällig Geltendes relativiert werden, so dass kein Mensch mehr ein verbindliches Urteil fällen kann."
Politischer Allmachtswahnsinn
Das äußere sich beispielsweise im "Allmachtswahnsinn" der Politik, die der Auffassung sei, mit Milliardenausgaben alle Probleme lösen zu können. Gegen eine solche Verdrehung von Virtualität und Realität helfe nur "Training": sich bewusst zu machen, dass Gedachtes in einer sozialen Realität immer erst verwirklicht werden müsse.