Ein Stil, der untrennbar mit seinem Macher verknüpft ist.
Pastellig-flächige Farben, symmetrische Bildkompositionen, breit ausgefächert arrangierte Alltagsgegenstände und eine ganz große Portion Retro-Charme irgendwo zwischen Art Déco und der Technicolor-Idylle der 1950er-Jahre: Die Filmwelten des Wes Anderson sind geprägt von einer einzigartigen, klar umrissenen Ästhetik.
„Asteroid City“: Die Filmkritik von Rüdiger Suchsland
Wenige Regisseure fallen einem ein, deren filmischer Stil so untrennbar mit ihrem Namen verbunden sind: Tim Burton vielleicht, oder Quentin Tarentino. Bei Anderson, dessen neuester Film „Asteroid City“ nun in den deutschen Kinos angelaufen ist, sorgt die Wiedererkennbarkeit seiner Werke schon seit Jahren für liebevolle Parodien.
Die amerikanische Sketch-Comedy-Show Saturday Night Live karikierte 2013 Andersons Stil als Horrorfilm-Trailer, die Zeichentrick-Satire „Family Guy“ produzierte eine ganze Kurzepisode in Anderson-Manier.
Regisseur mit Gespür für Komposition: Wes Andersons Filme
Ein gefundenes Fressen für Instagram und TikTok
Andersons zeitlose Ästhetik machen ihn schon seit Jahren zum Phänomen in den sozialen Medien. Auf Instagram sammeln Fans Fotos aus aller Welt, die sie an die Welten seiner Filme erinnern.
Es sind verspielte Fassaden in Bonbonrosa und Korallenrot, quietschgelbe Türme inmitten einer vermeintlich unberührten Natur und besonders symmetrisch fotografierte Aufnahmen von Zugwaggons und Türenfluchten, die einem unweigerlich Andersons bekanntesten Filme, vor allem „Grand Budapest Hotel“ von 2014, vor Augen führen.
Auch filmisch setzen Anderson-Fans den Stil ihres Idols in den sozialen Medien um. Auf Instagram, Youtube und TikTok finden sich unzählige Urlaubsvideos und Alltagsszenen, die ganz eindeutig von der Handschrift des Filmkünstlers geprägt sind. All diesen Filmchen ist eines gemein: die Sorgfalt und Liebe zum Detail, mit der ihre Macher dem Ausnahme-Regisseur Tribut zollen.
Wiedererkennbarkeit sorgt im Zeitalter von K.I. für Reproduzierbarkeit
So handgemacht und künstlerisch bis ins allerletzte Detail durchdacht Andersons Welten sind, erscheint es schon fast wie Hohn, dass auch die gängigen K.I.-Systeme den Anderson-Stil nun erlernt haben und kopieren. Seit etwa einem Monat kursieren im Internet zahlreiche Trailer, die beliebte Filmreihen und große Klassiker in einer Neubearbeitung von Wes Anderson: Neben dem „Herrn der Ringe“ sind auch „Jurassic Park“, „Harry Potter“ oder die Serie „The Office“ nun in der Anderson-Ästhetik verfügbar.
K.I. macht's möglich: So sieht „Der Herr der Ringe“ im Wes-Anderson-Stil aus
Dem Künstler Anderson ergeht es nun nicht anders wie etwa Vincent van Gogh, Rembrandt oder Leonardo da Vinci: Die Einzigartigkeit seiner Filme, ihre eindeutige Wiedererkennbarkeit, sie ist der Grund für ihre absolute Reproduzierbarkeit geworden.
Was der Regisseur selbst davon hält? „Wenn mir jemand so etwas schickt, lösche ich es sofort“, sagte der Regisseur unlängst in einem Gespräch mit der Times, „es tut mir leid, aber bitte schickt mir keine Sachen von Menschen, die mich nachmachen“. Hommagen sind schön und gut, Imitationen aber ungewünscht.